Mit dem Projekt „Imame für St. Georg“ wollen die islamischen Gemeinden den Kontakt zu ihrem Stadtteil verbessern. Ab Januar sollen insgesamt 15 Imame gemeinsam mit anderen Akteuren aus Politik, Kultur, sozialen Einrichtungen und den Kirchen zu verschiedenen Veranstaltungen zusammenkommen, um gemeinsam eine zukünftige Zusammenarbeit zu gestalten. Wir haben mit Projektleiter Fatih Yldiz von der Centrumsmoschee über seine Ziele gesprochen – und erfahren warum St. Georg genau der richtige Ort für das Projekt ist.
Das Gespräch führte Dominik Brück
Mittendrin: Bevor wir auf das Projekt eingehen, es gibt sicher Leser, die mit dem Begriff eines Imams nichts anfangen können. Was genau ist ein Imam?
Fatih Yldiz: Das ist ungefähr das gleiche, wie ein Pfarrer in der Kirche. Er kümmert sich um die religiöse Führung, macht Seelsorge und steht der Gemeinde vor.
Mittendrin: Und die Imame mit ihrer wichtigen Rolle in der Gemeinde sollen im Stadtteil bekannter werden?
Yldiz: Es gibt hier sehr viele Moscheen in St. Georg. Wir wollten die Wahrnehmung der Imame außerhalb ihrer Gemeinden verstärken. Aber auch die Imame sollen lernen, dass sie nicht nur für ihre Gemeinde da sind, sondern auch eine Verantwortung gegenüber dem Stadtteil haben. Deshalb sollen sie den Schritt nach draußen wagen und sich auch mit anderen Akteuren des Stadtteils ausstauchen.
Mittendrin: Was erhoffen Sie sich davon?
Yldiz: Alle Teilnehmer sollen davon profitieren. Wir erhoffen uns eine ständige Gruppe aufzubauen, die sich zwei Mal im Jahr trifft und Themen des Stadtteils bespricht. Das Projekt soll der Anstoß für weitere Veranstaltungen sein. Wir sind selbst gespannt wo es hingeht. Die Imame sind auch sehr unterschiedlich. Einige können sehr gut Deutsch, andere können weniger gut Deutsch. Einige sind sehr interessiert, andere haben das Grundproblem, dass sie bisher nur in ihren eigenen Gemeinden arbeiten. Wir haben aber auch gemerkt, dass es im Stadtteil sehr viele Fragen über die Arbeit der Imame gibt. Es ist ein erster guter Schritt Imame mit dem Stadtteil zusammenzubringen um für beide Seiten ein Gefühl der Nähe zu erzeugen und die Distanz abzubauen.
Mittendrin: Die Centrumsmoschee ist schon seit 1977 in St. Georg. Wie erklären sie sich dennoch eine Distanz zu den Imamen?
Yldiz: Es ist von Gemeinde zu Gemeinde anders. Die Centrumsmoschee hat dieses Problem nicht. Wir sind fest verankert und haben gute Kontakte zu unseren Nachbarn und dem Stadtteil. Das gilt aber nicht für alle Gemeinden. Viele waren bisher aus strukturellen Gründen noch nicht in der Lage das so aufzubauen. Die Mittel sind knapp und sie haben andere Prioritäten gesetzt.
Mittendrin: In anderen Stadtteilen gibt es auch islamische Gemeinden mit ähnlichen Herausforderungen. Ließe sich dieses Projekt dorthin übertragen?
Yldiz: Das ist unser fester Wille. Deshalb werden wir den Projektverlauf genau dokumentieren und ein kleines Büchlein verfassen. Im August wollen wir das dann in einer Ausstellung vorstellen.
Mittendrin: Ist es denn in St. Georg einfacher dieses Projekt anzustoßen?
Yldiz: Ja, auf jeden Fall. St. Georg ist schon immer etwas anders gewesen. Seit den 1970er Jahren ist der Stadtteil sehr stark multikulturell geprägt. Deshalb sind er Kontakt und die Erfahrungen die wir zusammen mit den St. Georgianern gemacht haben viel besser, als in anderen Stadtteilen. Wir haben aber auch hier Probleme, gerade wegen der Gentrifizierung. Einige Gemeinden können sich wegen der steigenden Mieten nur Gebetsräume in Tiefgaragen oder Hinterhöfen leisten. Das ist natürlich auch ein Problem für die Öffentlichkeitsarbeit.
Mittendrin: Wo kann ich weitere Informationen bekommen, wenn ich mich für das Projekt interessiere?
Yldiz: Wer Interesse hat, soll einfach an mich herantreten. Dann kann ich mehr Informationen und Termine weitergeben.
Bild von Peter Weis (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden