Im Rahmen der Lesbisch Schwulen Filmtage wurde gestern der Film „Vulva 3.0 – zwischen Tabu und Tuning“ im Metropolis Kino gezeigt. Der Film macht klar: Es gibt noch viel Nachholbedarf beim Wissen um das weibliche Geschlechtsorgan.
Zwei Spritzen, etwas nachgebessert, dann ist der Eingriff schon vorbei. „20 Minuten dauert das nur,“ sagt die Ärztin. Die Patientin hält sich einen Spiegel vor die gespreizten Beine und ist mit dem Resultat zufrieden: „Geil.“ Es ist die erste Szene des Films „Vulva 3.0 – zwischen Tabu und Tuning“, der gestern bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen im Metropolis Kino vorgeführt wurde. Im überwiegend weiblichen Publikum bricht Gelächter aus – so komisch und absurd mutet die Szene an.
Claudia Richarz und Ulrike Zimmermann haben ihren Film ganz dem weiblichen Geschlechtsorgan gewidmet, und behandeln dabei alle komischen, interessanten, aber auch traurigen Aspekte, die dieses Thema mit sich bringt. Sie zeigen Frauen, die sich für viel Geld unters Messer legen lassen, damit ihre Vagina der Norm entspricht, die ihnen in Pornomagazinen und -filmen vermittelt wird. Sie zeigen den Bildbearbeiter, der die Erotikbilder dieser Norm entsprechend retuschiert. Aber sie zeigen auch starke Frauen, die sich für die Vulva in ihrer Vielfalt begeistern. Frauen wie Laura Méritt, die Dinge sagt wie: „Ich habe vielleicht die größte Muschi-Sammlung zuhause, die es gibt.“ Frauen wie Jawahir Cumar, die sich mit ihrem Verein „Stop Mutilation e.V“ gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen einsetzt.
So aspektreich ist dieser Film, dass den Zuschauerinnen und Zuschauern vor allem klar wird, wie viel Nachholbedarf es für das Wissen um das weibliche Geschlechtsorgan gibt. Es sind Dinge, die in der Schule im Sexualkundeunterricht nicht angesprochen werden und selbst in der übersexualisierten westlichen Welt noch als Tabu gelten. Dabei schafft es der Film, nicht im Meckern und Anklagen zu verharren. „Ich fand es schön, dass der Film sich nicht nur auf die Operationen aufmerksam gemacht hat, sondern vor allem die Vielfalt feiert,“ sagt eine Besucherin später.
Nach dem Film kommen Regisseurin Claudia Richarz, Produzentin Ulrike Zimmermann und Laura Méritt nach vorne. Sie alle verbindet langjähriges feministisches Engagement und eine ansteckende, positive Ausstrahlung. Statt den Zeigefinger zu erheben, versprühen sie gleichzeitig Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Thema. „Wir haben versucht, nicht wertend zu sein, sondern nur zu zeigen, wie es ist,“ erklärt Claudia Richarz. Einer der wenigen Männer im vollen Saal erhebt sich und bedankt sich für den Film. Man hätte sich gewünscht, dass er noch ein paar Freunde mitgebracht hätte. Denn „Vulva 3.0“ ist keineswegs nur ein Film für Frauen. Die Haupterkenntnis daraus ist letztlich keine spezifisch weibliche: Alle sind verschieden, und das ist gut so. Zum Abschied ruft Laura Méritt ins Publikum: „Viva la Vulva!“
Vulva 3.0 – zwischen Tabu und Tuning: 27.10. Filmpremiere Abaton, ab 30.10. im Studio Kino
Diese Filme empfehlen wir euch am Donnerstag
Predestination, 22:30 Uhr, Passage Kino
El día trajo la oscuridad – Darkness by day, 22:15 Uhr, Passage Kino
Pussy vs. Putin, 22:30 Uhr, Rote Flora
Foto: von User:San Andreas (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
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