Nach den gestrigen Ausschreitungen zwischen Kurden und Salafisten am Steindamm haben sich Vertreter der Al-Nour-Moschee von den radikalen Islamisten distanziert.
Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Gruppen und radikalislamischen Salafisten am Steindamm haben sich Vertreter der Al-Nour-Moschee in St.Georg und Vertreter der Schura, dem Dachverband der islamischen Organisationen, von den Extremisten distanziert. Am Dienstag waren rund 30 Salafisten nach einem Angriff auf den benachbarten kurdischen Kulturverein in die Moschee geflohen. Im Anschluss hatte es bei Zusammenstößen zwischen Kurden und Salafisten insgesamt 14 Verletzte gegeben. Die Ereignisse stehen im Kontext von anhaltenden Protesten kurdischer Verbände, die fordern, westliche Staaten sollten syrische Kurden in der Stadt Kobane stärker gegen Angriffe des Islamischen Staates unterstützen.
Kein Obdach für Straftäter
„Diese Ereignisse lassen die gute Arbeit unserer Gemeinde und der Schura in einem schlechten Licht darstehen“, erklärt der Imam der Al-Nour-Moschee, Samir El-Rajab, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Man sei seit mehr als 25 Jahren im Stadtteil ansässig und habe immer zu allen gute Beziehungen gepflegt. Derzeit baut die Gemeinde in Horn ein neues Gotteshaus und will auch hier eng mit den Nachbarn zusammenarbeiten. „Die Al-Nour-Moschee hat mit diesen Männern nichts zu tun“, ergänzt Norbert Müller aus dem Vorstand der Schura. Man habe am Dienstag versucht das Hausrecht durchzusetzen und die Extremisten aus der Moschee zu vertreiben, sei jedoch selbst bedroht worden. „Eine Moschee darf kein Obdach für Straftäter sein“, so Müller weiter. Die Polizei sei der Bitte die Salafisten zum Gehen zu bewegen nicht nachgekommen. Erst nachdem der Steindamm von rund 500 Kurden, die teilweise gewaltsam versuchten sich Zugang zu den Männern in der Moschee zu verschaffen, geräumt werden konnte, ließen die Beamten die Extremisten ziehen.
Ein gesellschaftliches Problem
Von Seiten des kurdischen Vereins heißt es, man habe sich gegen den Angriff der radikalen Islamisten gewehrt, da die Polizei nicht rechtzeitig vor Ort gewesen sei. Auf die Frage warum die Beamten auch von Angehörigen der kurdischen Gruppen angegriffen worden seien, sagt Özkan Hasan vom kurdischen Kulturverein, es habe sich um emotional sehr stark aufgeladene Jugendliche gehandelt, die Mehrheit habe sich jedoch friedlich verhalten. „In einer solch emotionalen Situation ist so etwas unvermeidlich“, sagt Hasan. Man bedaure aber was passiert sei. „Das ist nicht in Ordnung, wir wollen friedlich demonstrieren und auf die Lage in Syrien aufmerksam machen“, so Hasan weiter.
Schura, Moschee und Kulturverein sind sich einig, dass es nicht erneut zu derartigen Szenen kommen darf. Man dürfe Extremisten nicht die Chance geben, alles zu zerstören was man durch jahrelange Arbeit aufgebaut habe. Laut Schura handele es sich bei den radikalen Extremisten um Einzelfälle. „Es gibt in Hamburg keinen Konflikt zwischen Kurden und Muslimen, sondern mit radikalisierten Jugendlichen. Das ist aber ein gesellschaftliches Problem“, sagt Müller.
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