Die Ukrainerin Vika gibt am 22. August ihr Hamburger Klavier-Debüt in der Markthalle. Auf dem Programm stehen Metallica, Pink Floyd und Coldplay.
Vika (36) spielte schon als kleines Mädchen Klavier und hat in ihrer ukrainischen Heimat eine klassische Ausbildung an der Taschaikowsky-Musikademie gemacht. Sie belegte Kurse in Italien, den Niederlanden und Weimar, lernte unter anderem bei dem berühmten deutschen Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling, gewann zahlreiche Preise. 2006 kam die Wende: sie fing an, Rock- und Popsongs für Klavier zu arrangieren und covert seitdem Queen, Metallica, Guns ’n Roses und viele andere. Ihr Konzert „Vika goes wild“ gibt’s am 22. August in der Markthalle.
Mittendrin: Vika, du spielst selbst seit deinem vierten Lebensjahr Klavier. Hörst du anderen gern beim Klavierspiel zu?
Vika: Ich musste zu meiner Studienzeit derart vielen Leuten dabei zuhören, dass ich das heute nicht mehr mag. Und ich habe meistens eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die Musik zu klingen hat, was bloßes Zuhören nicht unbedingt angenehmer macht.
Bist du die einzige Musikerin in deiner Familie?
Ja, aber meine Mutter wollte auch Klavierspielerin werden. Sie hatte bloß nicht die Möglichkeiten, damals…
Spielst du noch ein weiteres Instrument?
Bassgitarre. Allerdings mit sehr unregelmäßigem Unterricht.
Wie hat das mit dir und dem Klavier begonnen?
Eine Klavierlehrerin kam in unseren Kindergarten, sie wollte schauen, ob es unter uns ein Talent mit besonders musikalischem Gehör gab. Sieht so aus, als ob ich das war.
Du hast zwar zunächst eine klassische Ausbildung genossen, bist aber mit Rockmusik aufgewachsen. Woher kam dieser Einfluss?
Von zuhause bestimmt nicht, meine Mutter hat nur klassische Musik gehört. Ich musste mir Rock-Tapes von Schulfreunden ausleihen, so hat es begonnen. Später hatte ich dann Freunde, die total auf Metallica standen.
Wie triffst du aus der Vielfalt von Rock-Songs eine Auswahl für dein Repertoire?
Ich spiele das, was ich in dem Moment gerne höre. Manchmal nehme ich auch Anfragen oder Tipps von anderen an, aber ich muss die Musik mögen, die ich arrangiere. Sonst ist es echt anstrengend, so lange zuzuhören und mitzuschreiben.
Welches war dein erstes deutsches Wort?
Zuallererst konnte ich “Hände hoch” sagen, das kannte ich aus den Kriegsfilmen. Mein erstes deutsches Wort war dann im Unterricht “Ich”.
Welches Bild hattest du von Deutschland, bevor du herkamst?
Damals war ich 15 und total neugierig auf den “Wilden Westen” – so nannten wir die westeuropäischen Länder. Aber das ist so lange her, mehr erinnere ich nicht.
Junge Leute haben heutzutage ein vergleichsweise niedriges Interesse an klassischer Musik. Warum, glaubst du, ist das so?
Ich glaube, sie finden sie zu ernsthaft und zu langweilig. Dass Klassik dazu besonders von älteren Menschen gehört wird, bessert das Image nicht unbedingt auf.
Hat die politische Situation in deiner Heimat Einfluss auf deine Musik?
Nein, warum sollte sie. Ich arrangiere Songs, die ich mag. Die politische Situation in meinem Land bedrückt mich persönlich sehr, aber beeinflusst nicht meinen Musikgeschmack oder die Art meiner Arbeit.
Du hast einmal gesagt: “Das Schwierigste daran, eine Musikerin zu sein, ist, dass Musik deine Sprache ist, aber du einsam bleibst.” Kannst du das erklären?
Hab ich das gesagt? Wahrscheinlich war das eine andere Phase in meinem Leben. Ich bin nicht einsam, kann aber nicht gut mit Worten kommunizieren und komme Menschen nur sehr selten sehr nah. Musik ist der beste und direkteste Weg, meine Gefühle auszudrücken. So lege ich meine Geheimnisse offen, ohne dass sie jemand versteht. Wenn ich spiele, bin ich also gleichzeitig offen und verschlossen.
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