Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit selbst. Für Hamburger Jugendliche ist er wahr geworden – zumindest fast.
Konzentriert bedienen die Jugendlichen Gashebel und Lenkpedale, prüfen Neigung und Höhe des Flugzeugs und halten es auf Kurs. Einer macht sich einen Spaß daraus, die Maschine in möglichst starke Schieflage zu bringen und schrammt haarscharf am Hamburger Fernsehturm vorbei. Unverantwortlich? Nein, denn die SchülerInnen testen die Flugsimulatoren der Flugschule FTO Nord – für viele das Highlight des Sommercamps „Faszination Fliegen“.
Technikinteresse fördern
So auch für die 15-jährige Charlotte. „Ich kann das überhaupt nicht, aber es macht trotzdem total Spaß!“, lacht sie. Da sie sich schon immer für Physik und Mathe interessierte, stieß sie auf den Newsletter des Faszination Technik Klubs: „Als ich vom Sommercamp gelesen habe, dachte ich: Warum nicht? Ich probier‘ das einfach mal aus. So kann ich auch in den Ferien mein Interesse weiterentwickeln“, sagt Charlotte. Zum dritten Mal veranstaltet der Klub das Sommercamp in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften und verschiedenen Unternehmen der Flugbranche. Parallel finden die Camps zum Thema „Faszination Schiff“ und „Zukünftige Energien“ statt. Faszination Fliegen – das bedeutet für alle etwas Anderes: „Beim Fliegen kann man die Welt aus einem ganz neuen Blickwinkel sehen und dabei Sachen entdecken, die einem vom Boden aus gar nicht auffallen“, meint Charlotte. Andere nennen das Gefühl der Freiheit und den Wunsch, viel herumzukommen.
Auch wer überlegt, später beruflich ins Cockpit zu steigen, kann hier etwas mitnehmen. Großes Interesse besteht, als Pilot Daniel von seiner beruflichen Laufbahn erzählt. Zunächst hatte er Informatik studiert, doch auf den Dienstreisen per Flugzeug kam die Sehnsucht wieder auf, das Steuersystem selbst zu bedienen. Also machte er eine Pilotenausbildung. Nun erläutert er die verschiedenen Ausbildungsstufen- und möglichkeiten und legt dem Nachwuchs ans Herz, sich das genau zu überlegen: „Die VerkehrspilotInnenprüfung ist echt hart. In drei Tagen wird Wissen aus 14 Fächern wie Meterologie, Luftrecht, Aerodynamik und menschliches Leistungsvermögen abgefragt. Andererseits können die vielen verschiedenen Fächer auch sehr spannend sein. Ihr müsst euch nur sicher sein, dass ihr das wollt.“ Dann gebe es auch verschiedene Möglichkeiten: PrivatpilotIn oder BerufspilotIn, schulische Ausbildung oder Ausbildung bei einer Fluggesellschaft. Ein sehr guter Abiturschnitt sei nicht zwingend Voraussetzung – auch wenn es die Chancen erhöhe, da das Interesse am Beruf momentan größer sei als die Anzahl der zu vergebenen Arbeitsplätze. „Viele bauen sich inzwischen ein zweites Standbein auf“, sagt Daniel.
Erworbenes Wissen gleich praktisch anwenden
Dem Interesse am physikalischen und technischen Wissen rund ums Fliegen tut das keinen Abbruch. Am Montag nahm Professor Schulz die SchülerInnen zunächst mit auf eine Zeitreise des Traums vom Fliegen – von Mythen bis zu den ersten nachweisbaren Konstruktionsversuchen und Flügen. Danach gab er eine Einführung in Physik des Auftriebs. Ihre neu erworbenen Kenntnisse durften die Jugendlichen gleich in die Tat umsetzen: In Gruppen sollten sie ein flugfähiges Flugzeugmodell aus Styropor bauen. Das klappte unterschiedlich gut, wie sich beim anschließenden Test herausstellte. Doch davon sollen sich die SchülerInnen nicht entmutigen lassen, meint Schulz: „Auch die bekannten Größen der Geschichte haben ihre Flugzeuge nicht in einer halben Stunde gebaut. Es geht darum, dass ihr euer Wissen anwendet und euch ausprobiert.“ Gelegenheit dazu haben die TeilnehmerInnen während der Woche rund ums Fliegen in jedem Fall.
Foto: Tobias Johanning
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