Trotz Kontaktverbot und Kontrollen gehört Prostitution weiter zum Alltag in St. Georg. Fotografin Tanja Birkner hat einen Blick hinter die Kulissen des Gewerbes geworfen und Menschen begleitet, die von und mit der Sexarbeit leben.
Prostitution ist eine Realität in Hamburg und findet doch oft hinter verschlossenen Türen statt. Nur die wenigsten schauen hinter die Kulissen des Geschäfts mit dem Sex. Die Fotografin Tanja Birkner wagt einen Blick hinter die Fassaden. Dabei tritt sie nicht als ferne Beobachterin auf, sondern lässt sich auf echte Begegnungen mit den Menschen, die ihr begegnen, ein. Mit Gesprächsnotizen und Bildern versucht Birkner die Welt der Prostitution in St. Georg sichtbar zu machen. Dabei will die Fotografin Klischees und Vorurteile aufbrechen und die Wahrheit hinter vielen Mythen zeigen. Ihre Bilder und Texte erzählen von Frauen, die seit 20 Jahren auf dem Steindamm stehen und dort ihre Kunden treffen, von jungen Männern, die als Escort arbeiten, von Frauen aus Bulgarien und Rumänien, die der Armut ihres Heimatlandes entkommen wollen oder auch von der selbstbewussten Domina mit eigenem Studio. Fotografiert wurde am Arbeitsort: im Hotel, der Bar oder der Straße. Im Kontrast dazu stehen Portraits, die in privater Atmosphäre, im Café, der eigenen Wohnung oder an der Alster entstanden sind.
Das Bild von Prostitution und die Folgen
„Im Mittelpunkt stehen Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Wie viel sie von sich zeigen wollen, entscheiden sie selbst. So kann ich der Persönlichkeit so nah wie möglich kommen, ohne sie bloß zustellen“, erklärt Birkner. Die Kulturwissenschaftlerin und Fotografin nähert sich mit ihrem Projekt „Halbe Stunde“ nicht zum ersten Mal den Menschen in Hamburg an. Bereits 2008 entstand die Reihe „Xpac“, die sich mit den Flucht- und Kriegstraumata junger Migranten in Hamburg-Billstedt auseinandersetzt. 2012 folgte das Buch „Kleine Freiheit“, in dem es um den Wandel auf St. Pauli geht.
Ihre neue Ausstellung ist noch bis zum 24. Oktober in der Galerie im Georgshof, Georgsplatz 10 zu sehen. Geöffnet sind die Räume jeden Dienstag und Mittwoch von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung. Um dem Thema Prostitution gerecht zu werden, soll es nicht bei der Fotoausstellung bleiben. Am 18. September wird im Rahmen der Ausstellung über das Bild von Prostitution und die Folgen diskutiert. Neben einer differenzierten Beschäftigung mit dem Thema, soll es dabei auch konkret über die aktuellen Konsequenzen des geänderten Prostitutionsgesetzes für die Betroffenen in St. Georg gehen. Die Veranstaltung startet um 19 Uhr in der Galerie im Georgshof. Mit dabei sind: Fabio Casagrande, M.A. Soziale Arbeit von der HAW Hamburg, Johanna Weber, Sexarbeiterin und politische Sprecherin des Berufsverbandes für erotische und sexuelle Dienstleistungen, Stefanie von Berg, Grüne Bürgerschaftsabgeordnete, Gudrun Greb vom Ragazza in St. Georg und Katharina Meiser von der KOOFRA- Koordinierungsstelle gegen Frauenhandel.
Foto: Tanja Birkner
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