Sind unsere Talente angeboren oder lernen wir im Laufe unseres Lebens unsere Begabungen erst? Ist es irgendwann zu spät unser wahres Talent zu entdecken? Über diese und andere Fragen hat die Volkshochschule Hamburg am Donnerstag mit Freunden und Politikern diskutiert– mit einem klaren Bekenntnis zum lebenslangen Lernen.
Auf die Frage ob man Fußball spielen lernen kann, hat Marco Feldhusen, Talentscout des FC St. Pauli, eine klare Antwort: „Nein, für den Spitzensport muss man eine bestimmte Gabe mitbringen.“ Auch Sabina Dhein, Direktorin der Theaterakademie Hamburg, pflichtet dem für ihr Fachgebiet bei. Eigentlich könnte die Diskussion der Volkshochschule Hamburg im Nachtasyl des Thalia Theaters hier zu Ende sein. Wenn wir unsere Talente nur richtig einsetzen, können wir alle glücklich und zufrieden leben. Ganz so einfach ist es aber nicht: „Talent ist das eine, Fleiß und Disziplin gehören aber ebenso dazu wie manchmal ein bisschen Glück“, sagt Dhein. Um seine Talente zu nutzen, muss man also auch an sich arbeiten und vor allem gefördert werden. Das gilt nicht nur für junge Menschen, sondern kann auch im Alter noch zu vielen Überraschungen führen.
Talentschuppen Volkshochschule
Einen eindrucksvollen Beweis hierfür liefern zum Auftakt der Veranstaltung drei Gitarrenspieler mit ihrem Auftritt. Alle haben erst als Erwachsene an der Volkshochschule entdeckt, dass sie Musik im Blut haben. Mit entsprechenden Kursen haben sie dann ihr Talent immer weiter ausgebaut und bis zur Bühnenreife gebracht. „Wir sind schon ein echter Talentschuppen“, heißt es zum Auftakt über die Volkshochschule (VHS). Aus diesem Grund steht das Frühjahrsprogramm der VHS auch unter dem Motto: „Talente entdecken – Fang heute mit morgen an“. Mit einem bunten Angebot an Kursen und Workshops soll jeder die Chance bekommen seine versteckten Talente zu finden, von der Fotografie bis hin zu Gesang oder kreativem Schreiben.
Aus Sicht von Christa Goetsch, Bürgerschaftsabgeordnete und ehemalige Schulsenatorin, ist die Erwachsenenbildung aber leider immer noch das fünfte Rad am Wagen der Bildungslandschaft. Das, so ist sich Sabina Dhei sicher, wird sich jedoch im Laufe der kommenden Jahre noch ändern. Auch im Nachtasyl sind an diesem Abend viele KursteilnehmerInnen der Volkshochschule und berichten darüber, wie sie erfolgreich ihre verborgenen Talente entdeckt haben. Dabei komme es nicht immer darauf an, gleich Profi zu werden. Der Spaß am ausprobieren stehe im Vordergrund.
Selektion und Förderung im Bildungssystem
„Damit ein Talent entdeckt werden kann, muss das Umfeld stimmen. Dann heißt es fördern, fördern, fördern“, sagt Dhei und erhält Zustimmung von allen PodiumsteilnehmerInnen. Auch an diesem Abend wird aber hauptsächlich über die Förderung von Kindern und Jugendlichen gesprochen, sei es im Sport, in der Kunst oder in der Schule. Hier gibt es in Hamburg aus Sicht der TeilnehmerInnen noch viel zu tun. „Wir verschwenden derzeit viele Talente im Bildungssystem“, sagt Kazim Abaci, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD und Mitglied im Verein Unternehmer ohne Grenzen. Es werde auch heute noch stark durch die soziale Herkunft selektiert, besonders Kinder aus bildungsfernen Familien hätten es dabei schwer einen guten Schulabschluss zu erreichen.
„Ein ganz wichtiger Aspekt um seine Talente zu nutzen ist das richtige Selbstbewusstsein“, findet Sabina Dhei. Auch dabei will die Volkshochschule junge Menschen unterstützen und bietet in den Ferien im Rahmen des Talentcampus regelmäßig die Gelegenheit für junge Menschen sich selbst auszuprobieren und zu zeigen was in ihnen steckt. Auch Mittendrin konnte sich bereits davon überzeugen wie viele talentierte junge SchreiberInnen, FotografInnen und FilmemacherInnen in Hamburg darauf warten entdeckt zu werden. Gerade bei Jugendlichen ginge es nicht nur um den beruflichen Erfolg, macht Marco Feldhusen deutlich. Er hätte sich als Jugendlicher gewünscht ein Talent dafür zu haben Gitarre zu spielen. „Auf Partys haben sich immer ein paar Jungs eine Gitarre geschnappt und wurden dafür von den Mädels angehimmelt“, erklärt Feldhusen mit einem Grinsen. Hauptsache ist eben, dass man an seinem Talent auch Spaß hat.
Foto: Wikimedia Commons (http://goo.gl/dekGpH)
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