Am Montag waren einige Gäste zu einem Vor-Screening des Films „Die Wilde 13“ in den Wilhelmsburger Zinnwerken eingeladen. Auf den Spuren der Buslinie 13, deren Route quer durch den Stadtteil führt, zeichnet die Dokumentation ein Porträt von den vielen Facetten des sich wandelnden Wilhelmsburgs und den Menschen, die dort leben.
Die Veränderung des Stadtteils ist schneller als die Kamera. Schon bei dem Vor-Screening des Films „Die Wilde 13“ am Montag in den Wilhelmsburger Zinnwerken ist die Dokumentation ein Stück Zeitgeschichte der Elbinsel geworden. Wo im Film hunderte Menschen zu Gitarrenriffs und dumpfen Bässen feiern, herrscht jetzt eine bedrückende Stille. Es sind Aufnahmen von der Wiedereröffnung der Soulkitchen-Halle, deren Tore nun wahrscheinlich für immer geschlossen bleiben. Es ist nur eine der vielen Veränderungen in Wilhelmsburg, die der Film auf eindrucksvolle Weise einfängt. Im Zentrum stehen dabei die Menschen, die im Stadtteil leben, ihn prägen, aber auch dem rasanten Wandel auf der Elbinsel ausgeliefert sind. Der Film erzählt die Geschichten verschiedener WilhelmsburgerInnen und zeigt, dass bei all ihren Unterschieden und all den Veränderungen des Stadtteils mehr Verbindendes, als Trennendes bleibt. „Was ist der Unterschied zwischen der Außenalster und Wilhelmsburg?“, wird im Film eine Gruppe Touristen auf einer Barkasse gefragt. „An der Außenalster hat euch niemand zugewunken“, lautet die Antwort.
Die Verbindung der unterschiedlichen Geschichten und Perspektiven auf den Stadtteil, gelingt im Film über die Buslinie 13, die quer durch Wilhelmsburg führt. „Jeder fährt hier mit der 13. Das ist die Lebensader des Stadtteils“, begründet Produzent Marco Antonio Reyes Loredo die Wahl des ungewöhnlichen Hauptdarstellers. Der Bus führt die ZuschauerInnen durch einen Stadtteil, der kurz vor Beginn der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau sein Gesicht verändert. Überall wird gebaut. Bekannte Orte verschwinden, neue entstehen.“Wir haben diese Veränderungen gesehen und uns gedacht, darüber muss doch jemand einen Film machen“, erklärt Loredo die Entstehungsgeschichte des Films. Die Dokumentation macht auch deutlich, dass nicht jeder in Wilhelmsburg diesen Wandel als positiv empfindet. „Wir fahren jetzt an Legoland vorbei, das alles hier ist jetzt Disneyland“, schallt es im Film vor der neuen Behörde vor Umwelt und Stadtentwicklung durch den Bus. Die Buslinie ist ein Spiegelbild der Veränderungen des Stadtteils. Trotz der vielen Bilder des sich wandelnden Wilhelmsburgs, bleiben jedoch die Menschen, die der Zuschauer auf der Linie 13 kennenlernt, die größte Stärke des Films. „Man erlebt auf der 13 viele Menschen und ihre Geschichten“, sagt Busfahrer Kofi gleich zu Beginn der Dokumentation.
Der Film lässt die ZuschauerInnen sehr nah am Leben der HauptdarstellerInnen teilnehmen. Wie im richtigen Leben sind die Menschen im Bus Fremde, an denen sich die Kamera vorbeischiebt. Im Verlauf des Films kommen die ZuschauerInnen den ProtagonistInnen jedoch immer näher. Die Kamera begleitet die WilhelmsburgerInnen nach Hause, in die Moschee, auf eine Barkasse, in Gartenlauben und die Soulkitchen oder streift einfach mit den Hauptdarstellern durch den Stadtteil. Am Ende entsteht für die ZuschauerInnen eine enge Beziehung zu den handelnden Personen und dem Stadtteil. Diese Nähe macht den Film zu einem beeindruckende Porträt von Wilhelmsburg, den jede BesucherInn des Stadtteils einmal sehen sollte, bevor sie selbst Fahrgast in der „Wilden 13“ wird.
“Die Wilde 13″ wird am 3. Oktober bei Filmfest Hamburg um 17 Uhr im Passagekino uraufgeführt.
Im Anschluss ist eine Tour durch verschiedene Hamburger Kinos geplant. Außerdem zeigt der NDR den Film am 13. Oktober um 11:30 Uhr und am 18. Oktober um 0:00 Uhr.
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