Am Sonntag wurde im Kulturladen St. Georg die Ausstellung „40 Jahre bewegtes St. Georg – ein jeder aber kann das nicht!“ eröffnet. Auf zahlreichen Bildern werden Proteste und Demonstrationen, aber auch Straßenfeste und Feiern im Stadtteil ausgestellt. Die Exposition ist Teil der Veranstaltungsreihe „Solidarität – Protest – Bewegung“ der Geschichtswerkstatt St. Georg.
St. Georg ist ein vielfältiger und lebendiger Stadtteil. Dies zeigt sich nicht nur in bunten Straßenfesten, Kunstaktionen und Aufführungen, sondern auch in der Bereitschaft sich für die Belange des Stadtteils einzusetzen. Protestaktionen, Demonstrationen und Solidaritätsbekunden gehören ebenso zum Charakter von St. Georg und seinen Einwohnerinnen und Einwohnern. In der Ausstellung „40 Jahre bewegtes St. Georg“ sind nun zahlreiche Momentaufnahmen der vergangenen Jahrzehnte des Stadtteils zu sehen. Auf den rund 80 Fotos ist einerseits ein feiernder, bunter und kreativer Stadtteil zusehen und andererseits ein widerständiges St. Georg, das seinem Protest in vielfältiger Form Ausdruck verleiht.
„Wir haben tausende Fotos gesichtet und präsentieren euch heute unsere Auswahl des bewegten St. Georg der letzten 40 Jahre“, sagt Karla Fischer, zweite Vorsitzende der Geschichtswerkstatt St. Georg. Die Ausstellung hat Karla Fischer gemeinsam mit Wiebke Richter und Andreas Ernsting vorbereitet. Die Fotos stammen aus den privaten Sammlungen von Michael Joho, Liane Lieske, Ulrich Gehner und Eckert Bühler. „Auf den Bildern sind auch schon die Proteste Anfang der 1970er Jahre dokumentiert“, sagt Karla Fischer. In St. Georg bildete sich 1971 erstmals ein Mieterrat, 1972 die Bürgerinitiative Siechenhaus und 1978 dann die Bürgerinitiative Rettet St. Georg, von denen später einige zu den Mitbegründerinnen und Mitbegründern des Einwohnervereins gehörten. „Bei den Vorbereitungen zu dieser Ausstellung ist mir noch mal deutlich geworden: In St. Georg ist immer etwas los!“, sagt Karla Fischer. Dabei sei es zwar mühsam gewesen die tausenden Bilder durchzusehen, es habe jedoch auch viel Spaß gemacht. „Seit September 2012 haben wir diese Ausstellung vorbereitet und dafür viele Fotos gesichtet. Dabei haben wir auch viele alte Schätze wiedergefunden – schließlich war man selbst auch bei den meisten Veranstaltungen dabei“, sagt Fischer weiter. Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte und von Kerstin Frische.
Auf den Fotos finden sich viele bekannte Gesichter aus dem Stadtteil, wie beispielsweise Peggy Parnass oder Michael Joho wieder. Auch Politiker sind auf vielen der Bilder wieder zu finden, beispielsweise Olaf Scholz und Ortwin Runde. So manch Besucher der Ausstellung kann auch sich selbst auf den Fotos entdecken. „Es ist etwas Besonderes die vielfältigen Ereignisse im Stadtteil noch einmal Revue passieren zu lassen“, sagt eine Besucherin, die sich gerade selbst auf einem der Fotos wiedergefunden hat.
Das widerständische St. Georg zeigt sich auf den ausgestellten Bildern zu vielerlei Themen: Protestaktionen gegen die Schließung der Post in der Lindenstraße, „Spielplatz statt Dealplatz“, Demonstrationen gegen den Krieg in Jugoslawien und im Irak, den starken Durchgangsverkehr im Stadtteil und schließlich ganz aktuell für den Erhalt der Buchhandlung Wohlers in der Langen Reihe. Dies sind nur einige Beispiele für den vielfältigen Protest in St. Georg. Doch es wurde auch gefeiert bei zahlreiche Stadtteilfesten, 2012 zum 25-jährigen Jubiläum des Einwohnervereins, beim Christopher Street Day, am Rosenmontag und bei der großen 800 Jahre St. Georg Aufführung im Schauspielhaus.
Bei der Eröffnung der Ausstellung wurden die alten Zeiten auch noch einmal im bewegten Bild gezeigt. Unter anderem eine Diskussion mit dem ehemaligen Sozialsenator Ortwin Runde (SPD) bei der lautstark und leidenschaftlich Argumente ausgetauscht wurden sowie Momentaufnahmen vieler Stadtteilfeste und Protestaktionen der Initiative gegen den Durchgangsverkehr in St. Georg.
Auch nach einem Resümee von 40 Jahren bewegter, solidarischer und vielfältiger Stadtteilgeschichte spielen viele der Protagonisten auch heute noch eine wichtige Rolle, wenn es um die Bewegung in St. Georg geht. Denn darin sind sich die Einwohnerinnen und Einwohner St. Georgs einig – „40 Jahre bewegtes St. Georg – ein jeder aber kann das nicht!“.
Die Ausstellung wird bis zum 1. März im Kulturladen St. Georg zu sehen sein.
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