Politik

Gefahrengebiet: Radeln für mehr Rechte

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Trotz einer Verkleinerung des Gefahrengebietes halten die Proteste gegen die Maßnahme weiter an – diesmal mit dem Fahrrad.

Auf St. Pauli bleibt der Protest gegen das Gefahrengebiet laut: Diesmal klingelt, rattert und surrt der Widerstand durch die ganze Stadt. Obwohl die Polizei am Donnerstag das Gefahrengebiet auf das Umfeld von drei Polizeiwachen verkleinert hat, haben rund 600 TeilnehmerInnen mit dem Fahrrad gegen die Maßnahme protestiert. „Gefahrengebiete ganz abschaffen“, lautet die Forderung der DemonstrantInnen. Mit den Klingeln der Räder und Spielkarten zwischen den Speichen sorgen sie für die nötige Geräuschkulisse, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Viele Räder sind bunt geschmückt, auch die inzwischen sehr populäre Klobürste haben die meisten DemonstrantInnen dabei und halten sie in die Höhe, wenn sie sich der Polizei nähern – ein Polizist hatte bei einer Kontrolle eine Klobürste beschlagnahmt, das Video sorgte im Stadtteil für großes Gelächter. Einige Badezimmerutensilien sind sogar beleuchtet.

Um 21 Uhr startet die Demonstration auf dem Tschaikowsky-Platz. Die Fahrradmassen fahren über die Hauptstraßen in Richtung Reeperbahn – die Absperrung organisieren die TeilnehmerInnen zunächst selbst. Später übernimmt es die Polizei teilweise den Verkehr zurückzuhalten. Da die Demonstration nicht angemeldet ist, klappt das aber nicht immer. Ansonsten halten sich die Beamten zurück und lassen die DemonstrantInnen gewähren. Obwohl es zu Behinderungen des Verkehrs kommt, nehmen die AutofahrerInnen die Verzögerungen überwiegend gelassen hin. Besonders auf St. Pauli und in der Sternschanze werden die DemonstrantInnen mit rhythmischem Hupen begrüßt. Auch von den Balkonen applaudieren viele AnwohnerInnen den radelnden ProtestlerInnen. Nur vereinzelt kommt es zu kurzen Wortgefechten mit AutofahrerInnen, die versuchen links und rechts an der Demo vorbeizukommen.

In wildem Zickzack geht es durch die gesamte Stadt. Auch der Rathausmarkt ist kurzzeitig von RadlerInnen bevölkert. „Wir demonstrieren wo wir wollen“, rufen die DemonstrantInnen. Zurück in der Nähe der Gefahrengebiete beschränkt sich die Polizei darauf die Wachen abzuschirmen. Einige Polizisten müssen selbst schmunzeln, als die RadfahrerInnen immer wieder durch die Straßen düsen. Zwischenfälle gibt es während der Demo keine. Friedlich radeln die DemonstrantInnen noch einige Runden durch St. Pauli, bevor sich die Demo gegen 23:30 Uhr an der Thadenstraße langsam auflöst.

Auch für die kommenden Tage sind weitere friedliche Proteste angekündigt. Am Freitag soll es eine Kissenschlacht auf dem Spielbudenplatz geben. Für Sonnabend ist ein „Brushmob“ mit den berühmten Klobürsten geplant.

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1 Kommentar

  1. Ishtar

    10. Januar 2014 at 23:49

    Selbst unser heimisches Polizei-Propaganda-Blatt Mopo macht jetzt auf friedlichen Protest.
    Immer, wenn man denkt, sie könnten nicht noch peinlicher werden…
    Weiter so MITTENDRIN!

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