Eine Ingenieursschmiede für Mümmelmannsberg

In Mümmelmannsberg sollen junge Ingenieure in Zukunft bereits in der Schule praktische Erfahrungen mit Naturwissenschaft, Technik und Mathematik sammeln können. Für den Bau des MINTariums fehlen jedoch finanzielle Mittel. Hier soll jetzt die Bezirksversammlung einspringen.

Die Meisten werden in der Erinnerung an ihre Schulzeit wahrscheinlich nur ungerne an den Mathematik- oder Physikunterricht zurückdenken. Endlos erscheinende Rechenaufgaben und ein Wirrwarr aus Formeln und Merksätzen tragen nicht zur Beliebtheit naturwissenschaftlicher und mathematischer Fächer bei. In Mümmelmannsberg sollen Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene spielerisch und mit praktischen Erfahrungen an diese Themenfelder herangeführt werden. Mit dem sogenannten „MINTarium“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) will der Bezirk ein Zentrum für Naturwissenschaft und Technik schaffen, dass nicht nur bei Billstedter SchülerInnen das Interesse an diesen Themen fördern soll. Bereits 2012 hätte das „MINTarium“ in der Stadtteilschule Mümmelmannsberg eingeweiht werden sollen. Schwierigkeiten bei der Finanzierung haben das Projekt jedoch immer wieder verzögert. Neue Mehrkosten von rund 680.000 Euro stellen erneut eine Hürde für den geplanten Bau dar, der als Schlüsselprojekt der Stadtteilentwicklung große Bedeutung für Billstedt hat.

„Das MINTarium ist ein äußerst komplexes, aber auch sehr lohnendes Projekt“, sagt Michael Mathe, Leiter des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung in Hamburg-Mitte. Bereits heute verfügt Mümmelmannsberg über ein ausgeprägtes Angebot für Naturwissenschaft und Technik. Im Naturwissenschaftlich-technischen Zentrum (NW-Zentrum) können SchülerInnen zum Beispiel in der Luftverkehrswerkstatt erste praktische Erfahrungen mit den Grundlagen des Fliegens machen. Im Jahr 2000 wurde das NW-Zentrum als eines der ersten Schülerlabore in Deutschland eröffnet. Seitdem haben pro Jahr rund 8000 SchülerInnen aus ganz Hamburg und dem Umland das Bildungsangebot genutzt. Das „MINTarium“ soll die Möglichkeiten des NW-Zentrums erweitern. Geplant ist eine Mathematikausstellung in der Hamburger aller Altersklassen spielerisch Phänomene der Mathematik erleben können. Die Dauerausstellung hat in Gießen mit ihrem aktiven Mitmachprogramm bereits 150.000 Besucher pro Jahr angezogen.

Neben der Ausstellung soll eine Schiffbauwerkstatt jungen Ingenieuren die Möglichkeit bieten selbst Modelle von Schiffen und U-Booten zu konstruieren. Auf der 226 Quadratmeter großen Fläche sollen die SchülerInnen dann die Möglichkeit haben ihre Fahrzeuge auch selbst zu testen. In Bassins und auf Wasserkanälen kann das Schwimmverhalten der Modelle unter verschiedenen Bedingungen erprobt werden. Außerdem können die SchülerInnen an ihren Modellen unterschiedliche Antriebe, wie Wind- oder Solarkraft ausprobieren. Bis zu 14.000 SchülerInnen sollen pro Jahr von diesem Angebot profitieren.

Bisher wurden die Kosten des Projektes mit rund 2 Millionen Euro beziffert. Neben der Schulbehörde, dem Landesinstitut für Lehrerbildung (LI) und dem Programm zur Integrierten Stadtteilentwicklung RISE, hat sich auch die Bezirksversammlung bereits mit 51.000 Euro an dem Projekt beteiligt. Im Laufe der Planungen wurde jetzt festgestellt, dass die in der Stadtteilschule Mümmelmannsberg verwendeten Baustoffe aus den 1970er Jahren Nachbesserungen für den Brandschutz erforderlich machen. Aus den neuen Anforderungen an den Bau des „MINTarium“ entstehen Mehrkosten von rund 680.000 Euro. Die Schulbehörde und das LI haben bereits zugesagt insgesamt weitere 433.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Auch aus den Mitteln des RISE-Programms sind weitere Gelder verfügbar. Dennoch fehlen dem „MINTarium“ derzeit 86.000 Euro. „Wir haben diese große Summe mit der Unterstützung vieler Stellen fast zusammen und bitten jetzt die Bezirksversammlung für dieses wichtige Projekt erneut um Hilfe“, sagt Michael Mathe am Dienstag im Ausschuss für Wohnen und Stadtteilentwicklung.

Die Fraktionen der Bezirksversammlung wollen sich zunächst intern besprechen, bevor eine Entscheidung über die Genehmigung weiterer Gelder diskutiert werden soll. „Wir wollen dieses Projekt weiter umsetzen, müssen bei dieser Summe jedoch zunächst Rücksprache mit unserer Fraktion halten“, sagt Kerstin Gröhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. Nach Informationen von Mittendrin ist für die Sitzung der Bezirksversammlung am Donnerstag noch kein Antrag zur Unterstützung des „MINTariums“ geplant. Wann die Abgeordneten eine Entscheidung fällen werden und wann die Bauarbeiten in Mümmelmannsberg beginnen können, bleibt weiter offen.