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Neonschwarz: „Ein Album über Utopien“

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Tobias Johanning
@tobiasjohanning

Redakteur | E-Mail: johanning@hh-mittendrin.de

Die Hip-Hop-Band Neonschwarz hat ihr erstes Album „Fliegende Fische“ veröffentlicht. Am Freitag wird der Release auf der MS Stubnitz gefeiert. Mittendrin hat mit den Bandmitgliedern Marie Curry, Captain Gips, Johnny Mauser und Spion Ypsilon über Freiheit, den Neonschwarzen Block und das Jahr 2014 gesprochen.

Mittendrin: In eurem neuem Album drehen sich viele Lieder um die Freiheit. Sind wir überhaupt frei?

Neonschwarz: Wenn man sich so die Welt anschaut, müssen wir schon einsehen, dass wir in einem der freiesten Teile der Welt leben. Wir unterliegen aber natürlich noch vielen gesellschaftlichen Zwängen. Durch den Kapitalismus sind wir unfrei, weil er uns einschränkt, genauso zu leben, wie wir wollen. Aber auch wir als weiße Mittelstadt-Kids kommen auf die Idee, ein Album über Utopien und mit dem Floß davon fahren zu schreiben

Welche Freiheit ist für Euch die wichtigste?

Neonschwarz: Wir sind sehr froh, die Musik machen zu können, die wir machen. Es ist natürlich sehr krass über Freiheit aus unserer Position zu reden, wenn es in Syrien oder dem Irak Gebiete gibt, wo du überhaupt nicht frei bist und geköpft wirst, weil du einen anderen Glauben hast. Aber es gibt auch die verschiedenen Verständnisse von Freiheit: Einmal dieses Positive, ich kann machen, was ich will. Aber auch diese Freiheit von bestimmten Sachen: die Freiheit von Gewalt oder Repressionen.

Haben wir diese generelle Freiheit vor Repressionen oder vor Gewalt wirklich?

Neonschwarz: Das kommt natürlich darauf an, wer man ist. Wenn man beispielsweise als Asylbewerber in Deutschland ist, hat man viele Freiheiten nicht, die für uns selbstverständlich sind. Wie, dass eine Residenzpflicht besteht oder man nur Gutscheine bekommt. Da ändert sich zum Glück von der Gesetzgebung gerade viel.

Ein Lied von Euch heißt ‚Neonschwarzer Block‘. Was ist ein Neonschwarzer Block?

Neonschwarz: Generell geht es in dem Song um Widerstands-Aktionsformen. Wir sehen uns mit unserer Musik auch als Teil einer Protestkultur, also sprechen wir eben auch diese Themen an. Das kann auf glitzernde Art passieren und auch auf wütende. Deswegen haben wir diese zwei Kräfte genommen, die erst einmal gegensätzlich wirken. Es ist toll, wenn es Menschen gibt, die für eine schöne Welt und für die Liebe kämpfen, auch wenn das manchmal mit harten Mitteln passieren muss. Das sind zwei Bilder die aufeinander prallen und von uns in einen Song verpackt wurden. Neonschwarz sind eigentlich ganz nette Menschen, die aber auch wütend sind.

Gibt es einen Song vom Album, den ihr gern auf einer Demonstration hören würdet?

Neonschwarz: Bei den Squatting Days ist uns aufgefallen, dass Unser Haus perfekt dazu gepasst hätte. Die Tage kamen aber zu früh. Das Video haben wir zufällig, aber passend genau während der Squatting Days gedreht. Kurz vor der Releaseparty am 26. September wird es dann audiovisuell das Licht erblicken.

Ein besonderer Song auf dem Album ist auch „2014″ in dem es um die aktuelle Flüchtlingsproblematik geht. Wie ist der Song entstanden?

Neonschwarz: Wir waren in Hellersdorf gerade während der heißen Phase dort, als sich immer Leute vor das Flüchtlingsheim gestellt und es beschützt haben. Es war schon krass, diese aufgeheizte Stimmung zu sehen. Das war ziemlich prägend. Wir sehen ja auch die Container, in denen die Flüchtlinge vor unserer eigenen Haustür leben. Gerade 2014 haben sich die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gehäuft, sodass es uns an Anfang der 90er-Jahre erinnert hat. Das hat uns ziemlich Angst gemacht und da mussten wir einfach den Mund aufmachen.

Euer erster Release wurde wegen des Songs „Flora bleibt“ indiziert . Habt ihr bei dem aktuellen Album auch Bedenken vor?

Neonschwarz: Wir glauben nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Es sind natürlich schon klare politische Aussagen darauf, aber wir denken nicht, dass es indiziert werden würde. Höchstens „Scheinriese“, damit meinen wir eigentlich Olaf Scholz. Wäre aber natürlich eine gute Promo.

Am 26. September habt ihr die Release-Show auf der MS Stubnitz. Habt ihr auf dem Partyschiff schon einmal gespielt?

Neonschwarz: Noch nie. Wir haben überhaupt noch nie auf einem Schiff gespielt. Obwohl war da nicht etwas mit einem Floß? Es ist aber eine sehr passende Location für unser Album.

Ihr legt dann aber nicht ab?

Neonschwarz: Ach, mal schauen, was wir so vorhaben.

 

 

Foto: Tobias Johanning

 

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