Viele Denkmäler in Hamburg drohen zu verfallen. Doch der Denkmalschutz wird nur dann tätig, wenn eine konkrete Gefahr droht. Manches historische Gebäude geht so verloren
Zuerst erschienen auf Zeit-Online.
Für die Bürgerschaftsabgeordnete Loretana de Libero (SPD) ist es jedes Mal ein trauriger Anblick, wenn sie am sogenannten Pflückerhaus am Rödingsmarkt in der Hamburger Innenstadt vorbeigeht. Das Gebäude ist in einem schlechten Zustand, einige Fenster sind offen, das Mauerwerk weist Schäden auf. Der Grund für den zunehmenden Verfall: Das denkmalgeschützte Haus steht seit 2009 leer. Damals sollte das Bauwerk saniert werden, seitdem hat es jedoch keine Gespräche mehr mit dem Eigentümer gegeben. „Eigentlich sind solche historischen Gebäude echte Kleinode in der Stadt, aber leider kann man nichts machen, um sie besser zu erhalten“, sagt de Libero.
Fehlende Möglichkeiten für den Denkmalschutz
Es gibt in Hamburg rund 18.000 Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, doch nur etwa 1800 davon befinden sich im Besitz der Stadt. „Wir haben keinen Überblick darüber, wie viele denkmalgeschützten Gebäude leer stehen, da für uns der Erhalt der Denkmäler maßgeblich ist“, sagt Enno Isermann, Pressesprecher der Kulturbehörde, die für den Denkmalschutz zuständig ist. Gerade das ist aber meist schwierig: Die Behörde wird in der Regel nur auf Anzeige tätig und begutachtet den Zustand eines Gebäudes. „Dann ist es meist schon zu spät“, sagt de Libero. Gerade bei leerstehenden Gebäuden fänden kaum Kontrollen statt. Eine gesetzliche Grundlage gegen den Leerstand von Denkmälern gibt es nicht. Der Eigentümer ist aber verpflichtet denkmalgeschützte Gebäude instand zu setzen und zu erhalten. Kommt er diesen Verpflichtungen nicht nach, sind Bußgelder oder sogar eine Enteignung möglich. Dies kommt jedoch selten vor. Denn: Erst wenn das betroffenen Bauwerk gefährdet ist und das Denkmalschutzamt hierüber in Kenntnis gesetzt wird, kann der Eigentümer zu Sicherungsmaßnahmen verpflichtet werden.
Eine politische Entscheidung
Für Denkmalschützer und Politiker ist der Schutz der historischen Gebäude daher ein ständiger Kampf, der nicht immer erfolgreich ausgetragen werden kann. „Manchmal verliert man leider wie zum Beispiel in der Turnerstraße“, sagt Klaus Lübke, Bezirksabgeordneter und denkmalpolitischer Sprecher der SPD-Bezirksfraktion in Hamburg-Mitte. In dem genannten Fall hatte ein denkmalgeschütztes Bauwerk abgerissen werden müssen, da nach längerem Leerstand akute Einsturzgefahr bestand. Eine Sanierung wäre zu diesem Zeitpunkt mit zu hohen Kosten verbunden gewesen.
Für die Politik bedeutet der Denkmalschutz ein ständiges Abwägen zwischen wirtschaftlichen Erfordernissen und der historischen Bedeutung eines Gebäudes. „Man kann nicht alles erhalten und muss Entscheidungen treffen“, erklärt Lübke. Oft käme es dabei zu Diskussionen darüber, warum ein Gebäude erhaltenswert sei oder nicht. „Das ist eine politische Entscheidung und oft auch Zeitgeist“, sagt Loretana de Libero. Dies werde aktuell an der Debatte um das Bezirksamt in Hamburg-Mitte deutlich. Die grauen Bürogebäude stehen aufgrund ihrer Architektur unter Denkmalschutz, werden von vielen aber als hässlicher Schandfleck mitten in der Innenstadt angesehen. Nachdem der Bau eines neuen Behördensitzes beschlossen wurde, ist aktuell eine Diskussion über den Erhalt oder Abriss der Gebäude in vollem Gange. Für die SPD-Politiker auch eine Chance, das Thema Denkmalschutz wieder stärker in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. „Wir wollen auch eine Diskussion darüber anstoßen, was der Denkmalschutz wert ist“, sagt de Libero.
Denkmäler müssen leben
Die Bedeutung von Denkmälern in das Bewusstsein der Bürger zu holen ist für die Politiker ein wichtiger Schritt, um zukünftig den Erhalt von historischen Gebäuden besser vorantreiben zu können. Dazu sei aufgrund der schwierigen gesetzlichen Lage in Bezug auf Leerstand und die fehlenden Kontrollmöglichkeiten die Wachsamkeit der Bevölkerung unverzichtbar. „Man muss einfach immer wieder hinschauen und nachfragen“, sagt Klaus Lübke. Die Bürger sollten Schäden an Denkmälern an die zuständigen Behörden oder Politiker im Stadtteil weitergeben, damit diese rechtzeitig Schritte für den Erhalt der Häuser einleiten können. Der wirksamste Schutz gegen den Verfall von Denkmälern sei es jedoch, diese erst gar nicht leer stehen zu lassen. „Häuser müssen genutzt werden und Denkmäler müssen leben“, erklärt Lübke.
Foto: Jonas Walzberg
Ralf
23. Mai 2014 at 17:58
Sehr guter und informativer Artikel, aber die politischen Hohlköpfe Hamburgs, haben unsere Stadt zur freien Zerstörung und Abrissstadt erklärt. Die SPD spielt dabei die führende Rolle. SPDler sind eben kulturlose Marodisten.