Kobito veröffentlicht sein erstes Album „Blaupausen“ bei Audiolith. Mittendrin hat mit dem Rapper über arm sein und Polizeigewalt gesprochen und erfuhr warum er ein Lied auf Spanisch gesungen hat, aber nie veröffentlichte.
Veröffentlicht am 30. Mai 2014
Mittendrin: Dein Album „Blaupausen“ ist noch nicht draußen, aber du hast trotzdem schon einige Songs bei Auftritten gespielt. Wie kamen diese an?
Kobito: Wir haben mit den Songs ein bisschen vorgefühlt, wie sie live wirken. Es war aber ziemlich schön, weil diese Songs live strukturell anders aufgebaut sind. Aber ob wir das gesamte Album nach den Releaseshows nochmal ganz spielen, weiß ich nicht. Man fängt ja schon an zu sortieren, welche Songs ankommen und welche nicht.
Seit 2013 bist du beim Hamburger Label Audiolith unter Vertrag. Wie ist es zu diesem Wechsel gekommen?
Kobito: Der Song „Augen zu“ den ich mit Sookee gemeinsam gemacht habe, hat irgendwie die Aufmerksamkeit von Audiolith geweckt. Zwei Jahre später, als ich mein nächstes Album rausgebracht habe, kam dann eine lustige Mail von Lars (Gründer des Labels Audiolith, d.Red.), ob das nächste Album nicht bei ihm herauskommen könnte.
Das nächste Album ist dann direkt „Blaupausen“. Seit wann entsteht diese Langspielplatte schon?
Kobito: Als ich wusste, das daraus ein Album entstehen könnte war es Anfang 2012. Ich hatte die Richtung gefunden, wie ich weiter machen wollte. Ich war damals viel in Buenos Aires und Argentinien unterwegs. In Deutschland habe ich eigentlich weniger geschrieben als in Buenos Aires. Wenn man abgeschnitten ist von seinen normalen Freunden, dann denkt man viel intensiver nach.
Wieso bist du in Buenos Aires gewesen?
Kobito: Beim ersten Mal wollte ich einfach abhauen, weil in Deutschland alles drunter und drüber gegangen ist. Es war mir alles zu viel. Beim zweiten Mal 2013 bin ich dann wieder hingefahren, weil ich meine Vohrjahresfreundschaften wieder besuchen wollte. Ich war dann auch Praktikant bei einem Radiosender.
Kannst du jetzt auch Spanisch?
Kobito: 2012 habe ich mich einfach so zu den Leuten gesetzt und dabei ganz viel gelernt. Beim nächsten Mal hatte ich dann vorher schon einen Sprachkurs besucht. Und jetzt läuft das ganz gut.
Dann können wir ja bald eine Spanisches Lied von dir hören?
Kobito: Ich habe sogar schon in Argentinen einen Song aufgenommen, den kennt nur keiner. Als Kobito würde sich das komisch anfühlen. Den besten Zugang zu Worten habe ich eben immer noch mit meiner Muttersprache. Vielleicht eines Tages, wenn es mich reizt und wenn das Thema passt.
In dem Song „Niemals arm“ sagst du, dass du niemals arm warst. Bist du das privat nie gewesen?
Kobito: Die Aussage ist, dass Freundschaften und eine coole Beziehung zur Familie einen davor beschützen, dass man sich arm fühlt. Egal, wie es in der Brieftasche aussieht. Wenn jemand um sein Leben fürchten muss, weil er zu wenig Geld für Essen hat, dann ist das natürlich ein anderer Standpunkt. In meiner Kindheit gab es Zeiten, wo sehr wenig da war und ganz schön viel getan werden musste. Ich erinnere mich dann immer an die Leute, die mich und meiner Familie begleitet haben und dafür gesorgt haben, dass ich mich gut aufgehoben gefühlt habe. Die ich sehr liebe und schon zehn, fünfzehn Jahre bei mir sind. Das ist echt viel wert. Das Lied kommt also wirklich vom Herzen.
Es gibt aber auch politische Aussagen in anderen Songs, wie: „Ich könnte manchmal durchdrehen, wenn ich lese, wie Bullen Menschen prügeln“. Sind das eigene Erfahrungen, die du beschreibst?
Kobito: Ich bin ein politisierter Mensch, insofern war ich oft genug auf Demos und habe das auch selber mitbekommen. Das liest man in der Zeitung ja auch nicht. Da heißt es dann nur, dass 20 Chaoten festgenommen wurden. Wie es aber aus der Nähe aussieht ist eine andere Geschichte. Ich weiß, dass die Gewalt auf Demos passiert. Im Alltag bin ich davon nicht betroffen, weil ich als deutsche Kartoffel natürlich auf der Straße nicht einfach angehalten und kontrolliert werde.
Kann man dich immer noch auf Demos treffen?
Kobito: Wenn mich ein Thema bewegt und ich denke, dass die Demo nicht nur nach innen geht, um sich selber zu zeigen ‚Wir sind stark‘ schon. Besonders bei Solidarität zu bestimmten Leuten, finde ich das sehr gut.
Dein Song sagt ja aber auch aus, dass Demos oft nicht viel bewirken…
Kobito: …das ist natürlich ein Gefühl, das sich einstellt. Wenn man irgendwo hinlaufen möchte, und die Bullen erfinden dann etwas, um einen nicht durchzulassen und dann gleich reinprügeln hat man das Gefühl, dass es einfach nichts bringt. Diese Frustration, wenn man politisch aktiv ist, das drückt das Album auch aus, dieses, ‚Ich glaube, dass es nicht sinnlos ist, aber gleichzeitig zu lernen damit umzugehen‘.
Möchtest du dann mit diesen politischen Songs etwas bewirken oder einfach nur beschreiben, was du selbst erlebt hast?
Kobito: Ich halte nichts davon, wenn Leute sagen ‚Ich verändere mit meiner Musik die Welt‘. Andererseits habe ich natürlich eine Intention. Es gibt Leute, die sich noch viel mehr politisch einsetzen, als ich. Und wenn diese Leute dann soviel geben, aber gleichzeitig auch so oft Entäuschung erfahren, dann hoffe ich, dass ich denen mit diesen Songs ein bisschen Kraft zurückgebe.
Die Releaseshow in Hamburg findet am 08. Juni im Hafenklang statt. Die CD „Blaupausen“ erscheint zwei Tage früher.
Das Interview führte Tobias Johanning.
Foto: Audiolith
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