Kultur

Ein Zeichen gegen Armut setzen

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Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Hunderte Hamburger spendeten gestern ihre Pfandflaschen für einen guten Zweck. Über 4400 Flaschen sind so beim ersten „FlaschenMob“ in Hamburg zum UN-Gedenktag gegen Armut zusammengekommen.

Mitinitiator des Projektes ist der Verein „Pfand Collection“, der sich Anfang 2011 aus Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaften heraus gegründet hatte. „Auch auf dem Campus haben wie viele Pfandboxen für den guten Zweck“, sagt Tönnies Bündert, Vorsitzender von Pfand Collection e.V. In diese Boxen können Studierende und auch Lehrende ihre Pfandflaschen werfen, um unkompliziert einen Beitrag an sozialen Projekten zu leisten. „Die Idee zum FlaschenMob ist gemeinsam mit Axel Mangat von der Bahnhofsmission Hamburg entstanden“, sagt Bündert weiter, „wir wollten ein Highlight für den UN-Gedenktag schaffen und so ein Zeichen gegen Armut setzen.“ Weitere Unterstützung erhielt der Aktionstag von der Stadtmission Hamburg, dem Citykirchenprojekt und der Rathauspassage. Bei der logistischen Abwicklung halfen die Unternehmen Veolia und Interseroh. Der Erlös aus den gesammelten Pfandflaschen geht an die Stadtmission Hamburg. Damit soll ein Fond für die Unterbringung wohnungsloser Familien eingerichtet werden. „Wir wollten ein schweres Thema kreativ aufbereiten“, sagt Mark Möller von den Citykirchenprojekten, „ich denke das ist uns mit dem FlaschenMob gelungen.“

Bereits seit dem frühen Morgen haben viele ehrenamtliche Helfer am Mittwoch vor der St. Jacobi Kirche den FlaschenMob organisiert. Viele Unterstützer sind Studierende von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. „Die Hamburger loben die Aktion und bringen einige Flaschen vorbei“, sagt Carina, Studentin der Sozialen Arbeit. „Manche auch gleich mehrere Tüten voll mit Flaschen.“ Später kam sogar noch jemand mit einem vollgeladenem Bully, der die Flaschenzahl kurz vor Schluss in die Höhe trieb. Jeder, der sein persönliches Zeichen gegen Armut setzte und eine oder gleich ganze Tüten voll mit Flaschen abgab, bekam als ganz persönliches Dankeschön eine Postkarte – „(M)ein Zeichen gegen Armut“. Die letzte Plastikflasche übergab die Schirmherrin des Aktionstages, Bischöfin Kirsten Fehrs, höchst persönlich. Bei der Anschlussveranstaltung in der St. Jacobi Kirche gab die Bischöfin das Ergebnis bekannt. Auch lobte Fehrs den Mut der Jugendlichen, die sich an dem Projekt „Armut begegnen“ beteiligt hatten. Acht Jugendgruppen unterschiedlicher Schulen haben sich mit dem Thema Armut auseinandergesetzt. Im Anschluss an die Ansprache der Bischöfin wurden kurze Theaterstücke und auch pantomimische Darstellungen der Jugendlichen vor den zahlreichen Gästen in der Kirche aufgeführt.

Ohne die zahlreichen freiwilligen Helfer geht nichts

Unterstützt hatte die Arbeit mit den Jugendlichen Paul Steffen von der Jungen Akademie für Zukunftsfragen. Die Jugendlichen begegneten dem Thema Armut auf unterschiedliche Art und Weise. Es ging dabei um Armut auf der ganzen Welt, aber auch hier in Hamburg, direkt vor der eigenen Haustür oder sogar manchmal direkt in den eigenen vier Wänden. Die Erich-Kästner-Stadtteilschule widmete dem Projekt sogar eine ganze Schulwoche. „Beispielsweise haben wir eine Hütte aus Holz und einer Plane gebaut und in dieser auch eine Nacht geschlafen“, sagt Steffen. Für die Jugendlichen sei es besonders ungewohnt gewesen, dass man die Geräusche von draußen hören und die „Slumhütte“ nicht abschließen konnte.

„Besonderen Mut erforderten auch die Interviews mit obdachlosen Flaschensammlern“, sagt Axel Mangat, Leiter der Bahnhofsmission. „Armut meint nicht nur die finanzielle Seite“, sagt Mangat weiter. Es sei auch darum gegangen sich dem Thema grundsätzlich anzunähern und sogar zu schauen: „Worin bin ich selbst arm?“. Für dieses Projekt sei es besonders wichtig gewesen sich auf das Thema einzulassen und nicht nur einfach dagegen zu sein. Der FlaschenMob sei eine gute Möglichkeit für jeden gewesen, sich zu beteiligen. Tatsächlich müsse man sich jedoch auch an allen anderen Tagen im Jahr mit der Armut beschäftigen, um etwas zu bewegen. „Es geht um eine Form der Integration, die über bloße Versorgung hinausgeht“, sagt Axel Mangat.

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