Kultur

Spot on für Hamburgs Filmtalente

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Zwei Tage, sieben Programme, 59 Filme. Das Nachwuchsfilmfestival „abgedreht“ zieht jedes Jahr Filmfans ins Metropolis Kino. Das Besondere ist, hier werden keine Holywood Blockbuster gezeigt. Kein Millionenbudget wurde für die Filme aufgebracht. Die Filmemacher beim „abgedreht“ Filmfest sind nicht älter als 27 Jahre. Gedreht wird mit einfachen Mitteln und unbekannten Darstellern. Trotzdem bekommt das Publikum einen bunten Mix an außergewöhnlichen Kurzfilmen geboten. Am Freitag wurden die besten Filme von einer Jury ausgezeichnet.

Kreativität braucht nicht viele Mittel. Das Nachwuchsfilmfestival „abgedreht“ zeigt, dass spannende Geschichten, viel Liebe zum Detail und Begeisterung für das eigene Werk noch immer die besten Rezepte sind, um das Publikum zu begeistern. Die jungen Filmemacher aus ganz Hamburg haben viel Arbeit in ihre Projekte investiert. Gefilmt wurde mit Digitalkameras und Smartphones. Die Darsteller sind nicht selten Freunde und Bekannte. Für die kleinen Meisterwerke wurden die unterschiedlichsten Materialen benutzt. Buntstifte, Knete, Spielfiguren oder alte Bretter aus dem Sperrmüll schaffen den Rahmen für ein besonderes Kinoerlebnis. Das Publikum dankt es den Nachwuchsregisseuren mit donnerndem Applaus.

„Wir führen das Festival jedes Jahr durch, trotzdem kommt immer wieder ein riesiges Programm zusammen“, sagt Lars Hertling, der das Filmfest zum vierten Mal leitet. Über 200 Filme waren im Vorfeld eingereicht worden. Aus diesen wurden 59 ausgewählt, die auf der großen Leinwand gezeigt wurden. „Jeder Film ist immer eine neue Überraschung. Das Programm ist wieder einmal extrem bunt gemischt“, sagt Erich Schaeffner vom Deutschen Schauspielhaus.

Die Nominierten für den Deutschen Jugendfilmpreis Foto: Jonas Walzberg

Am Freitagabend warten die Filmemacher und ihr Publikum in einem bis auf den letzten Platz besetzten Metropolis Kino auf die Verleihung der Preise an die besten Kurzfilme. Zunächst werden drei Filme für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis nominiert. Der Preis wird 2013 im Rahmen des Internationalen Filmfestivals „up and coming“ in Hannover verliehen. Die Nominierten müssen hier nicht mit ihrem Nominierungsfilm antreten, sondern können auch ein neues Projekt präsentieren. Schnell ist klar, wer 2013 nach Hannover fahren darf. Der Trickfilm „Der Museumsdrache“ von der Winterhuder Reformschule, das bewegende Werk „Oma und Ich“ von Jakob Fliess sowie die Komödie „Wenn die Post zweimal kommt“ von Zacharias Zitouni werden nominiert. Aus den drei Siegerfilmen sticht besonders das Projekt der Winterhuder Reformschule hervor. Der Film wurde von Schülerinnen und Schülern der zweiten und dritten Klasse erstellt und vertont.

Im Anschluss vergab die Jury bestehend aus Lina Paulsen, Koodinatorin der Kurzfilm Schule, Julie Heitmann, Lehrerin an der Stadtteilschule Eidelstedt, Sophie Molitoris, Leiterin ihrer eigenen Casting Agentur und Torsten Götz von Studio Hamburg den Preis des „abgedreht“ Festivals. Schauspieler Ludwig Trepte, der ebenfalls der Jury angehörte musste leider vor der Preisverleihung abreisen.

Insgesamt fünf Filme wurden mit einem der Preise ausgezeichnet. Der Film „Tausend Frage an die Liebe“ vom Medienzentrum St. Pauli überzeugte mit dem dynamischen Wechsel zwischen Collagen und Straßeninterviews. Das Drama „Hunger“  von Jugendfilm e.V. thematisierte Alltagsarmut und echte Freundschaft. Die Actionkomödie „Ich hasse Sonntage“ von Sebastian Ganschow ließ für den Agenten Bruce Steel Fiktion und Realität verschwimmen. Die Phantasie der Zuschauer wurde in dem Film „Was ist dein Problem, Katrin?“ von Tim Ungermann gefordert. Das Drama um eine Radiomoderatorin lässt viele Fragen offen und zwingt den Zuschauer auf spannende Weise die Geschichte im Kopf fortzusetzen. Schließlich wurde der Animationsfilm „Eine Freundschaft“ ausgezeichnet, der liebevoll inszeniert die Geschichte zweier neuer Freunde erzählt.

Die Gewinner der „abgedreht“ Filmpreise Foto: Jonas Walzberg

Eine besonders lobende Erwähnung der Jury erhielt zum Abschluss der Preisvergabe der Abenteuerfilm „Ein Pirat namens Leon“ von Leon Peters. Der durch eine Behinderung eingeschränkte Leon hatte einen spannenden und witzigen Film ohne Darsteller geschaffen, der das Publikum auf eine Reise der Phantasie mitnimmt. Der Film wurde durch die Zuschauer mit tosendem Beifall honoriert.

Mit Spannung wurde die Vergabe des Publikumspreises erwartet. In diesem Jahr entschieden sich die Zuschauer mit großer Mehrheit für dem Film „Scheißkalt“. Aufwendig in Szene gesetzt, handelt der Film über das Zusammentreffen eines Obdachlosen und eines wohlhabenden Bürgers in einem Baumhaus. „Ich freue mich besonders darüber von dem Publikum ausgezeichnet zu werden, da ich ja gerade für die Zuschauer Filme mache“, sagt Janco Christiansen, der Macher des Siegerfilms. Der junge Hamburger hat bereits aufwendigere Filme produziert, wollte mit diesem Projekt jedoch ausdrücklich einen kleineren Rahmen setzten. „Das spannende ist was zwischen den Schauspielern passiert“, sagt Christiansen. Auf diesem Weg will der Filmemacher auch die Sozialkritik seines Werkes untermalen. „Auf kleinem Raum prallen hier zwei Welten aufeinander“, sagt Janco Christiansen.

Im kommenden Jahr will der Gewinner des Publikumspreises ein größeres Projekt in Angriff nehmen. Vielleicht wird der Film auch wieder auf dem „abgedreht“ Filmfest zu sehen sein. 2013 feiert das Nachwuchsfilmfestival sein 25-jähriges Bestehen. Ein guter Grund es auch im nächsten Jahr wieder ein Highlight nach dem anderen für das Publikum auf die Leinwand zu bringen.

Titelfoto: Rahel Metzner / abgedreht

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