St. Pauli ist mehr als Reeperbahn und Spielbudenplatz. Seit 26 Jahren setzt sich das St. Pauli Archiv dafür ein, die Geschichte und Gegenwart des schillernden Stadtteils zu dokumentieren. In diesem Jahr fehlt dem Archiv jedoch Geld, um die gestiegenen Mietkosten zu bezahlen. Aufgeben will jedoch keiner der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.
Seit 1987 ist das St. Pauli Archiv ein fester Bestandteil des Stadtteils. Neben dem eigentlichen Archiv, das über einen großen Fundus von Fotos, Postkarten und Presseartikeln verfügt, wird BesucherInnen der Stadtteil St. Pauli und seine Geschichte mit Ausstellungen und Rundgängen nähergebracht. Anfang des 2013 musste das Archiv seinen bisherigen Standort an der Wohlwillstraße aufgrund von Sanierungsarbeiten aufgeben. Die neuen Räume an der Paul-Roosen-Straße werden durch die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft (steg) zum gleichen Quadratmeterpreis wie am alten Standort angeboten. Dennoch bedeutet der Umzug für das St. Pauli Archiv Mehrkosten von 2.155 Euro pro Jahr, da die Ersatzunterbringung deutlich größer ist.
Diese Kosten kann das Archiv aus eigener Kraft nicht aufbringen. Förderungen von Seiten der Stadt oder des Bezirks dürfen nicht zur Finanzierung von laufenden Kosten verwendet werden. „Einzelne Projekte werden sehr oft gefördert, aber wie wir mit der höheren Miete umgehen sollen wissen wir nicht“, sagt Gunhild Ohl-Hinz vom St. Pauli Archiv. Die Kulturbehörde bestätigt, dass eine institutionelle Förderung von privaten Museen, wie dem St. Pauli Archiv, prinzipiell nicht möglich ist. Die jährlichen Kosten können durch die Projektförderungen nicht gedeckt werden. Insbesondere der Anstieg der Miete stellt das St. Pauli Archiv daher vor ein Problem.
„Wir wissen, dass es kaum Möglichkeiten gibt laufende Kosten finanzieren zu lassen. Dennoch versuchen wir einen Ansprechpartner für unser Problem zu finden“, sagt Ohl-Hinz. Die Bürgerschaft hatte kürzlich einen Quartiersfond eingerichtet, mit dem Betriebskosten von Institutionen in den Bezirken finanziert werden sollen. Aus diesen Mitteln hat unter anderem das St. Pauli Museum 15.000 Euro erhalten. In Hamburg-Mitte sind die Gelder aus diesem Fond für 2013 bereits weitestgehend verplant. Die Opposition in der Bezirksversammlung hatte daher vorgeschlagen im Falle des St. Pauli Archivs eine Ausnahme von der gängigen Praxis zu machen und die Mietkosten in diesem Jahr zu übernehmen. Die Finanzierung sollte mit dem Beschluss verbunden werden, hier eine einmalige Sonderzahlung zu tätigen und keine neue Vergabepraxis zu etablieren.
Dieses Vorgehen wurde von der regierenden SPD abgelehnt. Die Sozialdemokraten sehen dennoch eine Möglichkeit dem St. Pauli Archiv zu helfen. „Da das Museum aufgrund der derzeitigen Sanierung der alten Räume keine Möglichkeit hat dorthin zurück zu gehen, können wir dem Archiv in dieser Notsituation mit Mitteln aus der Kulturmittelförderung helfen“, sagt Susanne Kilgast, kulturpolitische Sprecherin der SPD. Das St. Pauli Archiv will jetzt einen Antrag auf diese Förderung an den Kulturausschuss stellen. „Wir hoffen, dass im Ausschuss dann im Sinne des Archivs entschieden wird“, sagt Ohl-Hinz.
Sollte der Kulturausschuss die zusätzlichen Mittel genehmigen, wäre der Bestand des St. Pauli Archivs in diesem Jahr gesichert. „Wir haben sehr viele engagierte ehrenamtliche Helfer. Bisher haben wir es noch immer geschafft den Bestand des Archivs zu sichern“, sagt Gunhild Ohl-Hinz. „Das wird uns auch dieses Mal gelingen“.
Foto: By Staro1 at de.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons
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