Carlito und Mal Èlevé bringen als „Irie Révoltés“ eine Mischung aus Reggae, Ska und HipHop auf die Bühne und engagieren sich für Viva con Agua. Marthe Ruddat hat die beiden Brüder auf zwei Bier getroffen und darüber gesprochen, welche Platten die Musiker besonders beeinflusst haben.
Wie kann man das Geräusch anstoßender Bierflaschen wohl am Besten verschriftlichen? Kling oder Klong? Marthe Ruddat hat über dieses Thema ausführlich mit Carlito und Mal Èlevé gesprochen. Schließlich gehört dieses Geräusch zu dieser Kolumne wie das hüpfende Herz beim Gedanken an die Lieblingsplatte. Wir probieren etwas herum und einigen uns auf Kling. Also: Kling, kling…kling! Die Brüder sind Sänger von Irie Révoltés. Mit ihrer Mischung aus Reggae, Ska und HipHop bringt die Band auf ihrer Deutschlandtour zur Zeit ihr Publikum ins Schwitzen. Mindestens genauso auffallend wie die Live-Auftritte der Gruppe ist aber ihr soziales Engagement. Seit der ersten Stunde engagieren sie sich für Viva con Agua und verwirklichen auch eigene soziale Projekte.
Marthe: Was für Musik hört so ein Musiker, der seine eigene Arbeit gerne mit politischen Inhalten füllt, wohl privat?
Carlito: Wir haben uns wirklich viele Gedanken über dieses Thema gemacht! Wir wollen ja schließlich irgendwie auch die Band repräsentieren. Das ist bei acht Leuten gar nicht so leicht. Irgendwie kommen wir alle aus verschiedenen musikalischen Richtungen, obwohl HipHop eine Schnittmenge ist. Aber das wäre doch sehr einfach, und deshalb haben wir uns überlegt, noch weiter zurück zu gehen. Wir gehen also ganz an den Anfang vom Anfang und sprechen über das Album, was uns für die Musik begeistert hat. Und da sind wir dann bei Bad von Michael Jackson.
Bad war das siebte Studioalbum von Michael Jackson. Als Nachfolger von Thriller war es weltweit ebenso erfolgreich und wurde bis heute mehr als 45 Millionen mal verkauft. In Deutschland gab es allein von neun der elf Lieder Single-Auskopplungen.
Marthe: Ach. Also damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet!
Carlito: Genau, damit rechnet bei uns irgendwie niemand. Auch deshalb haben wir uns für dieses Album entschieden. Und wir haben einfach viele Geschichten darüber zu erzählen.
Mal Élevé: Es gibt einfach kein Album, was die Musik der Band geprägt hat. Deshalb haben wir uns für eine Platte entschieden, die uns musikalisch motiviert hat.
Jetzt bin ich natürlich neugierig auf die Geschichten!
Mal Élevé: Bad erinnert uns sehr an unsere Kindheit. Wenn wir unsere Familie in Frankreich besucht haben, dann haben wir auch immer unsere Cousins getroffen.
Carlitos und Mal Élevés Vater ist Franzose. Irie Révoltés texten nicht nur auf Deutsch, sondern auch Französisch.
Mal Éleve: Und obwohl wir alle unterschiedliche Musik mochten, fand doch jeder dieses Album gut. Wir haben uns zusammen immer Konzerte vorgestellt. Ich weiß noch: Damit es sich wirklich anfühlt wie ein Konzert, haben wir uns in Frankreich ins Auto gesetzt und unfassbar geschwitzt. Wie auf einem Konzert halt. Später haben wir uns auch Tanzschritte zu den verschiedenen Liedern ausgedacht.
Also war es eher so eine Art Urlaubsmusik?
Carlito: Nein, das nicht. Ich habe das Album rauf und runter gehört. Beim Hausaufgaben machen stand der Kassettenrekorder immer neben mir. Und die Bad immer auf Schleife. Mit dem Kassettenrekorder konntest du nicht einfach das nächste Lied anmachen.
Gab es trotzdem ein Lied, bei welchem Du vorgespult hast?
Carlito: Den Just Good Friends fand ich nicht so geil. Eigentlich finde ich ihn heute immer noch nicht gut. Aber ich glaube Michael Jackson fand den selber scheisse. Der Song ist eigentlich nur auf dem Album, weil das so schon mit Stevie Wonder abgemacht war.
Just Good Friends ist eines von zwei Liedern auf dem Bad-Album, das nicht von Michael Jackson selbst geschrieben wurde. Das andere ist Man In The Mirror. Just Good Friends wurde nur einmal von Michael Jackson und Stevie Wonder live präsentiert worden.
Ihr habt vorhin von musikalischer Motivation gesprochen. Was genau hat Euch an dem Album motiviert, selbst Musik zu machen?
Carlito: Wir waren später auf ein paar Konzerten von Michael Jackson. Die waren wirklich sehr beeindruckend. Da wurde ja tatsächlich die reinste Popmusik gespielt und trotzdem sind alle gesprungen! All diese Konzerte hatten einen riesengroßen emotionalen Faktor. Da steht dieser Typ mit seiner Popmusik auf der Bühne und versprüht so viel Energie, dass alle hüpfen und springen. Ich glaube mich hat das schon insofern beeinflusst, als dass ich mir wünsche, dass auf unseren Konzerten auch eine springwütige Energie herrscht.
Mal Élevé: Tatsächlich war dieser Einfluss total lange gar nicht präsent. In der Anfangszeit von Irie Révoltés waren ganz andere Alben und Musikrichtungen präsent. Aber wir glauben schon, dass die Bad uns unterbewusst dazu motiviert hat den Leuten eine mindestens genauso tolle Zeit auf Konzerten zu bereiten, wie wir sie bei Michael Jackson erlebt haben.
Carlito: Wenn man mal drüber nach denkt ist es irgendwie auch witzig, das sowohl wir, als auch unser Cousin etwas mit Musik machen. Und wir saßen alle zusammen schwitzend in diesem Auto…
Habt ihr ein Lieblingslied auf dem Album?
Carlito: Nee, das war eher phasenweise. Smooth Criminal war aber schon immer weit vorne. Heutzutage finde ich Dirty Diana am geilsten. Der ist musikalisch einfach toll und wirkt nicht so gewollt und überproduziert wie manch anderer Song. Heute ist das mein Lieblingssong. Früher war das eher abhängig von den Musikvideos, die gerade aktuell waren. Und dann war da ja auch noch der Moonwalker.
Ihr wart schon ziemlich krasse Fans…
Carlito: Klar, wir waren die totalen Fans! Wir haben uns damals ein Zimmer geteilt und alles war voll mit Michael Jackson. Der war auch einfach ein Superstar. Und uns hat mit seiner Energie einfach total gepackt! Die Texte waren ja egal, die haben wir ja eh nicht verstanden.
Ihr covert ja eigentlich nicht. Wie wäre es mit einer Premiere mit Dirty Diana?
Mal Élevé: Früher haben wir bei den Proben auf Tour gerne mal gecovert und dann gefreestyled. Manchmal sind da ganze Songs entstanden. Aber heute machen wir das gar nicht mehr so.
Carlito: Aber Dirty Diana als Ragga-Song wär mal ziemlich legendär! Darüber müssen wir mal ernsthaft nachdenken…
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