Am Sonntag geht in Hamburg die zehnte Dokumentarfilmwoche zu Ende. Fünf Tage lang begeisterten die unterschiedlichsten Dokumentarformate das Publikum, das die Filmemacher in diesem Jahr mit einem neuen Besucherrekord belohnte.
Fünf Tage, vier Kinos, 51 Dokumentarfilme und jede Menge Regisseure, Kameramänner und filmbegeisterte Zuschauer. Das ist die Bilanz der zehnten Dokumentarfilmwoche in Hamburg, die am Sonntagabend zu Ende geht. Als „Quantensprung“ bezeichnet Festival-Mitbegründer und Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach diese Entwicklung. Im Vergleich zum Vorjahr seien ungefähr 30 Prozent mehr Besucher gekommen, sieben Vorstellungen waren sogar ausverkauft. Gegenüber den Anfängen des Festivals 2004 mit 16 Filmen in einem Kino, sei es eine wahnsinnige Steigerung, dass zum zehnjährigen Jubiläum des Dokumentarfilmfestivals 51 Filme in insgesamt vier Kinos gezeigt würden. Die Zahl der Zuschauer hat sich, so Gerlach, seit 2004 verdreifacht. „Wir arbeiten jetzt seit zehn Jahren daran ein gutes Programm zu machen und vielleicht ist uns das jetzt gelungen“, sagt der Filmemacher. Vielleicht liege es aber auch daran, dass die Dokfilmwoche Produktionen eine Leinwand bietet, die „sonst überhaupt nicht in Hamburg laufen würden“.
So wie beispielsweise der Dokumentarfilm «Jaurès» des französischen Regisseurs Vincent Dieutre, der am Sonnabend im Kino 3001 mit dem Klaus-Wildenhahn-Preis 2013 ausgezeichnet wurde. Er zeigt Szenen aus dem Pariser Stadtteil Jaurès, die aus der Wohnung des ehemalige Geliebten von Vincent Dieutre gefilmt wurden und vom Regisseur selbst und seiner Freundin Eva Truffaut kommentiert werden. Der mit 3000 Euro dotierte Preis wird dieses Jahr bereits zum fünften Mal in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung vergeben. Er zeichnet politische Dokumentarfilme aus, die in besonderer Weise geeignet sind politische Diskussion anzuregen. Besonderen Wert legt die dreiköpfige Jury dabei auf die Formen der Dokumentation. Dieses Jahr entschieden Christian von Borries, Preisträger aus dem Vorjahr, Katharina Pethke, Professorin an der Hochschule für bildende Künste und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung über die Vergabe des Preises. In der Begründung loben die Juroren vor allem die virtuose Verwendung sich überlagernder Tonspuren und damit der filmischen Mittel. „Diese Metaebene ist ausschlaggebend für das Gelingen des Films“, sagt Dr. Rita Bake bei der Preisverleihung im Kino 3001. Neben der Auszeichnung für «Jaurès», sprach die Jury ein großes Lob für den Film «4 buildings, facing the sea»(F 2012) von Phillippe Rouy aus. „Der Film hat eine Form gefunden für ein unüberschaubares fremdes Material“, sagt Christian von Borries über die filmische Auseinandersetzung mit dem Reaktorunglück in Fukushima vor zwei Jahren.
Im Anschluss an die Preisverleihung wurde mit «Bayreuther Proben» (D 1965) einer der ersten Dokumentarfilme des Namensgebers Klaus Wildenhahn gezeigt. Zusammen mit seinen Kameramann Rudolf Körösi stand der berühmte Dokumentarfilmer dem Publikum anschließend Rede und Antwort. Die Möglichkeit mit Produzenten, Regisseuren und Dokumentarfilmern ins Gespräch zu kommen, gab es auch bei fast allen andern Vorführungen der letzten vier Tage, die sich in die vier Kategorien «Retrospektive», «Horizont», «Unformatiert» und «Dokland Hamburg» unterteilten. Unter dem Stichwort «Retrospektive» wurden zehn nachhaltig in Erinnerung gebliebene Filme aus den zehn Jahren, seit der Gründung des Filmfestes 2004 gezeigt. Dokumentarfilme, die sich mit besonderen Orten und Persönlichkeiten beschäftigen, wurden unter dem Titel «Horizont» gezeigt. Die Filme der Kategorie «Unformatiert» nahmen den Zuschauer mit experimentellen und essayistischen Arbeiten mit in die Grenzbereiche des Dokumentarischen. Unter dem Schlagwort «Dokland Hamburg» wurden aktuelle Produktionen aus und über die Hansestadt gezeigt.
Das Filmfest endet am Sonntagabend um 21 Uhr mit der Hamburg-Premiere der Dokumentation «Leviathan» im Metropolis-Kino.
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