In Gedenken an den am 20. März verstorbenen Flüchtling Francis Kwame fand am Sonntagabend ein Trauermarsch von der Altonaer Friedenskirche bis zur St. Pauli Kirche statt. Wer Francis Kwame jedoch genau war, wurde nicht thematisiert.
Etwa 40 Menschen zogen die Straßen entlang, um an den Verstorbenen Lampedusa- Flüchtling zu erinnern. Vorneweg liefen Anne und Eva mit Bariton- Saxophon und Claves – die beiden MusikerInnen erzeugten mit ihrem Spiel eine melancholisch- traurige Stimmung. Der Trauermarsch zog am Brunnenhof vorbei, wo neugierige AnwohnerInnen vom Balkon herunterschauten. Ein Mann schüttelte im Takt ein Handtuch aus dem Fenster. Näher thematisiert wurde das Schicksal des Flüchtlings jedoch nicht – am Paul-Roosen-Kiosk wurde gut gelaunt zur Musik getanzt und Bier getrunken. Und auch die am Trauermarsch Beteiligten wussten offenbar nicht ganz genau, wer Francis ist.
Auch in der Friedenskirche wurde nicht wirklich über Francis Kwame gesprochen. Es schien beinahe so, als seien die VeranstalterInnen davon ausgegangen, dass der traurige Anlass für den Trauermarsch bereits hinlänglich bekannt war. Dies war jedoch nicht der Fall. Susanne B. gehört zur Gemeinde Altona Ost und wollte sich mit dem kommenden Film auf den aktuellen Stand der Flüchtlingspolitik bringen. An dem Trauermarsch nahm sie teil, weil sie Anteil an dem Tod des afrikanischen Mannes nehmen wollte. Hauptsächlich waren Menschen von Hamburger Kirchengemeinden dabei. Auch der aus Afrika stammende Nana wurde von der Kirchengemeine Altona- Ost eingeladen, von „African Branch“. Um was es genau ging, wusste er allerdings nur grob. Es ging vorbei an der „Lustigen Mamma“
Felix S. hatte über seine Gemeinde in Ottensen über den Trauermarsch erfahren. Er findet es wichtig, dass solch eine Zeremonie stattfindet. „Man muss einfach einen Moment über das Passierte nachzudenken“, so Felix. Dieser Marsch sei „kein politisches Statement, sondern ein Zeichen von Mitgefühl und Menschlichkeit“, sagt er.
Die Luft ist ein wenig raus
Es ging die Große Freiheit entlang, dann über den Hein- Köllisch Platz bis zur St. Pauli-Kirche. Anschließend versammelten sich die TeilnehmerInnen des Marsches noch im Kirchengebäude, um dort gemeinsam den Dokumentarfilm „Lampedusa auf St. Pauli“ des Filmemachers Rasmus Gerlach zu sehen. Die Kirche füllte sich schnell – kurz vor Beginn des Filmes waren die meisten Stühle besetzt. Zuvor spielte die „Lola-Band“ Gute-Laune-Musik. Und doch: Es schien, als sei am Ende der Soli-Nacht die Luft bei den meisten Menschen raus. Wer genau Francis Kwame wirklich war, wurde auch in der St. Pauli Kirche nicht mehr thematisiert. Schade eigentlich, schließlich sollte man bei einem Trauermarsch doch eigentlich ganz genau wissen, warum man teilnimmt.
Anmerkung 16.04.2014: Da in den Kommentaren die Frage/Kritik geäußert wurde, wer Francis Kwame eigentlich war, hier noch eine Zusatzinformation: Anscheinend waren beim Trauermarsch nur Menschen dabei, die Francis nicht kannten. Das Ziel der Veranstaltung war weder ein Informationsabend noch eine öffentliche Trauerveranstaltung für Francis Kwame, sondern ein Abend der Anteilnahme und Solidarität. Vertraute der St. Pauli Gemeinde wollen nicht über seinen Tod sprechen. Wir werden dies hier auch nicht tun. Anscheinen ist Francis an einem natürlichen Tod gestorben, so ein Vertrauter, dessen Namen nicht genannt werden soll.
Foto: Mathias Birsens
Harald
14. April 2014 at 21:22
Dieser Artikel macht genau den gleichen Fehler, den er mehrfach kritisiert: Der Leser weiß auch am Ende so wenig wie zu Anfang, wer Francis Kwame war. Also, was wollte uns die Autorin nun mitteilen?
Flo
15. April 2014 at 16:55
Wer war denn jetzt Francis Kwame?