Die Geschichtswerkstätten in Hamburg leisten einen wichtigen Beitrag zur Stadtteilkultur, darin sind sich alle einig – dennoch fehlt vielen Einrichtungen die nötige Finanzierung.
Mit einem Appell wenden sich die Hamburger Geschichtswerkstätten an die Abgeordneten der Bürgerschaft und die Kultursenatorin Barbara Kisseler. Darin fordern sie die Erhöhung der finanziellen Unterstützung durch die Stadt. „Seit mehr als dreißig Jahren leisten die Geschichtswerkstätten einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Vermittlung der Geschichte Hamburgs“, heißt es in dem Schreiben. „Mit einer entsprechenden Erhöhung der institutionellen Förderung würde die Stadt nicht nur die erbrachten Leistungen der Geschichtswerkstätten honorieren, sondern endlich auch einen finanziellen Rahmen schaffen, in dem sie ihre Arbeit ohne Not weiterführen können“, schreiben die Verfasser weiter. Unterstützung erhalten sie bei ihrer Forderung durch fünf der sieben Bezirksversammlungen.
Großer Bedarf in Mitte
Auch die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat bereits im Februar einem Antrag der SPD zugestimmt, der eine Erhöhung der Mittel fordert. Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) wird darin gebeten, sich bei der Kulturbehörde dafür einzusetzen. Passiert ist seitdem nicht viel, dabei ist der Bedarf für zusätzliche Gelder in den Bezirken Mitte und Nord am größten. Rund 203.000 Euro werden laut einer Aufstellung der Geschichtswerkstätten in Mitte pro Jahr benötigt. Im Jahr 2013 erhielten die sieben Geschichtswerkstätten jedoch insgesamt nur 47.480 Euro. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Einrichtungen große Unterschiede: Während das St. Pauli Archiv zum Beispiel rund 20.000 Euro pro Jahr erhält, bekommen die Geschichtswerkstätten in Billstedt, Horn und im Gängeviertel gar keine Unterstützung.
Diese Lage ist für die Geschichtswerkstätten nicht neu: 2004 wurde die Förderung pauschal um 25 Prozent gekürzt. Von der Erhöhung der Mittel für Stadtteilkultur 2009 blieben die meisten Geschichtswerkstätten ausgeschlossen. Einen Inflationsausgleich für Löhne und Betriebskosten hat es laut den Geschichtswerkstätten seit 1996 nicht gegeben.
Kulturbehörde sieht Bezirke in der Pflicht
Laut Kulturbehörde teilt man die Ansicht der Bezirksversammlung und unterstreicht die Bedeutung der Geschichtswerkstätten für die Stadtteilkultur. Auch Kultursenatorin Kisseler betonte bei der Verleihung des Stadtteilkulturpreises, dass die Geschichtswerkstätten einen wichtigen Beitrag für Identität und Geschichtsbewusstsein in den Stadtteilen leisten. Bei Fragen der Finanzierung sieht die Behörde aber die Bezirke in der Pflicht. Die Förderung der Geschichtswerkstätten sei die Zuständigkeit des Bezirksamtes und die Entscheidung über die Höhe der Beiträge läge bei der Bezirksversammlung – hier fehlen jedoch aufgrund der Sparmaßnahmen des Senats ebenfalls die Mittel, um die Einrichtungen in den Stadtteilen besser unterstützen zu können.
Bei den Haushaltsberatungen im September wollen Geschichtswerkstätten sich daher für eine Erhöhung des Kulturetats einsetzen, der den Werkstätten zugute kommen soll. Für Ralph Ziegenbalg, Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Billstedt, ist das längst überfällig. Es sei ein Skandal, dass trotz veränderter Rahmenbedingungen auf eine unzureichende Finanzierung in der Verantwortung der Bezirke hingewiesen werden. Dies sei vielmehr ein Scheinargument: „Der Etat der Kulturbehörde macht etwa zwei Prozent des Gesamthaushaltes aus, davon entfallen wiederum zwei Prozent für Stadtteilkultur. Davon bekommen die Geschichtswerkstätten ein Zehntel“, erklärt Ziegenbalg. „Wir reden also über ein Fünfundzwanzigtausendstel des Gesamthaushaltes, das bestenfalls verdoppelt werden soll“, so Ziegenbalg weiter.
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