„1987“ – Eine Fotoausstellung über Hausbesetzer, Demos und Häuserkämpfe in Hamburgs jüngerer Geschichte. Die Fotografien von Kai Peters sind noch bis zum 3. März im Gängeviertel zu sehen.
In der Kupferdiebe-Galerie im Gängeviertel werden Fotos von Kai Peters aus der Häuserbesetzerszene in den achtziger Jahren gezeigt. Wenige Bilder sind neueren Datums. Kai Peters war dabei, hat zumindest mitdemonstriert, Freunde in der Szene gehabt und fotografiert. Anfangs hat er ohne strategischen Plan einfach Bilder für sich gesammelt. Erst später studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Reportage und Dokumentation.
Die Ausstellung erhält gerade durch das Charakter, was nicht gezeigt wird. Es gibt keine Fotos von heroischen Posen, martialischem Kampfgetümmel und ordentlich Aktion. Auf eigentümliche Weise wirken die Gruppenbilder von Polizei oder des schwarzen Blockes nicht nur so statisch, wie es die Konfrontation damals war, sie wirken auch angespannt spannender, als all die Hau-drauf-Szenen, die schon hinlänglich andernorts gezeigt wurden. Und das hat Methode. In der Zusammenstellung der Fotos kontrastieren Gruppen kampfbereiter Polizisten und Häuserbesetzer oder Autonomer in Erwartungshaltung mit ziemlich unspektakulären Szenen des Lebens um die besetzten Häuser. Da werden Slogans an Wände gepinselt, da stehen Leute herum und spielen Kinder und ältere völlig entspannt Federball, alles an und neben heruntergekommenen Häusern, denen die Besetzer aus Wohnungsnot und politischer Überzeugung Leben einhauchen wollten. „Oft waren Besetzungen nur von kurzer Dauer und eher friedlich, Kampf war da die Ausnahme“, sagt Peters über die Hintergründe seiner Fotos. „Ich möchte hier keine Erklärung der geschichtlich politischen Situation liefern“, sagt Peters weiter. Auch ist keine eindeutige politische Gesinnung anhand der ausgestellten Bilder abzulesen. Hier sind die Bilder mit RAF-Parolen, freundlich lächelnden Hausbesetzern und gelangweilten Polizisten, die einem Hausabriss, wie einem trägen Fußballspiel zuschauen, in erster Linie Zeitdokumente. Ergänzt werden die Fotos durch einen Amateurfilm und einige Radiosendungen der Hafenstraßenbewohner aus dieser Zeit. Das bietet Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung einen Einblick in die Gedankenwelt der damaligen Hausbesetzer und ist eine charmante Art, die Bilder inhaltlich zu rahmen.
Angesichts bestehender Wohnungsnot und gegenwärtiger Initiativen, wie „Recht auf Stadt“ oder eben der um den Erhalt des Gängeviertels selbst, bleibt diese Ausstellung nicht nur historisch interessant und ästhetisch reizvoll. Hier sieht man ausschnitthaft Stadtgeschichte und manchmal – zwischen den Bildern – Geschichte der politisch-ökonomischen Produktion von Mangel und Miethöchstpreisen und daraus folgender gesellschaftlicher Gegenwehr.
Erich Steffen
24. Februar 2013 at 10:23
Super! Danke! Wäre gut, solche Sichtweisen setzten sich breiter durch: wäre nötig für den Umgang miteinander
Abdul
1. März 2013 at 13:36
Auch ich finde, das es gut wäre, das sich solche Sichtweisen breiter durchsetzten , weil das nötig für den Umgang miteinander wäre. Danke! Super!