Freitags Montag

Medienkolumne
Jan Freitag

Freier Journalist und Autor | Blog: http://freitagsmedien.com/ | Schreibt bei Mittendrin über die "Wahnsinnsstadt" Hamburg und den wöchentlichen TV-Dschungel

freitagsmedien_Spukki-2_Seite_1Jan Freitag hat sich durch den Mediendschungel dieser Woche gekämpft und dabei große Gegensätze und eine Katastrophenfrau gefunden.

Das digitale Zeitalter gebiert zuweilen die seltsamsten Allianzen. Dass RTL die Lizenzrechte seiner wöchentlichen Explosionen mit ergänzender Kriminalhandlung „Alarm für Cobra 11“ an den Autobahnversorger Tank & Rast GmbH verkauft, gehört eher nicht dazu. Ebenso wenig wie der Versuch der Pro7Sat1Media AG, zehn Jahre nach dem Veto des Bundeskartellamtes abermals mit dem Springer-Konzern zu fusionieren. Ja selbst die dokumentarische Liaison des quotenschwachen Nachttalkers Reinhold Beckmann mit der ARD-Primetime am Montag, war – obwohl sie künftig mangels Erfolg Richtung Dienstanacht verschoben wird – keine grundlegend absurde Beziehung. Von der allerdings kann mit Fug und Recht reden, wer vorigen Freitag einem gewissen LeFloid etwas Aufmerksamkeit im Netz zukommen ließ.

Der Youtuber hat seinen 2,6 Millionen Abonnenten und vermutlich noch ein paar Tausend mehr nämlich parallel zum Regelprogramm echter Nachrichtensender die Bundeskanzlerin geschenkt. Und zwar nicht als Spielzeug oder Pappaufsteller, wie es sie in seinem Kinderzimmer so viele zu sehen gibt, sondern höchstpersönlich. Und das, Achtung, nicht auf Anfrage des jungen Click-Millionärs, sondern vom Kanzerlinnenamt, deren Chefin nach Erstellung eines eigenen Instagram-Profils nun endgültig in den Neuen Medien, also bei künftigen Wählern Fuß fassen will.

Basecap statt Krawatte

Dafür saß ihr Hosenanzug statt Anzug mit Krawatte vermutlich ausnahmsweise mal einem Reporter in Basecap und T-Shirt gegenüber, was bei der heute geplanten Ausstrahlung deutlich machen wird, dass ein Informationsmedium, das gar kein Informationsmedium ist, sondern allenfalls ein Informationshäppchenverarbeitungsmedium, relevant genug ist, um alle Konventionen Konventionen sein zu lassen. Dennoch wird der Moderator mehr noch als die Fragen seiner Fans, die er vorab gesammelt hat, den größtmöglichen Gegensatz zur mächtigsten Frau der Welt darstellen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, oder – um im Rahmen der Politik zu bleiben: wie Merkels Heimat und Griechenland.

Deren, nun ja, „Regierung“ im Übrigen seit Frühjahr eine Nachrichtenlage dominiert, die oft von Landsfrau Linda Zervakis verlesen wurde, erste „Tagesschau“-Sprecherin mit ausländischen Eltern und also solche eng mit deren Heimat verbunden. Doch da die halbe Griechin in Mutterschutz ist, hat sie Zeit für leichtere Kost wie den „Summer of Peace“. Der traditionelle Sommerschwerpunkt auf Arte kümmert sich in dieser kriegerischen Epoche fortan jedes Wochenende um den Frieden, und dafür, sagt Zervakis, sei die „Katastrophenfrau“ als Moderatorin gerade richtig. Am Samstag (21.45 Uhr) startet der Fokus mit einem tollen Porträt des Reggea-Pioniers „Marley“ und legt tags drauf so richtig los, erst mit Robin Williams als wahrheitsliebender Frontreporter im Hollywood-Klassiker „Good Morning, Vietnam“, ab 22.10 Uhr dann mit Birgit Herdlischkes famoser Doku „Give Peace a Chance“, die 90 Minuten lang Friedensliedern und Protestsongs auf den Grund geht.

Angezogen entschuldet, nackt verkuppelt

Kriegerisch geht es hingegen an gleicher Stelle beim Theaterfilm „Richard III.“ zu, wo Lars Eidinger den blutigen Weg des psychopathischen Königs zur Macht am heute um 22.05 Uhr eine diabolische, aber brüchige Brutalität verleiht. Damit erreicht der Kulturkanal erneut ein Niveau, das andernorts chronisch unterlaufen wird. Als Beispiel muss da weder Peter Zwegat noch „Adam sucht Eva“ herhalten, wo RTL ab Montag und Mittwoch sein Stammpublikum mal angezogen entschuldet, mal nackt verkuppelt. Dafür lässt sich auch ZDFneo ins Feld führen, das Cordula Stratmanns Gabe zum glaubhaften Übersteuern ins Leere laufen lässt, wenn sie ab Donnerstag, 22.15 Uhr, in „Ellerbeck“ eine Dorfpädagogin spielt, die es unverhofft zur Bürgermeisterin bringt.

Und wenn es mal echt gutes Sachfernsehen gibt wie die fabelhafte Doku „Kalaschnikow und Kalifat“, dann versendet der Muttersender das Lehrstück über „Junge Franzosen im Terrorkrieg“ mittwochs nach Mitternacht. Dazu passt dann, dass die großartige Rückblende „1992“ über den italienischen Korruptionsskandal jener Tage, der einen gewissen Silvio Berlusconi ans Ruder gespült hat, auf Sky (freitags, 21 Uhr) läuft. Gute Nacht. Eine Dreiviertelstunde früher gibt’s aber noch die schwarzweiße „Wiederholung der Woche“ mit Louis Trenker, der auf ServusTV den Matterhornerstbesteiger Edward Whymper im nationalsozialistischen Erbauungsfilm „Der Berg ruft“ von 1938 verkörpert. Ideologisch weniger verunreinigt und in Farbe ist das brillante Remake des Kurosawa-Klassikers „Die glorreichen Sieben“ (Montag, 23.35 Uhr, MDR) mit Yul Brynner, Steve McQueen und Horst Buchholz als Cowboysöldner, die ein Dorf vor Banditen beschützen.

 

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