Wenn mich Menschen fragen, wo ich wohne, antworte ich meistens ausweichend. Nicht weil ich mich schäme, sondern weil ich oft keine Lust auf langwierige Erklärungen habe. Eine Liebeserklärung an meinen Stadtteil.
Veröffentlicht am 31. Mai 2014
Ich lebe in Hohenfelde, einem der kleinsten Stadtteile Hamburgs. Nicht einmal 10.000 Menschen wohnen hier auf 1,1 Quadratkilometern. Abgesehen vom Straßenlärm an der Lübecker Straße ist es ziemlich ruhig und oft sogar ziemlich idyllisch hier zwischen St. Georg, Uhlenhorst, Borgfelde und Eilbek.
Ich lebe noch nicht lange hier, aber ich habe den Stadtteil kennen- und vor allem lieben gelernt. In zehn Minuten bin ich im Mittendrin-Büro, ebenso schnell an der Alster oder im Supermarkt. Fünf Minuten Fußweg entfernt von der Alsterschwimmhalle und dem Marienkrankenhaus, drei Minuten zur U-Bahn und von da aus nur zwei Stationen, wahlweise mit den Linien U1 oder U3, bis zum Hauptbahnhof – Hohenfelde ist super gelegen.
Immer derselbe Dialog
Trotzdem führe ich mit Menschen, die ich treffe immer wieder denselben Dialog: „Und wo wohnst du?“ – „In Hohenfelde.“ Im Laufe meiner Zeit in Hamburg habe ich im wesentlichen drei Reaktionen auf diesen Satz bekommen:
Ratlosigkeit
Ratlosigkeit: Mein Gegenüber nickt langsam, wartet einen Moment, ob ich noch etwas sage und fragt dann meistens schüchtern: „Und wo ist das?“ „In der Nähe vom Berliner Tor“, sage ich dann und wiederhole im Anschluss die immer gleichen Schlagworte: „Lübecker Straße, Alsterschwimmhalle, Marienkrankenhaus.“ Bei den Ratlosen hilft das meistens trotzdem wenig. Sie klammen sich fest an das, was sie kennen und wiederholen leise und langsam „Berliner Tor“.
Klugscheißen
Klugscheißen: Es gibt auch Leute, die meinen, zu wissen, wo Hohenfelde liegt. „Ah, da bei Harburg“, sagt mein Gegenüber. „Ein Freund von mir wohnt da auch. Das ist aber ganz schön weit draußen, oder?“ „Nein“, sage ich dann. „Du meinst Heimfeld. Das klingt so ähnlich, ist aber ganz wo anders.“ Wenn ich ansetze, um zu erklären, wo ich denn nun genau wohne, fallen sie mir schon ins Wort, bevor ich den ersten Satz beendet habe und raten wild drauf los. Ich lasse sie dann meistens so lange raten, bis sie alle Stadtteile aufgezählt haben, die sie kennen und verrate erst dann, wo Hohenfelde denn nun liegt.
Sympathie-Bekundungen
Sympathie-Bekundungen: Die Menschen, die etwas mit Hohenfelde anfangen können, haben meist früher dort gelebt, oder tun dies immer noch. Genau das bringen sie dann auch zum Ausdruck: „Da hab ich auch mal gewohnt. Und wo genau in Hohenfelde?“ Meistens erzählen diese Menschen dann Geschichten aus ihrer Kindheit und geben komplizierte Wegbeschreibungen zu den Orten ab, wo sie selbst einmal gewohnt haben. Dann bin ich oft derjenige, der ratlos nickt.
Hohenfelde ist klasse. Es ist vielseitig, es ist grün und super angebunden. Hier leben viele Familien, die Nahversorgung ist gut und die Naherholung auch. Feiern kann man hier zwar nicht und auch eine „Szene“ sucht man vergeblich. Aber ich mag Hohenfelde und ich mag das Leben hier im Stadtteil. Ich weiß, es liegt nicht im Bezirk Mitte, aber es gehört doch irgendwie dazu. Kommt doch mal vorbei, es lohnt sich.
Foto: Marvin Mertens
Ralf
31. Mai 2014 at 10:52
Lächel, wundschöne Beschreibung des Stadtteils. Mit Borgfelde haben wir das gleiche „Problem“. Wenn ich jemand erzähle, dass ich Borgfelde wohne, erscheinen nur riesige Fragezeichen in den Gesichtern. Als kleinen Scherz, ich bezeichne Hohenfelde immer als Vorgarten Borgfeldes.
Sabine
31. Mai 2014 at 21:58
Wunderschöne Beschreibung … zufällig habe ich heute gerade über Hohenfelde etwas recherchiert, weil ich in Kürze ein Brücke aus Hohenfelde auf HAMBURGS BRÜCKEN vorstelle und da habe ich mir doch soeben die Freiheit genommen, auf diesen wunderschönen Artikel zu verlinken.
Tönsen
1. Juni 2014 at 01:17
Klasse geschrieben!und die Gegend mag ich auch!