Der BUND hat die SpitzenkandidatInnen der Parteien zur Bezirkswahl am 25. Mai zum Thema Baumschutz befragt. In Hamburg-Mitte herrscht dabei weitestgehend Einigkeit – für jeden gefällten Baum muss mindestens ein neuer gepflanzt werden.
Im Rahmen einer aktuellen Befragung des BUND gab die überwiegende Mehrheit der KandidatInnen an, sich im Falle ihrer Wahl persönlich für den Baumschutz einsetzen wollen. Zentrale Elemente sind dabei: Ein Ausgleich für gefällte Bäume von mindestens 1:1, ausreichend Personal in den Behörden, um Fällanträge gewissenhaft zu prüfen und Nachpflanzgebote zu kontrollieren sowie ein einheitlicher Internetauftritt für ganz Hamburg, der die Bevölkerung frühzeitig und umfassend über Baumfällungen informiert.
Einigkeit über den 1:1 Ausgleich
Alle für Hamburg-Mitte befragten SpitzenkandidatInnen geben in der BUND-Umfrage an, sich in Zukunft dafür einsetzen zu wollen, dass für jeden gefällten Baum mindestens ein neuer nachgepflanzt wird. Auch wollen alle Befragten dafür sorgen, dass zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt wird, damit Fällantrage gegebenenfalls auch vor Ort überprüft und Nachpflanzungen kontrolliert werden können.
„Wir setzen uns für den ortsnahen und im besten Fall für den direkten bezirklichen Ausgleich bei Baumaßnahmen ein. Es darf kein Baum mehr in Mitte verschwinden, da das Stadtgrün unser Hamburg lebenswerter und attraktiver macht“, sagt Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Hierfür müsse jedoch das örtliche Baumkataster noch besser geführt werden, damit Fällungen nachvollziehbarer werden.
Einem unmittelbaren Ausgleich stimmt auch Constance Manzke von der CDU zu: „Es sollte eine verstärkte Neuanpflanzung von Bäumen in Grünanlagen geben, wo es möglich und sinnvoll ist.“ Bei größeren Bauprojekten müsse eine Wiederanpflanzung des verlorenen Baubestandes eingefordert werden. Die CDU-Kandidatin befürwortet auch eine Stärkung von Baumpatenschaften im Bezirk. „Es ist wichtig, dass es im Umweltausschuss rechtzeitige Vorinformationen über ökologisch relevante Bauanträge gibt, damit die Bezirkspolitik ihre Handlungsmöglichkeiten auch nutzen kann“, so Bernd Ohde (FDP).
Gepflegtes Bürgerinformationssystem statt neuer Homepage
Weitergehend sind die Forderungen von Stefan „Teddy“ Dührkop (Die Linke): „Wir müssen die anderen Parteien weiterhin daran erinnern, das Bäume nicht wirtschaftlichen Interessen weichen dürfen. Die Menge der Fällanträge ist viel zu hoch.“ Für jeden gefällten Baum sollten sogar drei neue gepflanzt werden müssen, fordert der Spitzenkandidat der Linken in der BUND-Befragung.
„Die SPD steht für 1:1 Ausgleich vor Ort bei Baumaßnahmen. Auch innovative Grünkonzepte werden bei den Verhandlungen für Neubauten gefordert“, sagt Falko Droßmann, Fraktionsvorsitzender der SPD in Hamburg-Mitte. In einem Punkt widerspricht der SPD-Spitzenkandidat seinen politischen Kontrahenten dann aber doch: „Eine allgemeine Internetseite ist nicht realisierbar.“ Vielmehr müsse das bereits vorhandene Bürgerinformationssystem der Bezirksversammlung gut gepflegt sein. Dann würden die AnwohnerInnen die Infos parallel zu den Abgeordneten erhalten.
Überraschende Einigkeit
„Das Ergebnis überrascht in seiner Eindeutigkeit. Nun müssen den Worten aber auch dringend Taten folgen“, kommentiert Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND, die Umfrage des Umweltverbandes. Hamburg verliere pro Jahr weiterhin mindestens 6.000 Bäume. Ein Großteil der Entscheidungen beim Thema Baumschutz werde tatsächlich in den Bezirken gefällt und liege damit in der Verantwortung der befragten SpitzenkandidatInnen. Dies betreffe sowohl die Fällungen und Nachpflanzgebote als auch die der Bevölkerung so wichtige Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz. „Die Hamburgerinnen und Hamburger identifizieren sich in einem hohen Maße mit ihrer „grünen Stadt“. Sie haben ein Recht darauf, dass mit dem die Stadt immer noch prägenden Baumbestand verantwortungsvoll umgegangen wird und Fällmaßnahmen nicht hinter verschlossenen Türen entschieden werden“, so Manfred Braasch weiter.
Damit die Bezirke ausreichenden Spielraum für mehr Baumschutz haben, fordert der BUND, dass die so genannten Rahmenzuweisungen der Stadt an die Bezirke im Grünbereich deutlich angehoben werden. Für die notwendigen Kontrollen, aber auch für Pflegemaßnahmen zum Erhalt alter und damit besonders wertvoller Bäume gebe Hamburg im Vergleich zu anderen Großstädten deutlich zu wenig aus.
Foto: „lukas ffffffffffffff“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nd)
http://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/deed.de
Roberto
21. Mai 2014 at 16:14
Komisch, dieses plötzliche Umweltbewußtsein der Parteien, die in den letzten Jahren regiert haben. Wer ist den für die ganzen Fällungen verantwortlich? Sind es nicht SPD/CDU/Grüne? Umwelthauptstadt Hamburg feiern, aber sich benehmen wie die Axt im Walde. Wer holt denn die ganzen Kreutzfahrtschiffe nach Hamburg und schafft keine Landstromversorgung? Wer versetzte denn Luftmeßstationen, um ordnungsgemäße Ergebnisse zu bekommen? Auch Lärm ist Umweltverschmutzung. Er macht krank. Zogen die Regierenden jemals daraus Konsequenzen? Alles Verschleierungstaktik, um von den nicht wahrgenommenen Aufgaben abzulenken.
Ralf
23. Mai 2014 at 08:47
@ Roberto, genau auf den Punkt gekommen!!!