Die Industrie rund um die Kreuzschifffahrt boomt – Hamburg beginnt nun mit dem Bau des dritten Kreuzfahrtterminals am Kronprinzkai in Steinwerder. Kritik kommt vor allem von Umweltverbänden.
Von Viktoria Scheifers
Hamburg will sich mit der Erweiterung der Kapazitäten für die Abfertigung von Kreuzfahrtriesen in die internationale Top-Liga der Kreuzfahrthäfen einreihen. Außer den Cruise Centern in der HafenCity und Altona wird der neue Standort in Steinwerder insbesondere Anlegestelle für Ozeanriesen ab einer Gesamtlänge von 330 Metern sein. Mehr als 8.000 Passagiere pro Anlauf sollen an dem neu entstehenden Standort im östlichen Teil des Hamburger Hafens abgefertigt werden.
Die Kreuzfahrtindustrie boomt
Die Hamburg Port Authority (HPA) lud am Freitag Medienvertreter zur Pressekonferenz inklusive Minikreuzfahrt vom Cruise Center Altona bis zum neu entstehenden Anleger am Kronprinzkai ein. „Kreuzfahrt heute ist Lifestyle, Kreuzfahrt ist sexy, aber Kreuzfahrt schafft auch Arbeitsplätze“, eröffnet Michael Ungerer, Vorsitzender des Kreuzfahrtverbandes CLIA und Präsident von Aida Cruises, und gibt damit sogleich den Ton der Konferenz vor. „Der deutsche Hochseekreuzfahrtmarkt ist der sich am dynamischsten entwickelnde Wachstumsmarkt in der westlichen Welt und in der Touristik insgesamt“, so Ungerer. 1,7 Millionen Deutsche hätten im Jahr 2013 eine Kreuzfahrt gebucht, dies entspreche einem Anstieg von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Innerhalb der nächsten drei Jahre wird sich die Bettenkapazität deutscher Anbieter nochmals um etwa 40 Prozent durch Schiffsneubauten erhöhen. Der Anteil internationaler Gäste in Hamburg liegt derzeit bei etwa 20 Prozent. Ungerer sieht hier vor allem im Bereich der Kreuzschifffahrt noch Potential, die durch Kooperationen mit internationalen Flugverbindungen ausgelotet werden sollen. „Wir haben etwa 600.000 Passagiere im vergangenen Jahr in Hamburg abgefertigt“, so Jens Meier, Vorsitzender der HPA, „und wir glauben, dass wir es als nicht unrealistisch bezeichnen können, dass wir schon bis 2022 die Millionengrenze knacken werden.“ Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch verweist besonders auf die durch die Kreuzfahrtindustrie geschaffenen Arbeitsplätze. „Wir haben in Hamburg in den letzten Jahren 1500 Arbeitsplätze geschaffen, die unmittelbar mit der Kreuzschifffahrt verbunden sind“, sagt Horch.
Der neu entstehende Terminal am Kronprinzkai wird mit rund 10.600 Quadratmetern so groß sein wie zwei Fußballfelder zusammen. Als Zufahrtsstraße soll die Buchheisterstraße dreispurig ausgebaut werden. Parallel dazu wird ein zusätzlicher öffentlicher Fähranleger gebaut, der den Zugang über den Wasserweg gewährleisten soll. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich laut HPA auf 80 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme des neuen Terminals ist für Juni 2015 angedacht.
Kritik an Folgen für die Umwelt
Die Erfolgswelle der Kreuzschifffahrt schwemmt Geld in die Kassen von Wirtschaft und Tourismus. Mit Events wie den Cruise Days, Schiffstaufen und dem Hafengeburtstag liegt Hamburg in der Vermarktung der Kreuzschifffahrt weit vor anderen Städten. Dass der Boom besonders für die Umwelt negative Folgen hat, weiß auch der Wirtschaftssenator. Der Hamburger Hafen sei mit 40 Prozent der Haupterzeuger der Stickoxide in der Hamburger Luft. „Da müssen wir ran“, sagt Horch. Ein erster Schritt hierzu soll der Bau von Landstromanlagen für Kreuzfahrtschiffe sein, sodass diese bei der Stromerzeugung im Hafen nicht mehr auf ihre Dieselmotoren angewiesen sind.
Dem Naturschutzbund (NABU) reicht das nicht: Der Umweltverband fordert mehr Schutzmaßnahmen gegen die Emissionen der Kreuzfahrtschiffe. „Davon sind wir aber auf Schiffen und an den Kreuzfahrtterminals im Hafen leider noch weit entfernt, weil viele Maßnahmen erst in Planung sind“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg. „Die wirtschaftliche Ausbeute für die Kreuzfahrtunternehmen und die Hansestadt Hamburg ist bereits Champions League, während der Schutz vor gesundheitsgefährdenden Emissionen allenfalls Drittliganiveau entspricht. Das darf nicht sein“, so Siegert. Gleichzeitig appelliert der NABU an den Senat und fordert vor allem strengere Vorgaben zu Präventiv- und Schutzmaßnahmen. „Kreuzfahrten zu Discountpreisen auf Kosten von Natur, Umwelt und menschlicher Gesundheit zu verhökern, halten wir für den falschen Weg. Dafür tragen die Kreuzfahrtunternehmen eine echte Verantwortung“, sagt Siegert.
Fotos: Viktoria Scheifers
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