Elbjazz-Festival: Von Hamburg nach New Orleans

Foto: Bernd Willeke
Kultur
Felix Rasmus Willeke

Bachelor Kulturwissenschaften (Leuphana Universität Lüneburg) | freier Journalist | Kleinkünstler | Redakteur in den Ressorts Politik und Kultur | Mail: willeke@hh-mittendrin.de

10 Bühnen, 50 Konzerte, 3 Tage: Am Wochenende wurde der Hamburger Hafen zum sechsten Mal zur Location für ein echtes Jazz-Fest. Dabei erreichten die Elbjazz-Veranstalter ihr Ziel – Genre-Grenzen sprengen und „den Begriff Jazz ausweiten“. 

Neben bekannten Jazzgrößen hat das Elbjazz 2015 vor allem den Mut bewiesen, über den Tellerand des Jazz hinauszublicken. So fand bereits der Freitag seinen Abschluss mit dem Auftritt einer Band, die sicherlich nur wenige auf einem Jazzfestival vermuten würden. Und so betonten Labrassbanda immer wieder, es müsse dem Elbjazz applaudiert werden – für den Mut die Band einzuladen. Dies belohnten die Jungs aus Bayern mit einem energiegeladenen Auftritt, der auch die eingefleischtesten JazzerInnen zu begeistern wusste: „Ich hätte nicht gedacht, dass mir bayrische Blasmusik so viel Spaß machen kann!“

„What a wonderful world“ bei Blohm & Voss

Den Auftakt am Samstag machte ein echter Star, ein Urgestein des Jazz und der Klezmer- Musik: Der 79-Jährige Giora Feidman begeisterte mit viel Kraft und trotzdem gefühlvollem Klang. Es war zu spüren, wie sehr er sich auf diesen Auftritt gefreut hatte. Die Maschinenbauhalle auf dem Werftgelände von Blohm & Voss war bis auf den letzten Platz gefüllt und als er „What a wonderful world“ anstimmte, hatte er das Publikum in seinen Bann gezogen. Auf der Hauptbühne hatten sich in der Zwischenzeit schon die „First Lady des Jazz“, Dee Dee Bridewater mit Irvin Mayfield und der finnischen „Nationalbigband“ Umo Jazz Orchestra bereit gemacht und beförderten das Publikum direkt nach New Orleans.

Der Samstag hatte auch die wohl größten Überraschung des Elbjazz 2015 zu bieten – das Cadenza Collective aus Katmandu (Nepal), ein Austausch mit dem Jazzmandu Festival, der vom auswärtigen Amt und dem Goethe Institut möglich gemacht wurde. Die Band begeisterte mit ihrem Nepali-Afro-Funk und brachte die Menge zum Toben. Gleichzeitig wurde bei diesem Konzert auch an das Erbeben in Nepal erinnert und daran, wie wichtig Mitmenschlichkeit ist: „The grass is greener where you care about it!“

Nicht nur für Kenner

Das Elbjazz 2015 hat sich neben den großen Namen auch einen neuen Spielort zugelegt: Am Hansahafen wurden drei neue Bühnen, Hansahafen Open Air, Hafenmuseum und MS Bleiche, installiert auf denen unter anderem die Elbphilharmonie einige KünstlerInnen präsentierte.  Das Elbjazz ist aber nicht nur ein Festival für JazzkennerInnen, sondern auch für die, die es noch werden wollen. In diesem Jahr gastierte die Körber-Stiftung mit der Reihe „2x hören“ auf dem Elbjazz und ermöglichte einen besonderen Einblick in die Jazz-Musik.

Eine gemeinsame Sprache

Nach der Verleihung des Hamburger Jazzpreises an Sebastian Gille und den viel umjubelten Auftritt von Marc Ribot´s Ceramic Dog neigte sich das Elbjazz Festival 2015 dem Ende zu. Der Auftritt von Yemen Blues war schließlich ein würdiger Abschluss für ein facettenreiches Festival. Diese Combo brachte die Menschen trotz der kühlen Temperaturen zum Tanzen. Ein Festivalfazit lieferte der Sänger Ravid Kahalani gleich mit: „Egal wo du herkommst, deine Sprache ist meine Sprache“. Und die Sprache ist Musik.

Fotos: Bernd Willeke
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