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U4: Die Baustellenbahn

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Vergangene Woche wurde die neue U-Bahn-Linie U4 feierlich eröffnet (Mittendrin berichtete). Viele Hamburgerinnen und Hamburger nutzten den kostenlosen Schnupperbetrieb bis zum 9. Dezember, um die neuen Haltestellen Überseequartier und HafenCity Universität zu erkunden. Viel zu sehen gibt es an der Endhaltestelle derzeit jedoch nicht. Metertiefe Baugruben, Baukräne und Sandhaufen deuten nur an, wo zukünftig ein ganzer Stadtteil entstehen soll. Das Bündnis „Recht auf Stadt“ stellte am Samstag mit einer humorvollen Protestaktion den Sinn der neuen U-Bahn in Frage.

Schwerbepackt schiebt sich die Menschenmenge in den überfüllten Waggon. Die Beute der Weihnachtseinkäufe unter beide Arme geklemmt drängen sie sich wie Ölsardinen in die neue U4. Vom Jungfernstieg benötigt der Zug nur wenige Minuten in die HafenCity. Zwischen Alsterhaus und Weihnachtsmarkt bietet die letzte Möglichkeit kostenfrei den neuen Stadtteil zu besuchen eine willkommene Abwechslung. An der Endstation angekommen fluten die Menschen aus der U-Bahn Station heraus, die derzeit über der Erde nur aus einem weißen Gartenzelt besteht. Ein rotes Band versperrt den Weg zu Hamburgs größter Baustelle. „Treten sie näher, bewundern den teuersten Sandhaufen der Stadt“, ruft Michael*, ein Aktivist des Bündnisses „Recht auf Stadt“ in das Mikrofon.

„Der teuerste Sandhaufen Hamburgs“

Die rund 30 Demonstranten tragen Bauarbeiterhelme. Jeder hält ein Glas Champagner in der Hand. Heute wollen sie symbolisch den Grundstein für ein lange geplantes Projekt legen: Den Ausbau der U4 bis zum Osdorfer Born. Das Rote Band soll feierlich durchtrennt werden. „Wir stehen hier nicht nur auf dem teuersten, sondern auch auf dem am besten angebundenen Sandhaufen Hamburgs“, sagt Michael. „Die HafenCity ist so exklusiv, der Stadtteil wurde an die Innenstadt angebunden, bevor es überhaupt einen Stadtteil gibt.“ Weniger exklusive Stadtteile, wie Steilshoop oder Jenfeld sind bisher nicht in den Genuss einer schnellen Anbindung an die City gekommen. „Man kann natürlich nach über dreißig Jahren Planung nicht gleich alles auf einmal verlangen“, grinst Michael.

In den 1970er Jahren hatte die SPD den Bau einer neuen U4 von der Sengelmannstraße über die Lange Reihe und St. Pauli bis zum Osdorfer Born angekündigt. Das Projekt war 1974 ein wichtiges Wahlkampfthema der Sozialdemokraten. Aufgrund der fehlenden Finanzmittel wurden die Planungen jedoch Ende der 70er aufgegeben. Vorarbeiten für die geplante Strecke waren im Vorfeld bereits ausgeführt worden. Zum Beispiel besteht an der Sengelmannstraße ein Bahnsteig für die geplante U4, der bis heute ungenutzt ist.

Wahlplakat der SPD 1974

Die heutige U4 ist mit dem Großprojekt der 1970er nicht zu vergleichen. Statt bewohnte Stadtteile anzubinden endet die Strecke auf einer Baustelle. Die HafenCity Universität soll Ende 2013 eröffnet werden. Für die geplanten Bauwerke auf den umliegenden Flächen gab es zuletzt Unstimmigkeiten mit den Investoren. Derzeit ist nicht klar, wann diese Projekte fertiggestellt werden sollen. Die Haltestelle HafenCity Universität wird bis 2013 nicht regelmäßig angefahren. Das Hinweisschild der Station bleibt bis dahin von einer Plastikfolie verhüllt. Am Samstag wurde, wie es sich für eine Grundsteinlegung gehört, das Schild jedoch feierlich enthüllt. Zur Vorbereitung eines möglichen Ausbaus der U4 hatten die Demonstranten unter anderem auch die Haltestellenschilder für Jenfeld, Steilshoop und Bramfeld gleich mitgebracht.

*Name von der Redaktion geändert

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