Gleich zwei Mal haben sich die Rollerderby-Mädels des FC St. Pauli, die Harbor Girls, ihren Gegnerinnen aus Tampere in Finnland gestellt. Für die Fans war der Samstag so gleich doppelt spannend.
Für alle die noch nie etwas von Rollerderby gehört haben in aller Kürze die grundlegenden Regeln: Fünf Spielerinnen stehen je Team auf dem Track, dem Spielfeld. Vier Spielerinnen je Team umrunden in einem als „Pack” bezeichneten Rudel die ovale Bahn. Durch gegenseitiges Blocken versuchen die Spielerinnen den Weg für die sogenannte „Jammerinn” des Teams freizumachen. Jedes Mal wenn die „Jammerinn” eines Teams das „Pack” umrundet, erhält dieses einen Punkt pro überrundeter Spielerin des Gegners.
Spiel 1: Sea Gals gegen Tampere Howlin Rolls
1. Halbzeit
Die Sporthalle in Othmarschen ist bereits für das erste Spiel gut besucht. Zahlreiche Harbor Girls Fans haben den im Vergleich zu Spielen auf St. Pauli längeren Weg auf sich genommen, um ihr Team anzufeuern. Den ersten Jubel gibt es für die vier Spielerinnen aus Hamburg, die in Dallas für Deutschland bei der Rollerderby-Weltmeisterschaft spielen werden. Um die Reise zu finanzieren steht die Afterbout-Party ab 22.30 Uhr in den Fanräumen des Millerntorstadions auch ganz im Zeichen der Solidarität mit den Nationalmannschaftsspielerinnen. Der Eintritt ist frei, die Getränkeeinnahmen gehen an die Hamburger Spielerinnen des Team-Germany.
Zum Start des Spiels gibt es für Hamburg zunächst wenig zu Jubeln: Tampere gelingt im ersten Jam ein Blitzstart, der die Finninnen in Führung bringt. Ein Power Jam für Tampere, der bedeutet, dass nur ein Team punkten kann, da die andere Jammerin auf der Strafbank sitzt, bringt den Howlin Rolls weitere Punkte. Rough Roudie gelingt es dann schließlich ein paar Punkte für die Sea Gals zu holen, doch eine weitere Strafe führt zu einem erneuten Power Jam für Tampere, nach dem es 15:34 für die Finninnen steht. Bereits früh im Spiel zeigt sich, dass die Sea Gals Probleme haben an den Blockerinnen der Howlin Rolls vorbeizukommen. Die Finninnen haben ihrerseits kaum Probleme das Pack zu durchbrechen, was ihnen wichtige Punkte sichert. Im direkten Duell der Jamerinnen zeigen sich die Sea Gals hingegen besonders in puncto Geschwindigkeit leicht im Vorteil. Erst Miss Zoffi, eine der erfahrensten Spielerinnen der Sea Gals, sorgt mit einem rasanten Lauf und viel Durchsetzungsvermögen für Verwirrung bei den Blockerinnen aus Tampere und hält Hamburg bei einem neuen Spielstand von 31:53 im Spiel. Der Bann scheint danach gebrochen: Obwohl Tampere noch immer besser blockt als die Sea Gals, gelingt es den Jamerinnen aus Hamburg jetzt leichter zu punkten. Rough Roudie kann schließlich trotz einiger Mühe auf 54:60 verkürzen. Ein unglaublich schneller Jam von Miss Zoffi lässt das Publikum fünf Minuten vor der Halbzeit jubeln. Als wären die Finninnen gar nicht da saust sie durch das Pack und bringt Hamburg bis auf einen Punkt an Tampere heran. Die Howlin Rolls fangen sich aber kurz vor Schluss wieder und bauen die Führung erneut aus. Dennoch bleibt es ein sehr ausgeglichenes Spiel. Während Tampere in den Blocks überlegen ist, zeigen die Hamburger Jamerinnen immer wieder, dass sie die Schnelleren auf dem Track sind – wenn agsie es denn durch das Pack schaffen. Die Teams gehen bei einem im Rollerderby knappen Stand von 96:111 in die Pause.
2. Halbzeit
Die zweite Spielhälfte beginnt nach einem illegalen Block durch Tampere mit einem Power Jam für die Sea Gals. Die Hamburgerinnen können dabei zwar punkten, aber da auch die Finninnen Punkte einfahren bleibt es bei der Führung für die Howlin Rolls. Auch die Probleme der Sea Gals aus der ersten Hälfte bleiben bestehen. Es gelingt ihnen kaum einen Weg an den Blockerinnen aus Finnland vorbei zu finden, während Tampere trotz langsamerer Jamerinnen punkten kann. Nach zehn Minuten liegen die Finninnen mit 120:139 in Führung. Obwohl die Sea Gals kämpfen, gelingt es ihnen immer seltener die Jamerinnen aus Tampere am Punkten zu hindern. Die Howlin Rolls hingegen stehen weiter sehr dicht um Pack und verhindern, dass Hamburg die Führung der Finninnen erneut gefährden kann. Am Ende könnte hier der längere Atem der Spielerinnen aus Tampere entscheiden. Es ist aber erneut Miss Zoffi, die mit ihrem rasanten Fahrstil Unordnung in das Pack bringt. Sie scheint die einzige Spielerin zu sein, gegen die die Blockerinnen aus Tampere kein Mittel finden können. Das Publikum springt von den Sitzen, als nach einem unglaublichen Jam von Miss Zoffi die Sea Gals erstmals in diesem Spiel in Führung gehen. Bei einem Stand von 186:184 wird das hier eine ganz knappe Kiste. Sobald Miss Zoffi den Track verlässt, nimmt Tampere jedoch das Ruder sofort wieder in die Hand und geht erneut in Führung. Den Sieg wollen sich die Finninnen so kurz vor Schluss nicht mehr nehmen lassen. Die Kraft der Hamburgerinnen reicht einfach nicht mehr, um gegen das Tempo, das Tampere jetzt vorgibt anzukommen. Am Ende verlieren die Sea Gals nach einem spannenden und kämpferischen Spiel mit 198:216.
