Politik

Die Stadt als Klassenzimmer

Politik
Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Schule, das bedeutet still im Klassenzimmer sitzen. Der Lehrer erzählt, die Schüler lauschen. Mathematische Formeln, Jahreszahlen von historischen Ereignissen und die Hauptstädte dieser Welt werden gelehrt und gelernt. Doch Schule und vor allem die Schülerinnen und Schüler können mehr. Demos, organisieren, Filme drehen, Radio Sendungen gestalten. Die Stadt wird zum Klassenzimmer. „Klosterschüler machen Politik“ heißt das Projekt, in dem die zehnte Klasse der Klosterschule St. Georg zeigt, was junge Menschen heute bewegt.

Zwei Wochen lang haben sich die Zehntklässler mit einem politischen Thema ihrer Wahl intensiv beschäftigt. „Die Schülerinnen und Schüler hatten dabei sehr viel Freiraum“, sagt Klassenlehrer Tonio Kempf. „Herausgekommen ist eine große Bandbreite an Themen“. Nicht nur die Themen sind vielfältig. Auch die unterschiedlichen Präsentationen zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Schwerpunkte gesetzt haben. Mietenwahnsinn, jugendliche Migranten oder Homosexualität im Fußball sind nur ein kleiner Teil der bearbeiteten Themenfelder. Viele Schülerinnen und Schüler wollen mit ihren Projekten mehr, als nur ein Schulprojekt abliefern. Sie wollen etwas bewegen. So werden Texte an die Medien gegeben, Demos organisiert oder Flyer in der Fußgängerzone verteilt, um auf die Themen der Jugendlichen aufmerksam zu machen. „So mancher Schüler ist durch das Projekt wach geworden“, sagt Klassenlehrer Kempf.

Einige der Aktionen werden erst im Lauf der nächsten Wochen stattfinden. Bereits morgen wollen die Schülerinnen und Schüler um 15 Uhr den Hansaplatz mit Poesie und Kunst bunter gestalten. Andere Projekte wollen die jungen Aktivisten langfristig aufrecht erhalten. „Ein Schüler hat sich mit Demokratie an Schulen beschäftigt und möchte seine Ergebnisse an der Klosterschule umsetzen“, sagt Tonio Kempf.

Das Projekt hat die Schülerinnen und Schüler nachhaltig geprägt. „Viele erkennen jetzt, wie viel Komplexität in den Themen steckt und haben ein breiteres Problembewusstsein entwickelt“, sagt Kempf. So auch Maxi Joline Baumert aus Billstedt. Die 16-jährige hat sich damit auseinander gesetzt, was es heute für junge Menschen bedeutet sich unerwünscht zu fühlen. „Ich war sehr überrascht, wie viele Jugendliche sich oft unerwünscht fühlen. Meine Erlebnisse werde ich mir zu Herzen nehmen und versuchen etwas daran zu ändern“, sagt die junge Frau. Als ersten Schritt etwas gegen das Gefühl der Unerwünschtheit zu tun, will Maxi Joline Baumert die Ergebnisse ihres Projektes in die Medien bringen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Lesen sie hier warum sich junge Menschen in Hamburg unerwünscht fühlen.

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