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Verschwundener Jeremie: Jetzt spricht Andy Grote

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Das Jugendamt Hamburg-Mitte beherrscht regelmäßig die Schlagzeilen. Nach dem Fall des  verstorbenen Pflegekindes Chantal, rufen derzeit der Streit um das Mädchen Jule und die Flucht des 11-jährigen Jeremie Kritik an der Arbeit des Jugendamtes hervor. Auch Bezirksamtsleiter Andy Grote wird in den Medien scharf angegriffen. Im Rahmen der Bezirksversammlung am Donnerstag nahm Grote Stellung zu den Vorwürfen.

Die Besucherränge in der Bezirksversammlung sind an diesem Abend gut gefüllt. Ungewöhnlich viele Medienvertreter haben den Weg in den Sitzungssaal gefunden. In der Regel überlässt man es Lokaljournalisten über die Themen der Bezirkspolitik zu berichten. Nicht so heute. Die Vertreter der Medien sind gekommen, um Andy Grote reden zu hören. Blitzlicht und das klicken der Kameras erfüllt den Raum, als Grote an das Rednerpult tritt. Der Bezirksamtsleiter will eine Erklärung abgeben und Stellung nehmen gegen die Vorwürfe, die in den letzten Tagen gegen ihn und das Jugendamt erhoben wurden.

Am Tag zuvor war berichtet worden, Grote sei durch seine Tätigkeit als Anwalt, in der er bereits mit dem Fall des Pflegekindes Jule befasst gewesen war, befangen. Um Jule wurde lange gerungen. Das Jugendamt wollte das Kind aus der Pflegefamilie entfernen, da die Mitarbeiter das Wohl des Kindes gefährdet sahen. Die Pflegefamilie wehrte sich dagegen und trat durch die Medien an die Öffentlichkeit. „Im Fall Chantal wurde dem Amt Untätigkeit vorgeworfen. Jetzt reagieren die Behörden und geraten erneut in die Kritik“, sagte Grote. Der Bezirksamtsleiter stellte klar, dass er die Fraktionsvorsitzenden rechtzeitig über seine Verbindungen zu dem Fall informiert habe. Diese gingen von einem unproblematischen Verhältnis aus. „Seitdem ich das Amt des Bezirksamtsleiter angetreten habe, bin ich nicht mehr mit meinen vorherigen Fällen befasst“, sagt Grote. Deutlich stellte sich Andy Grote hinter die Mitarbeiter der Jugendamtes. Diese hätten hochkomplexe und schwierige Fälle zu bearbeiten und leisteten gute Arbeit.

Ebenso verteidigt Grote das Vorgehen der Behörden im Fall Jeremie. Der Junge war kurz nach seiner Geburt aus der Obhut seiner drogenabhängigen Mutter genommen und bei seinen Großeltern untergebracht worden. Nach Mißbrauchsvorwürfen entzog man auch den Großeltern schließlich das Sorgerecht. Jeremie gilt als stark verhaltensauffällig und wurde daher in einem Zirkusprojekt in Mecklenburg-Vorpommern untergebracht, um dort besser auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen zu können. In den vergangenen Tagen hatte der Fall Schlagzeilen gemacht, da Jeremie angeblich selbst mit einem Kleinlaster nach Hamburg geflohen war. Die Polizei sucht derzeit nach dem Jungen. Grote war bemüht in aller Vorsicht erste Erkenntnisse zu diesem Fall darzustellen. „Ich habe Zweifel daran, dass ein Elfjähriger alleine eine derartige Flucht durchführen kann“, sagt Grote. „Die Großeltern kennen offensichtlich den derzeitigen Aufenthaltsort des Kindes, wollen diesen jedoch nicht preisgeben.“ Der Bezirksamtsleiter rief dazu auf Zurückhaltung zu wahren und keine schnellen und einfachen Bewertungen vorzunehmen. Die Sachlage sei oft sehr komplex und für das Jugendamt schwer zu handhaben. „Oft ist die Sicht der Gegenseite sehr schnell in den Medien, besonders da die Behörden zu laufenden Fällen keine Stellung nehmen dürfen“, sagt Grote. „Wir sollten uns auf die Fakten besinnen und im Sinne des Kindes handeln“.

In der anschließenden Debatte griffen Abgeordnete der unterschiedlichen Fraktionen die Medienberichterstattung in Bezug auf die Jugendarbeit des Bezirkes scharf an. „Die negative Berichterstattung zerstört das für die Jugendarbeit so wichtige Vertrauensverhältnis. Die Sozialarbeiter leisten gute Arbeit, dennoch stürzt man sich auf einige wenige Fälle, in denen es mal nicht optimal läuft“, sagt Lothar Knode von den Grünen. Der Abgeordnete ruft dazu auf, die Jugendarbeit endlich wieder mit den wichtigen Dingen statt mit der Aufarbeitung von angeblichen Skandalen zu befassen. „Das Verhalten der Medien macht es unmöglich Stellen in der Jugendarbeit in sogenannten sozialen Brennpunkten zu besetzen“, sagt Christine Detamble-Voss von der Linken. „In Wilhelmsburg gibt es bereits jetzt große Probleme geeignete Sozialarbeiter für die offenen Positionen zu finden“. Die harte Medienkritik der Abgeordneten verdeutlicht, dass in der Jugendarbeit einseitige Darstellungen oft nicht zielführend sind und die Arbeit der Behörden erschweren können. Am Freitag berichtete das Hamburger Abendblatt erneut über den Fall von Jeremie. In der Schlagzeile heißt es: „Verschwundener Jeremie: Jetzt redet die Familie“.

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