„Hacken für Jacken“: Von den Einnahmen des Secondhand-Shops Hanseatic Heels im Karoviertel konnten die Freiwilligen erstmals Winterkleidung für Bedürftige kaufen.
Etwa einen Monat nach der Eröffnung des Kleiderkammer-Stores Hanseatic Heels im Karoviertel konnte der Verein Hanseatic Help erstmals warme Winterschuhe, Mützen, Handschuhe und Unterwäsche kaufen. Der Start des Secondhand-Stores zum Weihnachtsgeschäft war ein voller Erfolg. Mittlerweile ist auch der hintere Teil des Ladens an der Glashüttenstraße 108 fertig eingerichtet, freiwillige Helferinnen greifen den beiden Ehrenamtlichen Marcel Nehrig und Dominik Bloh bei Verkauf und Beratung der Kundinnen unter die Arme. Auch eine eigene Facebook-Seite hat der Laden bereits.
Seit Jahresbeginn konnte Hanseatic Help so warme Winterkleidung kaufen, darunter rund 1000 Paar Schuhe, 2500 Paar Handschuhe und 1500 Wintermützen. Der Großteil der Kosten wurde durch Spenden getragen, auch die ersten Einnahmen von Hanseatic Heels flossen in den Kauf von Winterschuhen. „Warme und feste Winterschuhe sind Mangelware“, sagt Alexander Eber-Huber vom Verein Hanseatic Help. Unter dem Motto „Hacken für Jacken“ verkauft der Verein bei Hanseatic Heels die Kleiderspenden, die als solche nicht geeignet sind oder nicht dem Bedarf entsprechen – High Heels etwa, oder Designer-Mode. „Manche Stücke sind einfach zu sexy oder können aus religiösen Gründen nicht als Kleiderspenden verwendet werden“, sagt Dominik Bloh, der mit Marcel Nehrig ehrenamtlich den Laden managed.
„Außer High Heels haben wir auch Abend- und Sommerkleider, Handtaschen oder Spitzenunterwäsche“, sagt Marcel Nehrig. „Und wer hier etwas findet, tut mit dem Kauf auch gleich noch etwas Gutes.“ Denn das eingenommene Geld, das nicht für Nebenkosten verwendet wird, fließt direkt in die Flüchtlingshilfe. Die Räumlichkeiten konnte der Verein Hanseatic Help, der aus der Kleiderkammer Messehallen hervorgegangen ist, gegen einen geringen Obolus anmieten.
Acht bis zehn Stunden verbringen Marcel und Dominik täglich im Laden, denn nach wie vor wird an allen Ecken und Enden gearbeitet. Gemeinsam wurde gestrichen, Umkleidekabinen gebaut, Klamotten sortiert. Sie kümmern sich um Pressearbeit, Buchhaltung und die Ausarbeitung von Schichtpläne. „Wir sind selten vor 21 Uhr zu Hause“, sagt Dominik Bloh. Unzählige Kartons mit Kleiderspenden müssen ausgepackt, die ungeeigneten Stücke aussortiert und die guten im Laden aufgehängt werden.
Voraussichtlich sechs Monate wird es den Pop-Up-Store im Karoviertel geben. So lange läuft zumindest der Mietvertrag für die Räumlichkeiten. „Bis dahin wollen wir möglichst alles verkauft haben“, sagt Dominik Bloh. Aktuell nimmt die Hanseatic-Help-Kleiderkammer keine Spenden mehr an. Die Ehrenamtlichen mussten im Dezember mit Sack und Pack aus den Messehallen ausziehen. Die Bestellungen für die Hamburger Unterkünfte, Obdachloseninitiativen und Kleiderkammern werden nun in Bramfeld gepackt und von dort aus über die Stadt verteilt. Ein Teil der Kleiderspenden lagert zudem in einem Bunker in Wedel kurz hinter der Stadtgrenze. An beiden Standorten werden weiterhin dringend freiwillige Helfer gebraucht.
Ohne Ehrenamtliche wäre vieles nicht möglich
Einen Ort für die Annahme von Spenden beziehungsweise für die Vorsortierung der Kleider hat der Verein noch nicht gefunden. Warme Winterkleidung und warme Klamotten in kleinen Größen für Männern können direkt im Bieberhaus am Hauptbahnhof abgegeben werden. Dort kümmern sich Ehrenamtliche seit Dezember nun um die Flüchtlinge, die in Hamburg ankommen oder nach Skandinavien weiterreisen wollen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband unterstützte die Ehrenamtliche zuvor mit beheizten Zelten, Mitte Dezember stellte die Alstria die Räumlichkeiten im Bieberhaus mietfrei zur Verfügung, der Paritätische Wohlfahrtsverband übernahm dafür die Schirmherrschaft.
„In den Zelten konnte nicht weitergearbeitet werden, innen hat es schon geschimmelt und es war einfach viel zu kalt“, sagt Sidonie Fernau vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Sie koordiniert für den Paritätischen Wohlfahrtsverband die Organisation der Tagesstätte am Hauptbahnhof. Dabei geht es oft um ganz alltägliche Probleme: Ein Klo ist verstopft, neue Müllcontainer werden benötigt, mit der Deutschen Bahn muss geklärt werden, wo ein Container für den Info-Tresen der Helfer aufgestellt werden kann. „Vieles ist improvisiert und nicht großartig geplant“, sagt Fernau.
Wie auch am Hauptbahnhof wird die Flüchtlingshilfe überall in der Stadt von ehrenamtlichen Helfern möglich gemacht. Ohne die Freiwilligen wären viele Hilfsangebote in der aktuellen Form nicht vorhanden. „Einfach machen“ – Das Motto der Kleiderkammer und des Vereins Hanseatic Help hat 2015 vieles möglich gemacht und das wird sich voraussichtlich auch in diesem Jahr nicht ändern. Dieses Motto haben sich auch Dominik Bloh und Marcel Nehrig zu eigen gemacht, als sie den Secondhand-Shop „Hanseatic Heels“ eröffneten. „Wir sind zufrieden mit dem Start“, sagt Marcel Nehrig und Dominik Bloh ergänzt: „Ich denke, wir haben gezeigt, was man bewegen kann, wenn man einfach macht.“
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden