Wo tun sich ein Imam und eine Sozialpädagogin zusammen, um gemeinsam Antidiskriminierungsarbeit zu leisten? Die Kombination hört sich nach einem ungewöhnlichen Team an, ist in St. Georg aber längst Normalität.
Von Kristin Brüggemann
Die Imame der muslimisch afrikanischen Masjid-Sabikun-Gemeinde unterstützen ihre Mitglieder schon länger bei der Kindererziehung. Es wurden Erziehungs-Workshops durchgeführt über Fragen, die so vielfältig sind wie die Kinder selbst. Zum Beispiel: „Worauf sollten wir beim Umgang mit Facebook und Co. achten?“
Die Eltern haben in den Workshops den Wunsch geäußert, mit Erziehungsexperten ins Gespräch zu kommen, berichtet die Sozialpädagogin Anne Pelzer. Die Eltern knüpfen in der Erziehung an ihre Erfahrungen aus der Heimat an, während deutsche Erzieher und Erzieherinnen zusammen mit Lehrern und Lehrerinnen häufig ganz andere Schwerpunkte setzten. „Der Dialog mit den deutschen Erziehungsinstitutionen gelingt nicht immer gut“, gibt Pelzer zu bedenken. Häufig hätten die Eltern das Gefühl, dass sie mit ihren Vorstellungen nicht ernst genommen würden. In dieser Situation sind die Kinder die Leidtragenden. Sie sind mit unterschiedlichen Erwartungen von Schule und Elternhaus konfrontiert und werden bei dem Versuch, es beiden Seiten recht zu machen, aufgerieben. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Kindern und Eltern gerecht werden zu können, gibt es parallele Workshops für Eltern und Kinder. So wird Anne Pelzer dialogisch mit dem Imam und den Eltern arbeiten. Weitere Experten und Expertinnen werden zu einzelnen Themen hinzugezogen. Die Antidiskriminierungstrainerin Sally Mary Riedel wird mit den Jugendlichen üben, wie sie mit Diskriminierungserfahrungen im Alltag umgehen können.
Der Workshop hat auch zum Ziel, den Migrationshintergrund nicht als „zu behandelndes Problem“ zu sehen- sondern als Chance zur Stärkung der Kinder. Für die fünf muslimisch-afrikanischen Gemeinden, die an dem Workshop teilnehmen, hat sich hier wohl ein Dream Team zusammengefunden. Anne Pelzer lobt das „hohe ehrenamtliche Engagement“ der Migrantenorganisationen und hofft auf eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit.
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