Ein Spielfilm mit vier Lampedusaflüchtlingen in den Hauptrollen wird zurzeit im Hamburg gedreht. Das Projekt entstand auf Mitinitiative der Flüchtlinge.
Ein besonderes Filmprojekt stellt ein kleines Team um den Regisseur Roman Toulany mit vier Lampedusa-Flüchtlingen in den Hauptrollen auf die Beine. Ohne großes Budget, überwiegend finanziert durch eine Crowdfundingkampagne wird der Film „Life Was Good In Lybia“ in Hamburg gedreht. Die Dreharbeiten begannen in dieser Woche. Mittendrin hat am Set am Elbstrand vorbeigeschaut.
Es sind 30 Grad bei strahlendem Sonnenschein, als am späten Nachmittag die Partyszene am Elbstrand beginnt. Etwa 20 Statisten sitzen und liegen auf Decken am Strand, eine Bar ist aufgebaut. Regisseur Roman Toulany gibt die letzten Anweisungen: „Alle, die hellblau tragen, will ich nicht im Bild haben!“ Eine Decke muss noch verrückt werden, eine Person sich hinlegen, dann heißt es „Action“. In der Szene läuft der Hauptdarsteller Biggie mit Anna, die er vor Kurzem kennengelernt hat, von der Bar bis zu den Steinen am Wasser. Eigentlich keine große Szene, dennoch dauert es etwa eine Stunde, bis alle Einstellungen im Kasten sind. Nebenbei findet Regisseur Roman noch ein paar Augenblicke Zeit, um über die Motivation, einen Spielfilm mit den Lampedusa-Flüchtlinge zu drehen, zu sprechen.
„Kein Film über die Flüchtlinge, sondern mit ihnen“
Als Roman Toulany im Frühjahr dieses Jahres einen ruhigen Ort in Hamburg suchte, um ein Drehbuch zu schreiben, stieß er zufällig auf die St. Pauli Kirche. „Ich wusste zwar, dass hier die Lampedusa-Flüchtlinge in Containern wohnten, bin aber nicht extra deswegen dorthin gegangen“, erzählt er. „Über die Zeit habe ich die Jungs als Menschen kennengelernt, wir haben Witze erzählt und sind Freunde geworden. Über ihre Flucht haben wir dabei nie gesprochen.“ Irgendwann im April entstanden schließlich ein paar Filmaufnahmen. Nicht, um daraus einem Film zu schneiden, sondern einfach aus Spaß. „Dabei habe ich gemerkt, wie gut die Jungs schauspielern und improvisieren können. Durch die gemeinsame Arbeit entstand bei allen Beteiligten der Wunsch nach einem größeren Projekt.“ Toulany setzte sich daraufhin das erste Mal mit den Flüchtlingen zusammen, um über ihre Erlebnisse in den vergangenen vier Jahren zu sprechen. „Wir haben Witze über die Flucht gemacht. Schwere, aber es war kein Drama. Deswegen haben wir beschlossen, dass wir einen Spielfilm über das machen, worüber wir lachen. Denn Lachen verbindet die Menschen am meisten.“
Der Film beruht auf wahren Tatsachen
Das Drehbuch entwickelte Roman Toulany aus den Geschichten der Flüchtlinge und erschuf vier Charaktere. Der Film handelt dabei von vier Lampedusa-Flüchtlinge, deren Schicksale in Hamburg durch ihre Freundschaft zusammenhängen. Als für zwei von ihnen der Tag der Abschiebung näher rückt, trifft einer eine Entscheidung, die das Wohl der gesamten Gruppe gefährdet. Im Mittelpunkt stehen dabei die unterschiedlichen Charaktere und die Art, wie sie mit ihrer Situation in der Hansestadt umgehen. Einer möchte unbedingt arbeiten, ein anderer dealt mit Drogen, da er keine Hoffnung auf eine Arbeitserlaubnis hat. Außer dem geringen Budget, gibt es auch noch ein weiteres großes Problem, welches den knappen Zeitplan erklärt. So muss einer der Hauptdarsteller Anfang August nach Italien, um seinen Pass zu verlängern.
Unmittelbar nach Abschluss der Dreharbeiten im August, wird der Film unter professioneller Leitung geschnitten. Danach soll der Film nach Möglichkeit auf nationalen und internationalen Festivals laufen. „Unser Streben ist es, diesen Film so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Auch jenen, die sich nicht unbedingt für dieses Thema interessieren oder sich damit aktiv auseinandersetzen“, erklärt der Regisseur. Am Elbstrand wird währenddessen die nächste Szene gedreht. Für alle, die mithelfen wollen: Die Crowdfundingkampagne läuft noch bis zum 27. Juli.
Fotos: Tobias Johanning
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden