Tür auf. Handwerker rein. Meister, Geselle, Lehrling betreten das Haus. Gekleidet in weiße Overalls bringen sie Leiter, Eimer und Pinsel mit. Der Hausherr reicht Kaffee und begleitete das Trio ins Wohnzimmer. Die Möbel sind bereits beiseite geräumt. Aquamarinblau soll der Raum werden. Die Handwerker packen ihr Equipment aus. Folien werden zu Schutz des Bodens und der Möbel ausgelegt. Ein paar Kleckser Farbe und einige geübte Handgriffe später, erstrahlt das Zimmer in der gewünschten Farbe. Der Kaffee ist ausgetrunken. Die Handwerker packen zusammen. Der Kunde ist zufrieden. Feierabend. Dieses Bild vom Maler ist allgegenwärtig.
„Früher war der Maler ein Künstler und hat besonders im Auftrag der Kirche Gemälde sowie Wand- und Deckenmalereien erschaffen“, sagt Helmut Kruse. Der 73-jährige aus Rahlstedt ist einer der ehrenamtlichen Helfer im Deutschen Maler- und Lackierermuseum, gelegen zwischen Billstedt und Bergedorf. „Zur Meisterprüfung war es Pflicht ein Kunstwerk, etwa ein Gemälde, abzuliefern“. Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht die lange Tradition des Malerberufes zu dokumentieren und den Besuchern die Vielfältigkeit des Handwerks zu demonstrieren. Es gibt viel zu zeigen und zu erklären. Schließlich kann der Malerberuf auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Bereits 1375 ab es die erste Malerinnung in Hamburg.
Helmut Kruse und seinen Kollegen gelingt es auf spannende Weise diese lange Tradition erfahrbar zu machen. Für jeden Gast nehmen sich die ehrenamtlichen Helfer des Museums ausgiebig Zeit. Viele der Geschichten sind eigene Erfahrungen. Man merkt, dass die überwiegend älteren Malermeister noch heute Freude an ihrem Beruf haben und Stolz auf ihr Handwerk sind. So auch Helmut Kruse, der selbst 37 Jahre lang als Maler selbstständig war. Der alte Meister weiß viel über die Handwerkskunst des Malerberufes zu erzählen und kennt Techniken, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Diese zeigt und erklärt er Besuchern gerne. Aber auch den ein oder anderen Schwank aus seiner eigenen Lehrzeit gibt Kruse gerne zum Besten: „Früher, da musste ich die alten Farbeimer ausbrennen und abschleifen. Zum Mittag mussten die dann so sauber sein, dass der Geselle seine Wurst darin kochen konnte“.
Das Museum selbst ist ein Beispiel der Malerkunst von Helmut Kruse und seinen Kollegen. Beherbergt wird die Ausstellung in einem alten Patrizierhaus, das als Glockenhaus bezeichnet wird. Namensgebend ist der Glockenturm des Hauses. Von hier wurden früher die Landarbeiter am Ende des Tages von den umliegenden Feldern gerufen. Bis 1984 wurde das Haus vor der Gründung des Museums durch die ehrenamtlichen Helfer restauriert. Der alte Stil des Gebäudes sollte dabei erhalten bleiben. Bei den Arbeiten wurde unter anderem die prächtige vierhundert Jahre alte Holzdecke wieder freigelegt und aufwendig restauriert. Wie es dem Malerhandwerk gebührt erstrahlen die Räume des Gebäudes heute in neuem Glanz. Alte Verzierungen wurden erneuert und neue hinzugefügt. Insbesondere die aufwendige Schattenmalerei, welche den Eindruck einer echten Holzvertäfelung an den Wänden entstehen lässt, zeugt von den Fähigkeiten der Malermeister. Einzig einige Macken und Dellen stören den makellosen Eindruck des Gebäudes. „Das Haus steht unter Denkmalschutz. Deshalb können wir nicht alles so machen, wie wir es gerne würden “, erklärt Helmut Kruse. „Meinem Lehrling hätte ich sowas allerdings um die Ohren gehauen“, ergänzt er schmunzelnd.
Die Verbundenheit mit dem eigenen Handwerk ist im Deutschen Maler- und Lackierermuseum groß. „Die Tradition des Berufes ist mir sehr wichtig“, sagt Kruse. Selbstverständlich ist es, dass einige Utensilien des Museums regelmäßig bei den Feierlichkeiten zum Lukastag zum Einsatz kommen. Lukas ist seit jeher der Schutzpatron der Maler. Alljährlich werden die alten Fahnen und das wertvolle Innungssilber –darunter die schwere Kette, die der Obermeister während der Feierlichkeiten trägt – aus dem Museum geholt. Stolz präsentiert dann die Malerinnung ihre lange Tradition. „Maler sein das ist eben mehr, als Raufasertapeten an die Wände kleben“, sagt Helmut Kruse.
Die Besucher des Museums sind häufig interessierte Maler und Berufsschulklassen. Der Weg lohnt sich jedoch für jedermann. Egal ob das liebevoll restaurierte historische Gebäude, die Darstellung alter Handwerkstechniken oder Werkzeuge und Kunstwerke aus der Geschichte des Malerhandwerkes das Interesse wecken, Helmut Kruse und seine Kollegen freuen sich jeden Besucher freundlich empfangen zu dürfen. Mit viel Fachwissen, spannenden Geschichten und einer gehörigen Portion Humor machen sie den Besuch zu einem Erlebnis.
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