In Zeiten von Spotify und Mp3 sind Konzertbesuche zu einem seltenen Erlebnis geworden. Gerade die klassische Musik verzaubert jedoch besonders live die Zuhörer immernoch am meisten. Wie viel Arbeit hinter einem solchen Konzert steckt, hat Jelena Malkowski bei einer Probe der Hamburger Symphoniker erlebt.
Kein Platz im Großen Saal der Laeiszhalle ist besetzt. Nur auf der Bühne sitzt das Orchester, ausnahmsweise nicht im Frack, denn die Musiker spielen in Alltagsklamotten; einige haben ihre Jacken auf die Stühle in den ersten Reihen gelegt. Heute erklingen sie nur für die roten gepolsterten Stühle im Saal –Probe der Hamburger Symphoniker.
Für die 9. Symphonie des klassischen Komponisten Gustav Mahler wird eine große Orchesterbesetzung gebraucht. Anfangs stimmen die Musiker ihre Instrumente; alles quietscht und klingt chaotisch, Klassik kenne ich harmonischer. Doch sobald ihr Dirigent Jeffrey Tate das Wort ergreift und die Probe beginnt, sind alle konzentriert, arbeiten zusammen und die Mahler-Symphonie erklingt. Alle blättern ihre Noten um und sind sofort startbereit. Man hört einen Ausschnitt der letzten Symphonie Mahlers.
Orchester bedeutet Teamarbeit
Als Laie ist mir gar nicht klar, was man hier noch verbessern könnte.
Doch Tate erkennt als Dirigent die Feinheiten, spricht einzelne Musiker und Instrumentengruppen aus dem 80-köpfigen Orchester direkt an und hat so einige Verbesserungsvorschläge. Die einen ein bisschen lauter, die anderen ein bisschen leiser; an einer Stelle soll schneller und an einer anderen etwas langsamer gespielt werden. Auch wie sehr gezupft oder gestrichen werden soll, legt der Dirigent fest. Da merkt man, wie wichtig ein gutes Zusammenspiel und Harmonie der Musiker sind. Dafür müssen die Musiker bei den Proben ihre Instrumente schon komplett beherrschen – auf schiefe Noten kann hier nicht mehr geachtet werden.
Fünf Proben hat das 80köpfige Orchester gemeinsam vor der Premiere der neunten und letzten Mahler-Symphonie am Sonntag. Bei der zweiten Probe am Donnerstag geht es schon um die Feinheiten. Da wird der schwierige dritte Satz aus der letzten Symphonie Mahlers geprobt. Über 100 Jahre ist das vierteilige Stück des österreichischen Komponisten Gustav Mahler alt. Doch trotz der lange festgesetzten Noten gibt es für den Chefdirigenten der Hamburger Symphoniker Jeffrey Tate noch Interpretationsraum und so einige Anmerkungen. Nach dem ein Teil durchgespielt ist, stoppt er das Orchester und spricht einzelne Musiker oder Instrumentengruppen an: Hier sollte etwas leiser gespielt werden, dafür eine andere Stimme lauter. Er singt die Stimmen mit „bam bam bam ba di“ vor, verbessert und lobt das Orchester. Die Musiker machen sich Notizen in ihre Blätter und besprechen sich auch untereinander – Orchestermusik ist Teamarbeit.
Ausschnitte eines Ganzen
Die insgesamt 80-minütige Symphonie wird in der Probeauseinander gepflückt. Nicht nur die in sich geschlossenen Teile – Sätze genannt – werden einzeln geprobt, sondern auch bei bestimmten Takten wird angefangen, Passagen werden wiederholt, langsamer und dann wieder im eigentlichen Tempo gespielt. Was ich also höre, sind nur Ausschnitte eines Ganzen, mal mehrmals und verschieden gespielt. Dabei fallen auch mir durch die Wiederholungen immer neue Dinge auf und ich kann erahnen, wie eindrucksvoll die Symphonie komplett klingen wird.
Hier gibt es Karten für die Premiere und weitere Aufführungen.
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