Schwere Songs von schwarzem Sand – Sólstafir im Uebel & Gefährlich

Foto: Stebba Osk
Musik
Justus Ledig

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Wenn es um atmosphärischen Sound in der Schnittmenge von Metal und Post Rock geht, sind Sólstafir eine der Bands der Stunde. Ihrem Auftritt in Uebel & Gefährlich konnte sich Justus Ledig nicht entziehen.

Island – die zerklüftete Insel im Nordatlantik exportiert bekanntlich nicht nur nervigen Vulkanstaub, sondern auch fantastische Musiker. Sólstafir sind eine jener Gruppen, die den ganz besonderen Geist der Insel in außergewöhnlichen Sound kleiden und damit zurecht beachtliche Erfolge feiern. Die Nordmänner beehren auf dem zweiten Teil ihrer Tour zu ihrem aktuellen Album „Ótta“ glücklicherweise auch die Hansestadt und schlagen im Uebel & Gefährlich auf.

Eigenwilliges Musikprojekt als Opener

Schon sehr gut besucht ist der dortige Ballsaal, als der Supportact Nordic Giants den Anfang macht. Hui, das ist mal bizarr! Die Band besteht aus einem maskierten Drummer zur Rechten und einem ebenso verkleideten Multiinstrumentalisten auf der linken Seite der Bühne, in deren Mitte mit einer Videoinstallation Kurzfilme gezeigt werden. Viel des dargebotenen Post-Rocks kommt vom Band, was ein echtes Live-Gefühl leider abwertet. Das künstlerische, aber nur bedingt authentische, Projekt verdient Anerkennung, aber es zündet bei mir nicht recht. Respektvollen Applaus verdienen sich die Nordic Giants dennoch. Das nächste Mal vielleicht eher Kampnagel, Jungs.

Sólstafir hingegen müssen sich keine Sorgen machen, dass ihnen Hamburg aus der Hand frisst. Rappelvoll ist es, als die Isländer die Bühne entern. Dass Drummer Guðmundur Óli Pálmason im Vorfeld aus persönlichen Gründen kurzfristig durch Karl Petur Smith ersetzt wurde, sorgt zwar für gewisse Irritationen bei den Fans – es tut der Intensität der Songs allerdings keinen Abbruch.

Sólstafir haben sichtlich ihre Freude

Mit dem Titelsong der 2009-er Platte „Köld“ geht es los und von Beginn an ist Hamburg verzaubert. Aufgrund der mittelmäßigen Raumaufteilung im Ballsaal kommt zwar wenig Bewegung auf und Mitsingen ist bei den überwiegend isländischen Texten nur Wenigen möglich. Doch die Stimmung ist fantastisch, sodass sich die stets schüchtern wirkende Band um Frontmann Aðalbjörn Tryggvason sichtlich wohlfühlt.

Im Verlaufe des Abends, nachdem Sólstafir schon die großen Kracher von „Ótta“ unters Volk gebracht haben, lässt sich Aðalbjörn sogar zu mutigen Ansagen hinreißen. Ein paar Brocken Deutsch hier, ein kecker Witz dort und auch das Publikum wird von den Island-Cowboys gebührend eingebunden. Vor allem aber sind es die schon beinahe sprichwörtlichen Gitarrenwände, die Sólstafir zu errichten pflegen. Die Gänsehaut ist allerorten spürbar.

Einen merklichen Unterschied macht es allerdings, ob gerade die von Synthies unterstützten neueren Songs gespielt werden oder jene, die ohne künstliche Verzierungen auskommen. Bei letzteren entwickelt die Band eine ganz andere Dynamik und erzeugt ein ums andere Mal eine Stimmung, die an Jamsessions im Proberaum erinnert. Klar, hier ist das Timing freier. Highlights des Abends sind daher sicherlich Nummern wie „Djákninn“ oder der Rausschmeißer „Goddess of the Ages“, bei denen es die Bands ich nicht nehmen lässt, die ohnehin schon langen Songs durch (gefühlte) Improvisation noch weiter auszubauen. Das sind die stärksten Momente der Band.

Ein Abend, der viel zu schnell vergeht

Natürlich fehlt auch der vielleicht bekannteste Song „Fjara“ nicht, auch wenn das Publikum bis zur Zugabe darauf warten muss. Nachdem sich der rotgezopfte Basser Svavar Austmann standesgemäß eine Kippe auf der Bühne anzündet, ersetzen Sólstafir hier den auf CD vorhandenen Frauenchor einfach durch eine singende Gitarre, die wohlige Schauer durch das Uebel & Gefährlich jagt. Wer jetzt nicht mitgerissen ist, hat selber Schuld.

Am Ende erscheint der Gig mal wieder viel zu kurz, wobei die tatsächliche und die gefühlte Dauer schlichtweg weit auseinandergehen. Gute Augenblicke gab es so viele und keinen schwachen Moment, dass der Abend wie im Fluge vergeht. Sólstafir, zweifellos eine Ausnahmeband – takk fyrir!

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