Am Montag gedachte die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte vor der Elbphilharmonie den Opfern des Arbeiteraufstandes am 17. Juni 1953 in der DDR. Neben einem bunten Programm und Berichten von Zeitzeugen wurde deutlich, dass 60 Jahre nach dem historischen Ereignissen Demokratie noch immer nicht einfach so zu haben ist.
Wie sich die Bilder doch gleichen. Am 17. Juni 1953 wurde in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ein Volksaufstand niedergeschlagen. Damals ging die Führung des Landes zunächst mit Einheiten der Kasernierten Volkspolizei und später mit Panzern der Sowjetischen Armee auf die Demonstranten los. Es gab Tote und Verletzte in zahlreichen Orten in ganz Ostdeutschland in denen die Menschen für mehr Demokratie auf die Straße gingen. Genau 60 Jahre nach den Ereignissen aus dem Jahre 1953 geht die türkische Regierung gegen die Demonstranten in Ankara und Istanbul ebenfalls mit militärischen Mitteln vor. Um sie zu unterstützen, vor allem jedoch um den mutigen Menschen in der DDR zu gedenken veranstaltete die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte am Montag ein rebellisches Kulturprogramm zum Arbeiteraufstand 1953.
Unter dem Motto „Wir setzen ein Zeichen für Demokratie, Freiheit und Toleranz“ gestalteten Künstler verschiedenster Genres einen gelungenen Abend zu Füßen der Elbphilharmonie auf dem Platz der Deutschen Einheit. Extra für diesen Abend gestaltete der bekannte Graffiti-Künstler Flying Förtress ein Banner, welches das Wort Freiheit zeigt, das durch Spuren eines Panzers vernichtet wird. „Die Bildunterschrift ‚Steine gegen Panzer‘ soll die Ohnmacht darstellen, die die Menschen damals gefühlt haben mussten, als sie der Übermacht des Systems gegenüberstanden“, sagt der Künstler und verweist dabei ebenfalls auf die aktuellen Ereignisse in der Türkei.
Den längsten Applaus erhielten die HipHop Academy und ihr Sänger A-Jay. Mit ihrem extra für diesen Anlass komponierten Song machten die Jugendlichen deutlich „wenn dir was an der Zukunft liegt, dann musst du aufstehen. Wir stehen auf für die Demokratie“. Inzwischen erhielten die Künstler bereits eine Anfrage aus Dresden, um dort ebenfalls ihren Song zum Besten zu geben.
Sehr persönlich wurde der Abend durch die Berichte des Zeitzeugen und Historikers Eberhard Wilms, der erzählte wie er als 13-jähriger Junge die Aufstände in der DDR wahrgenommen hat. „Ich habe damals vielleicht nicht alles begriffen, uns war jedoch klar, dass da etwas Großes passiert“, sagt Wilms. Die Jazzband BobCats spielte im Anschluss ausschließlich Titel aus dem Jahr 1953. Die Geschichtswerkstatt St. Pauli verlas Dokumente aus der Zeit und von Menschen, die durch die Geschehnisse im Juni 1953 beeinflusst wurden. Umrandet wurde die Veranstaltung durch einen gut gelaunten Gunter Gabriel, der ein paar seiner Lieder zum Besten gab.
Der einzige Wehmutstropfen der gut organisierten Veranstaltung war die mangelhafte Kooperation der Kulturbehörde. Ursprünglich hätte das Freiheitskunstwerk an der Fassade der Elbphilharmonie angebracht werden sollen. Dies wurde jedoch kurz vor der Veranstaltung durch die Behörde untersagt.
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