Der Pressesprecher des Hamburg Balletts hatte von „Renku“, dem Ballett nach einer japanischen Gedichtform geschwärmt. Ohne diese Anregung wäre ich nicht auf die Idee gekommen, die Premiere zu besuchen, denn Ballett ist jetzt nicht meine Kernkompetenz. Und unter „Renku“ kann sich der Laie spontan ja auch nichts vorstellen. Aber zum Glück ging ich hin, denn ich erlebte einen phantastischen Abend, der Lust auf mehr Ballett macht.
Eigentlich ist ein Renku eine japanische Gedichtform, die aus verketteten Versen von mehreren Autoren besteht. Ballettdirektor John Neumeier hatte die Idee, diese Form kreativen Arbeitens auf das Ballett zu übertragen. Er gab die Aufgabe an die zwei jungen Choreografen und Tänzer aus seinem Ensemble weiter – die Japanerin Yuka Oishi und den Deutschen Orkan Dann. Das erwies sich als gute Idee, schon auf den 38. Hamburger Ballett-Tagen 2012 wurden die drei Aufführungen bejubelt. Jetzt wird das Stück wieder gespielt, und wer Zeit hat, sollte unbedingt hingehen!
Die Handschriften beider Choreografen vereinen sich zu einem poetischen, mitreißenden Gesamtkunstwerk. Die Virtuosität der Tänzerinnen und Tänzer zieht die Zuschauer sofort in den Bann. Zunächst tanzen sie nach Musik von Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ und dem Klavierquintett Alfred Schnittkes. Die Kostüme beschränken sich auf die Farben Schwarz, Weiß und Rot. Mehr braucht es nicht, um die getanzten Themen um Sehnsucht, Angst, Liebe, Leben und Tod zu unterstreichen. Entworfen hat die Kostüme übrigens der 1985 geborene Modedesign-Newcomer Michael Court, der jetzt für Vivienne Westwood arbeitet.
Nach der Pause geht es mit dem Violinkonzert von Philip Glass weiter. Den Solopart spielt Gastgeiger Robert McDuffie, für den Glass diese Partie eigens komponiert hatte. Dieser Part ist moderner, wilder und vielleicht noch mitreißender als der erste Teil. Gegen 22.00 Uhr endete der Abend, das Publikum applaudierte den grandiosen Solisten und dem Ensemble des Hamburg Balletts begeistert und lang anhaltend. Renku wird noch am 6. und 8. April, sowie am 11. und 16. Mai jeweils ab 19.30 Uhr gespielt. Für Studenten gibt es ein Kontingent von Karten für 15 Euro.
Für den 6. und 8. April läuft zudem noch die Sonderaktion „Nachwuchs-Choreografen suchen Nachwuchszuschauer“. Wer mit einem Partner ein Renku-Gedicht verfasst und an renku@hamburgballett.de schickt oder auf der Facebook-Seite des Balletts postet, wird mit zwei kostenlosen Eintrittskarte belohnt. Weitere Infos dazu gibt es auf www.hamburgballett.de.
Foto: Holger Badekow
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden