Der verstorbene Sprayer OZ bleibt auch nach seinem Tod im Gespräch. Mittendrin hat sich umgehört, was die HamburgerInnen über den Street-Art-Künstler denken.
Am 17. Oktober soll der bekannte Sprayer OZ auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt werden. Der Künstler war von einer S-Bahn erfasst worden, als er auf den Gleisanlagen einen weiteren der für ihn charakteristischen Smileys sprühen wollte. Auch nach seinem Tod bleibt OZ in der Stadt präsent: Eine Petition fordert, dass die Graffitis des Sprayers als Kunst erhalten werden sollen, zudem sammelt das Projekt „Kiezhelden“ des FC St. Pauli derzeit Spenden, um die Beerdigung von OZ zu bezahlen. Mehr als die Hälfte der benötigen Summe ist dabei schon zusammengekommen. Mittendrin hat die HamburgerInnen zu ihrer Meinung über OZ und seine Werke befragt.
Birgit aus Hamburg Mitte: „Im Moment ist das für mich keine Kunst. Vielleicht aber später. Ich kenne OZ zu wenig, um zu wissen, ob und wenn ja welche Aussage hinter den Kunstwerken steckt. Man müsste das so behandeln wie die Berliner Mauer. Es sollten sich Leute damit auseinander setzen, die wissen, was Kunst ist. Man muss ja auch immer bedenken, dass die Kosten der Pflege die Gesellschaft trägt. OZ hat aber auf jeden Fall den öffentlichen Raum mit beeinflusst. “
Jörg aus Hamburg Mitte: „Seine Smileys würde ich nicht als Kunst bezeichnen. Aber ich erinnere mich, dass ich diese schon oft in der Stadt gesehen habe. Die Werke, welche in der Galerie entstanden sind, würde ich schon eher als Kunst bezeichnen.“
Uwe aus St. Georg: „Eigentlich sind alle Werke von OZ Kunst. Ich würde auch in eine Ausstellung gehen und sie mir anschauen. Besonders gefällt mir, wie er seinen Arbeitsraum gestaltet hat. Ich unterstütze die Petition, sie sollten erhalten bleiben, da sie auch überall in der Stadt zu sehen sind.“
Malte und Christian von Laden underpressure, wo OZ oft seine Spraydosen kaufte: „OZ we miss you! Es ist auf jeden Fall Kunst, was er gemacht hat. Er und sein Schaffen sind ein Gesamtkunstwerk, wir können alle froh sein, dass wir ihn gehabt haben. Seine Werke müssen um jeden Preis erhalten werden, denn er kann nicht genug Anerkennung bekommen.“
Alena, arbeitssuchend: „Seine Sprayereien sind für mich schon Kunst und ich werde heute noch die Online-Petition unterschreiben“
Werner, Renter aus Hamburg Mitte: „Die Smileys sind einfach nur schmutzige Graffitis und für mich in keinem Fall Kunst. Das ist zu einfach, das kann doch jeder einfache Sprayer auch. Aber seine Werke, die in der Galerie entstanden sind, bei denen merkt man, dass sie symmetrisch und auch künstlerisch ansprechend sind. Da steckt System dahinter. Das ist schon eher etwas.“
Nadine aus Berlin studierte Kunstgeschichte: „OZ Werke sollen erhalten werden, es ist Kunst was er geschaffen hat. Obwohl ist die Frage nicht eigentlich schon ausdiskutiert, ob Street Art Kunst ist?“
Janosch studiert an der HAW: „Die Smileys sind doch keine Kunst. Mich erinnern OZ Werke in der Galerie an den Künstler Gustav Klim, das hat etwas. Generell finde ich sie aber nicht so schön. Offen bin ich schon für Straßenkunst, aber es liegt mir an den Werken von OZ nicht so viel.“
Dr. Gunter Böttcher, CDU Fraktionsvorsitzender Hamburg-Mitte: „Mir ist die Online-Petition noch nicht bekannt. Ich glaube aber, dass einige Leute OZ als Künstler glorifizieren wollen. Ich würde ihn nicht als einen Künstler bezeichnen. Seine Malereien in der Stadt sind für mich weder Einzelkunstwerke noch Gesamtkunstwerke“
Ina Morgenroth, Bezirksabgeordnete Die Linke: „Walter Josef Fischer war einer der bekanntesten Graffiti-Künstler Deutschlands, nicht nur, weil er bis ins hohe Alter und trotz mehrfacher Verurteilungen wegen Sachbeschädigung beharrlich weiter seiner Leidenschaft nachgegangen ist, sondern auch weil er dies mit unglaublicher quantitativer Ausdauer getan und so Hamburgs urbanes Straßenbild mitgeprägt hat. Mag sich einer auch darüber streiten, wo die Grenzen zwischen Street Art und sachbeschädigenden „Sprayereien“ liegen, ist Graffiti längst als eine Form der Kunst anerkannt, auch wenn dies teilweise mit gesellschaftlichen und strafrechtlichen Ansprüchen kollidiert.“
Jens M.
9. Oktober 2014 at 17:59
Grundsätzlich: Wir haben nicht zu wenig, sondern eindeutig zu viele Sprayereien im öffentlichen Raum. Das meiste davon wurde unerbetenerweise an Immobilien und privaten Gegenständen hinterlassen. Längst nicht alles davon ist höchste Kunst. Für Eigentümer ist es ärgerlich dagegen vorzugehen, und wenn mal ein Sprayer erwischt wird, ist bei ihm oft nichts zu holen, so dass der Geschädigte auch noch auf den Gerichtskosten sitzen bleibt. Insofern empfinde ich insbesondere die Anmerkungen der Lokalpolitikerin der Linken als – vorsichtig ausgedrückt – sehr beschönigend.
Auch wenn man ein Herz für Rebellen und Alternativkunst haben mag: Eine Art pauschalen Denkmalschutz für Ozs Sprüh-Hinterlassenschaften ist das falsche Signal. Daher: Sucht von mir aus eine Handvoll interessanter Werke aus und konserviert sie – und lasst den Rest den Weg alles Zeitlichen gehen.
Jens M.
10. Oktober 2014 at 08:33
Es gibt nicht zu wenig, sondern zu viel Graffitti im Hamburger Stadtbild. Bei aller Sympathie für rebellische Geister: Vieles davon ist durch Sachbeschädigung entstanden und nicht gerade hübsch. Ich bevorzuge Kunst, die einvernehmlich entsteht. Oz‘ Werke mögen ja hier und da interessant und punktuell erhaltenswert sein. Aber sie generell unter eine Art Denkmalschutz zu stellen hielte ich für das falsche Zeichen.
Deine Muddä
11. Oktober 2014 at 12:45
Wir brauchen mehr OZ und weniger Dr. Gunter Böttcher.
Anwohner
24. Oktober 2014 at 22:19
@Malte und Christian. War der Sprayer ein Migrant, verstand er nicht deutsch? Ich meine, weil Sie den Nachruf auf Englisch bringen, we miss you……..!