Neben den beeindruckenden, analogen Schwarz-Weiß-Fotografien von Martina Detjen, gab es auf der Vernissage ihrer Ausstellung «Wandlungen. Der andere Blick» auch eine tolle Improvisationstanz-Performance der Künstlerin zusammen mit zwei weiteren Frauen zu bestaunen. Genau wie die Bilder zeichnete sich die Performance durch Schlichtheit, Spontanität und kraftvolle Symbole aus.
Plötzlich gehen die Lichter in der HosenStall Galerie aus. Nur ein einzelner Baustrahler leuchtet noch in eine Ecke der Ausstellung «Wandlungen. Der andere Blick». Spannung baut sich bei den Besuchern der Vernissage auf. Dann geht es los: Martina Detjen tanzt zusammen mit zwei weiteren Frauen zu Musikstücken, die die Themen ihrer Ausstellungen aufgreifen. Dabei folgen die Tänzerinnen keiner bestimmten Choreographie. Spontan lassen sie sich auf ihre Mittänzerinnen ein und schaffen so eine eindrucksvolle, wie einmalige Improvisationstanz-Performance. Die Bewegungen der Frauen und die Musik beschäftigen sich mit Themen, die sich auch in den Fotografien der Künstlerin Martina Detjen wiederfinden. Sie thematisier in ihren Bildern die Natur. Vor allem das Erwachen der Natur, ihre Vergänglichkeit und das Skurrile in der Natur haben es ihr angetan. Dabei ist ihr künstlerische Repertoire keineswegs nur auf Fotografie und Improvisationstanz beschränkt: Auch schauspielerisch und musikalisch betätigt sich Martina Detjen. Improvisationstanz, Schauspiel und Theater bilden für sie eine Einheit. „Man kann ein spezielles Thema in tänzerische Bilder umsetzen oder das tänzerische in bestimmten Objekten entdecken“, erklärt sie.
Jeder entdeckt etwas anderes in den insgesamt zwanzig Schwarz-Weiß-Bildern, die im KunstRaum HosenStall Gallerie ausgestellt sind. Dieser Effekt ist allerdings von der Künstlerin gewollt: „Das macht es ganz spannend und abstrakt, jeder kann ganz andere Dinge darin sehen“, sagt Martina Detjen. Deshalb nimmt sie sich auch viel Zeit für ihre Motive und beobachtet die Dinge, die sie fotografieren will sehr ausführlich. So entdeckt die Fotografin ganz neue Aspekte an ihren Motiven, die sie dann ins richtige Licht rückt. Eine besondere Vorliebe hat die Winterhuderin für verwelkende Blumen. „Man könnte es die Schönheit der Vergänglichkeit nennen: Die Blumen bekommen beim Verwelken einen besonderen Charakter – viele finde ich verwelkter sogar interessanter als frisch“, erklärt sie.
Durch die Entwicklung im eigenen Fotolabor bekommen die Bilder dann eine ganz eigene Note. Es entstehen nur limitierter Auflagen oder Unikate der Bilder, damit der kreative Prozess der Entwicklung etwas besonderes bleibt, erklärt die Künstlerin. Einige der Kunstwerke sehen mehr aus wie eine Bleistift- oder Kohlezeichnung, denn wie eine Fotografie. Doch die Künstlerin betont, dass die Bilder bei der Entwicklung nicht bearbeitet werden. Der einzige Eingriff sei die Wahl der Gradationsstufe – also des Härtegrades des Schwarz-Weiß-Kontrastes, erklärt sie. Die Entwicklung der analogen Fotos sieht sie als „kreatives Handwerk“. Dabei versucht die Fotografin „nicht nur ein 1:1-Abbild, sondern etwas Geheimnisvolles, Überraschendes“ zu schaffen. Das ist ihr durchaus gelungen. Die Bilder, die häufig mehr wie Zeichnungen, denn wie Fotografien wirken, zeigen interessante und keineswegs alltägliche Details oder Blickwinkel. Im Zusammenspiel mit den suggestiven Titel der Kunstwerke sieht man so beim Betrachten der Bilder schnell mal eine Hexe, eine ausgestreckte Zunge oder ein Umarmung statt der verwelkenden Blumen und Blätter.
Bereits seit zehn Jahren beschäftigt die hauptberufliche Bilanzbuchhalterin sich mit Fotografie. Die künstlerische Betätigung stellt für sie den kreativen Ausgleich zu ihren Beruf da. Während sie sich anfangs hauptsächlich privat mit analoger Schwarz-Weiß-Fotografie beschäftigte, wurde die angehende Künstlerin von ihren Freunden ermutigt ihre Bilder auszustellen. Das ist ihr mit der Ausstellung in der ehemaligen Droschkenstation, die nun die Galerie HosenStall beherbergt, gelungen. „Die Ästhetik spricht für sich – das sind sehr sensible Bilder“, erklärt Stallmeister Andreas Düvel warum er die Ausstellung in die Galerie geholt hat. Dort sind sie noch bis zum 6. März immer Mittwochs bis Sonntags zwischen 16 und 22 Uhr zu betrachten, bevor sie von einer anderen Ausstellung aus einem der Bereiche Bildende Kunst, Malerei, Fotografie oder Skulpturen abgelöst wird.
KunstRaum HosenStall
New Art Off Gallery & Kultur e.V.
Ellmenreichstraße 28
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