Rettung auf Zeit: Stubnitz erreicht Crowdfundingziel

Fotos: Henry Lührs
Stadtgespräch
Henry Lührs
@henrycalrs

E-Mail: luehrs@hh-mittendrin.de

Die Crowdfunding-Aktion für die Finanzierung des Werftaufenthaltes des Kulturschiffes MS Stubnitz geht in die Zielgerade. Die Hürde von 50.000 Euro ist erreicht worden. Mittendrin war noch einmal vor Ort und hat mit Urs Blaser, dem Kulturmanager und Koordinator des Schiffes, gesprochen.

Unter der „Crew“ der MS Stubnitz ist die Erleichterung zu spüren, dass man die Hürde erreicht hat und sich so viele Menschen solidarisch mit dem am Baakenhöft liegendem Kulturschiff gezeigt haben. Es herrscht buntes Treiben, um die am Abend stattfindende Veranstaltung vorzubereiten. Trotz des Erfolges der Crowdfunding-Aktion ist jede weitere Spende wichtig für die Zukunft des Schiffes. Die gespendeten 50.000 Euro ermöglichen zwar den Fortbestand des Projekts, doch die MS Stubnitz steht weiterhin am Existenzlimit.

Den Druck nehmen

Mit der Finanzierung des Werftaufenthalts werden die Betreiber absehbar noch zwei Jahre beschäftigt sein. „Die 50.000 Euro, die durch die Crowdfundingaktion zusammengekommen sind, finanzieren lediglich die geliehenen Mittel für die Anzahlung an die Werft. Ein Darlehen finanziert die zweite Hälfte und wird dann nach und nach erstattet. Somit wird erst ein Mal garantiert, dass die MS Stubnitz weiter als Kulturschiff bestehen kann“, sagt Urs Blaser.

Ohne die Unterstützung der Spender wäre es den Betreibern des Schiffs nicht mehr möglich gewesen, die weiteren Kosten zu stemmen. „Wir hoffen natürlich, dass der Endspurt des Crowdfunding bis Freitag der Endstand noch etwas ansteigt, damit der verbliebene Druck noch abnimmt“, so Blaser. Der Endstand der Werftkosten ist den Betreibern bis jetzt noch nicht bekannt, doch man geht davon aus, dass das Ergebnis des Crowdfundings weniger als der Hälfte der Gesamtkosten entspricht. „Jede bisherige Spende hat bei uns für eine Erleichterung gesorgt, doch wir sind wirklich dankbar über jede Spende, die jetzt noch kommt“, so Blaser.

Für eine Zukunft in Hamburg

1994 war Urs Blaser das erste Mal mit der MS Stubnitz in Hamburg. Damals lag die Stubnitz für 6 Wochen an den Landungsbrücken. Viele Klubveranstaltungen und Konzerte in Polen, Russland, Frankreich oder den Niederlanden gab es schon auf dem Kulturschiff, das seinen Heimathafen in Rostock hat. Das ehemalige DDR-Kühlschiff der Fischfangflotte hat sich aber mittlerweile auch in Hamburg einen Namen gemacht und ist als Kulturzentrum in der Hafencity etabliert. Am Kirchenpauerkai beim Baakenhöft liegt die Stubnitz jetzt.

„Die Welle darf nicht abebben!“

Das Baakenhöft ist die Landspitze südlich der Zufahrt zum Baakenhafen und soll jetzt für zehn Jahre zum Kulturstandort ausgebaut werden. Die MS Stubnitz passt als Kulturschiff eigentlich gut ins Konzept. Allerdings gab es in der Vergangenheit immer wieder lange Verhandlungen zwischen der HafenCity GmbH, der Hamburg Port Authority (HPA) und den Betreibern der Stubnitz über die Zukunft des Schiffs im Hamburger Hafen. Die HafenCity GmbH ist Eignerin der Landseite. Für die Wasserseite hingegen ist die HPA zuständig.

Platz für Kultur im Hafen

Mit Unterstützung der Kulturbehörde war es nun möglich, sich auf eine Ausnahmegenehmigung bis Ende 2016 zu einigen. „Die Stubnitz ergänzt die neugebaute Hafen City sinnvoll und der Standort ist deswegen perfekt für das Schiff “, sagt Blaser. „Die Sicht der HPA, dass unser Schiff nicht der Hafenwirtschaft zugeordnet wird, ist verständlich, doch auch für Kultur sollte im Hamburger Hafen noch Platz sein, soweit die Industrie nicht gestört wird“, so Blaser.

Man merkt auf dem Schiff schnell, dass es nicht leicht ist, dieses Projekt zu erhalten. In der Vergangenheit mussten sich die Betreiber immer wieder durch die Bürokratie der modernen Schifffahrt kämpfen. „Gerade in den letzten Jahren kamen immer mehr Auflagen hinzu, die dem Kulturschiff die Existenz erschweren. Ein technisch authentisches Monument aus dem Ostdeutschen Schiffbau der 60er Jahre zu erhalten ist nicht selbstverständlich“, sagt Blaser. „Wir sind somit oftmals auf guten Willen und auch finanzielle Unterstützung von außen angewiesen, um das Schiff zu erhalten.“ Bis Freitag läuft das Crowdfounding noch und Spender haben die Möglichkeit für ein kleines „Dankeschön“ dazu beizutragen, das Kulturschiff zu unterstützen.

Eine Party für alle Unterstützer

Am Freitag, 10. Oktober, soll es eine große Crowdfunding-Party geben. „Die Party soll ein Danke an alle Unterstützer sein und wir wollen gemeinsam den Endbetrag der Crowdfundingaktion feiern“, sagt einer der Betreiber des Kulturschiffes. Es soll einen Countdown geben, der auf die Bildschirme übertragen wird. Die besondere Location der Stubnitz wird sich von ihrer besten Seite zeigen und es wird besondere Acts geben. „Viele Künstler kommen gerne an Bord, weil die Location und Athmosphäre besonders sind“, sagt Blaser. „Da jedes Konzert Ton- und Filmtechnisch aufgenommen wird, hat die Stubnitz mittlerweile ein riesiges Archiv aufgebaut“, sagt Carl, der schon lange auf dem Schiff dabei ist.

Auch das ist ein Grund, weshalb sich die Musikszene immer wieder mit „S.O.S-Aktionen“ für die Stubnitz eingesetzt hat. So werden auch Golden-Pudel-Club und Hafenklang bei der Crowdfunding-Party mitmischen. Auf weitere Überraschungen darf man sich freuen. Ab 20 Uhr soll die Party auf dem Schiff steigen. Um 23:59 ist dann die Crowdfunding-Aktion offiziell beendet und der Endbetrag wird feststehen. Dann darf richtig gefeiert werden. Hoffentlich für länger.

Fotos: Henry Lührs

 

 

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