Einmal „auf Probe“ in der Hafencity wohnen: Diese Idee haben 15 Aktivisten bei der Agentur „Scholz&Friends“ in der Hafencity am Mittwoch in die Tat umgesetzt.
Sie kamen mit Kartons, Stehlampen, Kissen und allem was sonst noch zu einem Umzug dazu gehört – und das natürlich ungefragt und unangekündigt. 15 Aktivisten haben am Mittwochmorgen Räumlichkeiten der Werbeagentur „Scholz&Friends“ besetzt. Dort überreichten sie zwei Mitarbeiterinnen der Agentur eine „Gentrifizierungsschraube“: Ein Symbol dafür, dass die Agentur „die Mietschraube in Ottensen ankurbelt und die Gentrifizierung lostritt“, hieß es vonseiten der Aktivisten.
Agenturen statt Wohnraum
Die Agentur Scholz&Friends ist eine von zwölf Agenturen der WPP-Gruppe, die in einen sechsstöckigen Neubau auf dem Zeise-Parkplatz in der Friedensallee einziehen soll. Ursprünglich sollten hier 86 neue Wohnungen entstehen, 41 davon Sozialwohnungen. „Hier wird ohne Not und trotz reichlich vorhandenen Leerstandes von Büroräumen in unmittelbarer Nähe (Zeisehallen-1, Behringstraße, UCI-Komplex, Vivo) durch den Hamburger Senat eine der letzten freien Flächen in öffentlicher Hand für einen großkalibrigen Bürobau an Immobilien-Investoren verscherbelt“, sagt Hauke Sann, von der Initiative „Pro Wohnen Ottensen“. Man vergebe hier die Chance dringend benötigten sozialen Wohnraum für Ottensen zu schaffen. Die Initiative „Pro Wohnen Ottensen“ setzt sich dafür ein, dass die Bauarbeiten auf dem Zeise-Parkplatz gestoppt werden und das Areal von der Stadt zurückgekauft wird.
Die „Gentrifizierungsschraube“ hat die Initiative auch deshalb direkt an die Agentur Scholz&Friends verliehen, weil sie diese als treibende Kraft hinter den reinen Gewerbeplanungen auf dem Zeise-Parkplatz sehen: „Mit dem Vorab-Abschluss eines 15 Jahres-Mietvertrages bei den Investoren Quantum und Procom Invest hat Scholz & Friends den entscheidenden Beitrag geleistet, damit aus der ursprünglichen Mischbebauung mit 86 teils geförderten Wohnungen nun ein reines Gewerbeprojekt wurde.“
„Alles muss raus“
Um ihrem Anliegen noch einmal Ausdruck zu verleihen, wollen die Aktivisten am Samstag auf die Straße gehen: Unter dem Motto “Stadtteil-Ausverkauf: Alles muss raus!“ findet ab 14 Uhr eine Demonstration von „Pro Wohnen Ottensen“ statt. Die Forderungen: Bezahlbare Mieten, stärkere Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten und eine sozial ausgerichtete Wohnungspolitik in der Stadt. Zu der Demonstration, die am Millerntorplatz beginnen soll, rufen 20 weitere Initiativen auf, unter anderem „Mietenwahnsinn stoppen“ sowie die Essohäuser-Initiative.
Fotos: Larina Kistenbrügger
Erich
14. Januar 2015 at 23:28
Und wie ist das Ergebnis ??
dirk
15. Januar 2015 at 14:43
@Erich:
Durch den Ausgleichstreffer von Pro Wohnen steht es nun 1:1
Peer
20. Januar 2015 at 17:55
1.) Der Artikel ist schlicht falsch bzw. schlecht recherchiert:
> Ursprünglich sollten hier 86 neue Wohnungen entstehen, 41 davon Sozialwohnungen.
Nein. Urspünglich (!) sollte auf dem Zeise-Parkplatz Büro und Gewerbe entstehen. Ein ganz expliziter Wunsch des Bezirks, da eine Stadt eben nicht nur aus Wohungen bestehen kann, sondern die Menschen eben auch irgendwo arbeiten müssen. Erst später wurde – weil sich kein Investor für Büroraum fand – auf eine Wohnnutzung umgeschwenkt. Noch später dann wurde auf die schon ‚immer‘ geplante Büronutzung zurückgeschwenkt, weil sich nun eben doch ein gutes Konzept samt Investor fand, der dort bauen wollte.
2.) Wundert es mich wie ungeniert und gedankenlos einige Initiativen ihre platten Ressentiments vortragen und dabei auch noch eins zu eins und ohne Hinterfragen zitert werden. Wenn es gegen eine unbescholtene gesellschaftliche Gruppe geht die einer bestimmten Interessengemeinschaft ’nicht genehm‘ ist, dann ist es anscheinend ‚okay‘ unsachlich und populistisch zu sein. Die besagte Ini hat ausreichend Platitüden vom Kaliber ‚Scheiß-Yuppies‘ oder ‚Werber raus aus Ottensen‘ von sich gegeben.
Dabei frage ich mich ob man dieses ‚Niveau‘ auch akzeptert hätte wenn es um eine andere Klientel ginge.
Angenommen die Reederei Zim würde ihre Hamburgbüro in Ottensen bauen wollen. Hätten wir dann Plakate ‚Juden raus aus Ottensen‘? Oder ein türkischer Konzern? ‚Türken in die Hafencity – raus aus Ottensen‘? Wäre das dann auf einmal okay?
Hier sieht man mal wieder wie viele – meist stramm linke – Inis und Parteien mit Personen umgehen, die ihrer Ideologie nicht in den Kram passen. Sehr fragwürdig das ganze.
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