Gleich geht es hier weiter mit dem Spiel der Harbor Girls gegen Tampere.
Spiel 2: Harbor Girls gegen Tampere Rollin Hos
1. Halbzeit
Das Publikum steht zum Empfang der Harbor Girls in der Halle. Die Niederlage der Sea Gals kurz zuvor scheint vergessen, jetzt fiebert alles dem kommenden Spiel entgegen. Und das beginnt schon wie das Spiel der Sea Gals zuvor mit der Führung für Tampere. Original Pirate hat Probleme durch das Pack zu kommen, was Tampere für die ersten Punkte nutzt. Ein Power Jam für die Harbor Girls ermöglicht es dann aber Lotta Loveless die Hamburgerinnen in Führung zu bringen. Bisher scheinen die Teams sehr ausgeglichen. Beide Mannschaften stehen sehr dicht im Pack und sorgen dafür, dass die Jamerinnen eine harte Aufgabe vor sich haben, wenn es darum geht an den Blockerinnen vorbeizukommen. Beide Teams kämpfen verbissen um jeden Punkt, dennoch gelingt es den Harbor Girls nach und nach einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten. Nach zehn Minuten steht es 35:28. Lotta Loveless gelingt es die Führung weiter auszubauen, doch Zeit zum Ausruhen ist hier noch lange nicht. Tampere greift immer wieder an, wird jedoch immer wieder durch die Blocks der Harbor Girls gestoppt. Besonders im direkten Kontakt schenken sich beide Teams nichts: Es kommt immer wieder zu Stürzen und harten Blocks. Blaue Flecken sind hier offensichtlich heute garantiert. Schritt für Schritt arbeitet sich so auch Tampere wieder an die Harbor Girls heran. Zehn Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte trennt nur noch ein Punkt die beiden Mannschaften. Es bleibt spannend: Die Führung wird hin und her gegeben, einen klaren Vorteil kann sich keins der beiden Teams erarbeiten. Die Spielerinnen scheinen sich in alle Punkten ebenbürtig zu sein. Das spiegelt lange Zeit auch das Ergebnis wider, bis die Harbor Girls kurz vor der Pause einen Power Jam erhalten und diesen Nutzen, um wichtige Punkte zu machen. Zur Halbzeit steht es 75:65.
2. Halbzeit
Gleich nachdem die Teams aus der Pause kommen, macht Tampere deutlich, dass noch nichts entschieden ist und kämpft sich wieder dichter an die Harbor Girls heran. Es ist erneut Miss Zoffi, die den Abstand wieder vergrößert. Auch wenn das Spiel an sich schon sehr schnell ist, Miss Zoffi zeigt immer wieder ihre besonderen Sprintqualitäten und bringt ihre Gegnerinnen damit in Bedrängnis. Auch Lotta Loveless beweist, dass die Harbor Girls gut in Form sind und sorgt für steten Zuwachs auf dem Punktekonto. Tampere gibt sich aber nicht geschlagen und kann das Tempo, das die Hamburgerinnen vorgeben, mitgehen. 20 Minuten vor Schluss steht es 105:101 für Hamburg – knapper geht es kaum. Ein Power Jam bringt dann wieder Tampere in Führung, so schnell wie die Führung bei diesem Stand wechseln kann, ist kaum abzusehen wer am Ende die Nase vorne haben wird. Beide Teams zeigen hier eine tolle Leistung und sind absolut gleichwertig. Obwohl die Harbor Girls knapp zehn Minuten vor Schluss zurück liegen, feiern die Fans ihr Team. Im Fanblock hält es kaum jemanden auf den Sitzen, die Meisten stehen und feuern die Hamburgerinnen aus voller Kehle an. Die machen kurz vor Schluss noch einmal wichtige Punkte gut: Erneut ist es Miss Zoffi, die sich bei einem Power Jam nicht lange bitten lässt und die Harbor Girls bei einem Ergebnis von 136:141 im Spiel hält. Das Spiel wird gegen Ende zunehmend hektischer, beide Mannschaften wissen, dass der Sieg in greifbarer Nähe ist und wollen auf den letzten Metern noch einmal alles geben. Lotta Loveless bringt die Harbor Girls nur vier Minuten vor Schluss erneut in Führung. Doch nur drei Punkte trennen Hamburg von Tampere. Das ist Nervenkitzel pur und der Auftakt zu einem packenden Finale. Jeanne Dark nutzt einen Power Jam um mehr Abstand auf Tampere herauszufahren. 20 Zähler liegt Hamburg jetzt in Führung. Wird das reichen? Ja es reicht, ja es reicht! Die Harbor Girls beißen sich durch die letzten Minuten des Spiels und wehren alle Angriffe der Finninnen erfolgreich ab. Die Fans sind aus dem Häuschen, Glitzerkonfetti fliegt, hier sitzt niemand mehr! In einem packenden, schnellen und actiongeladenen Rollerderby-Match gewinnen die Harbor Girls denkbar knapp mit 174:153. Ein Fest für die Fans und ein riesiger Erfolg für das Team gegen den starken Gegner aus Tampere. Heute darf ordentlich gefeiert werden – natürlich auch zur Unterstützung des Team-Germany bei der Rollerderby-Weltmeisterschaft in Dallas.
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