In der vergangenen Woche machte die Klage einer Eigentümergemeinschaft in der Langen Reihe 84 gegen die Kita St. Marien Schlagzeilen. Die Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich offenbar durch die Lautstärke der spielenden Kinder belästigt. Zudem ist in den Augen der Eigentümer die Staubentwicklung durch den Sandkasten störend. Der Einwohnerverein St. Georg kritisiert dieses Vorgehen und fordert die Stadt auf, den Stadtteil gezielt für Familien attraktiv zu machen.
Endlich klingelt es, die große Pause beginnt in der Domschule in St. Georg. Die Kinder strömen auf den Schulhof. Sie toben und tollen herum, spielen Fußball oder klettern an den Spielgeräten. Nicht nur die Schulkinder, sondern auch die Kleinen aus dem Kindertagesheim St. Marien spielen gern auf dem Innenhof. Im Sommer werden in der Sandkiste Kuchen gebacken und kleine Burgen gebaut. Eigentlich ein ganz normaler Schulhof mitten in Hamburg – eigentlich.
Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, haben die Anwohnerinnen und Anwohner eine Nachbarschaftsklage gegen das Kindertagesheim eingereicht. Der von den Kindern ausgehende Lärm sei unerträglich und ebenso die Staubentwicklung, die durch das Spielen der Kinder im Sandkasten entstehe. Rechtlich vertreten werden die Kläger durch Helmut Voigtland. Im Anschluss an die bekannt gewordene Klage trat Voigtland, Rechtsanwalt und seit 1995 auch Vorsitzender des Bürgervereins St. Georg, von seinem Amt im Stadtteil zurück.
Die Klage hatte nicht nur bei Gemeindemitgliedern, sondern auch bei vielen Bürgerinnen und Bürgern St. Georgs für Verwunderung und Empörung gesorgt. So nimmt nun auch der Einwohnerverein St. Georg Stellung zu den Ereignissen: „Der Einwohnerverein St. Georg erklärt deutlich und nachhaltig, dass er sich für die Interessen der Eltern und Kinder und ihrer Einrichtungen im Stadtteil einsetzt.“ Darüber hinaus fordere man gezielten öffentlichen Wohnungsbau, der es auch Familien das Wohnen im Stadtteil wieder ermögliche. „Die Geräuschkulisse von Kindern – heutzutage eben vor allem im Umfeld von Spielplätzen und Kitas – ist vielleicht der natürlichste „Lärm“, den es seit Menschengedenken gibt und an dem man sich auch gerne erfreuen kann und sollte“, heißt es weiter in der Stellungnahme des Einwohnervereins. Darüber hinaus spreche jedoch nichts gegen Lärmschutzmaßnahmen. Der aufgewirbelte Staub durch den Sandkasten des Kindertagesheims stehe weiterhin in keinem Verhältnis zur Umweltbelastung und Luftverschmutzung, der vom Straßenverkehr ausgehe. Der Einwohnerverein bedauere außerdem den verkündeten Rücktritt von Helmut Voigtland.
Die Domschule und das Kindertagesheim gehören zur katholischen Gemeinde St. Marien. Der Innenhof liegt direkt neben dem großen St. Marien Dom in der Danziger Straße 60. Etwa 170 Kinder besuchen das Kindertagesheim St. Marien und etwa 450 Kinder die Domschule. Bereits seit 1861 wird an der Domschule in St. Georg unterrichtet. Das Kindertagesheim ist im ehemaligen Waisenhaus der Gemeinde untergebracht. Die Domschule und das Kindertagesheim sind ein Stück St. Georg. Der Stadtteil ist nicht nur bekannt für seine Vielfalt und seinen Zusammenhalt, wie zuletzt bei den Protesten zum Erhalt der Buchhandlung Wohlers in der Langen Reihe, sondern vor allem auch für seine Toleranz für all seine Bewohnerinnen und Bewohner – auch die kleinen.
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