Mit Billstedt verbinden viele Hamburger nicht nur Gutes. Als sozialer Brennpunkt verschrien und mit Problemen behaftet, wobei das Stichwort Spielhallen (HH-Mittendrin berichtete) nur ein Beispiel ist – so wird der Stadtteil im Osten der Stadt oft gesehen. Martina Hamester würde ihren Stadtteil trotzdem mit keinem Eimsbüttel tauschen wollen. Die achtundzwanzigjährige SPD-Abgeordnete, die uns im zweiten Teil unserer Stadtteilserie durch ihr Wohnviertel führt, ist hier geboren und aufgewachsen. Von „Heimatgefühl“ spricht sie daher, was sich auch in ihrem vielschichtigen Engagement für Billstedt widerspiegelt.
Die angehende Lehrerin ist stellvertretende Vorsitzende des Regionalausschusses Billstedt und Sprecherin des Unterausschuss Bau für ihre Partei. Dass Billstedt mit einer Zahl von gut 70.000 Einwohnern zahlenmäßig an eine Kleinstadt erinnert macht Politik hier nicht einfach: „Es ist eine Herausforderung, die Menschen zu erreichen“, so Hamester. Und das muss sie, denn die dynamische junge Frau hat viel vor: Eines ihrer Projekte ist die Verkehrsberuhigung auf der Billstedter Hauptstraße. Derzeit ist diese vom Schiffbeker Weg bis zur Reclamstraße als Teil eines Modellversuches auf zwei Spuren verengt. Hamester schlägt vor, den Streckenabschnitt vor der Kita „JuKiCo“ ebenfalls auf zwei Spuren zu verringern. Vorteile wie neue Parkmöglichkeiten und ein breiterer Fußweg mit Platz für Straßencafés könnten zur Belebung der Hauptstraße beitragen. Gleichzeitig werde so der große Verkehr auf die B5 umgeleitet. Für die Kita könnte eine Verengung eine Verbesserung der Verkehrssicherheit bedeuten.
Beim Entlangschlendern an der Billstedter Hauptstraße, stolpert man über eine der zwölf im Gehweg eingelassenen Platten, die mit historische Informationen und Geschichten über das Viertel bestückt sind. Verantwortlich für dieses Projekt ist die Billstedter Geschichtswerkstatt. Hamester setzt sich dafür ein, dass die Werkstatt – so wie die in Barmbek – institutionelle Förderung erhält, um die Arbeit professioneller gestalten zu können. „Das Projekt liegt mir am Herzen“ sagt sie. Stadtteilgeschichte trage einen wesentlichen Teil zur Stadtteilidentität bei. Außerdem sei es eine „unheimliche Image-Aufwertung“, sagt die junge Frau.
Neben ihrer Abgeordnetentätigkeit ist Martina Hamester auch Vorsitzende des Quartiersbeirats Schiffbeker Berg-Legiencenter-Washingtonring. Unter der Initiative „Schau nach Osten“ erarbeitet der Beirat Formen der Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung öffentlicher Flächen. In diesem Rahmen richtete er im Legiencenter eine Stadtteilloge ein, die als Plattform und Ansprechstation offen für die Bürger ist. Sie können sich an den Polizisten vor Ort wenden oder die Sprechzeiten für Fragen aller Art nutzen. Gleichzeitig soll die Loge dazu dienen, Nachbarschaftskontakte zu knüpfen und zu pflegen. Sommerfeste und andere Veranstaltungen bieten Möglichkeiten dazu. Für Kinder stehen außerdem Spielgeräte bereit, die entliehen und auf dem anliegenden Spielplatz genutzt werden können. „Es ist wichtig, dass sich die Bewohner engagieren“, betont Hamester. Darum soll die Loge auch ausdrücklich als Forum verstanden werden, in dem sich die Bürger mit Ideen und Veränderungswünschen einbringen können. „Die Bürgerbeteiligung ist an dieser Stelle noch ausbaufähig“, sagt Hamester.
Als Beispiel von gelungener Bürgerbeteiligung zeigt Hamester uns am Ende unseres Rundgangs den neu gestalteten Bolzplatz: Über Wochen hinweg wurde hier unter Einbeziehung der Jugendlichen über die Gestaltung diskutiert. Heraus kam ein Platz, der neben einem Fußball- und Basketballfeld auch eine Grünfläche zum Sitzen und Entspannen bietet. „Es sind immer Leute da“ sagt Hamester. Sie halte das Projekt für sehr gelungen.
Man merkt zweifelsohne, dass ihr die Bewohner Billstedts am Herzen liegen. So berichtet sie von dem im Viertel überall bekannten „Eiermann“, der schon seit Jahren jeden Mittwoch an verschiedenen Stationen in Billstedt hält und seine Ware so kundennah verkauft. Besonders für ältere Menschen, die längere Wege zum Supermarkt aus gesundheitlichen Gründen scheuen, ist er seit Jahren eine gern gesehene Institution im Stadtteil. Hamester – die selber gerne bei ihm einkauft – setzte sich dafür ein, dass seine Genehmigung verlängert wurde. „Wichtig ist, dass die Leute mich als Ansprechpartnerin wahrnehmen“, betont sie abschließend. Denn eins steht fest: Mit Billstedt und seinen Bewohnern hat Martina Hamester noch viel vor.
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