Freitags Montag

Medienkolumne
Jan Freitag

Freier Journalist und Autor | Blog: http://freitagsmedien.com/ | Schreibt bei Mittendrin über die "Wahnsinnsstadt" Hamburg und den wöchentlichen TV-Dschungel

freitagsmedien_Spukki-2_Seite_1Jan Freitag hat sich durch den Mediendschungel dieser Woche gekämpft und dabei wiederholte Brillianz und Partyfernsehen für jung und alt  gefunden.

Wenn etwas Geschichte ist, das wissen wir nicht erst, seit Guido Knopp Deutschlands dunkle Historie zum Guten gedreht hat, kann es auch im gegenwärtigen Diskurs präsent sein. Andy Borg zum Beispiel ist seit Samstag Geschichte, zumindest im Musikantenstadl, dessen Muttersender ihren liebsten Pudel schon mit Mitte 50 aufs Altenteil schiebt. Dennoch wird er weiter durch sein Biotop pilgern, keine Frage. Geschichte ist auch der Kölner Ganzjahreskarnevalist Stefan Raab, zumindest im Eventfernsehen mit Ausflügen zu Wettcouch und Wahlkampf. Dennoch wird die rührige Spaßkanone gewiss weiter durch sein Jagdrevier pirschen.

Geschichte wiederholt sich doch

Mehr Geschichte als alle anderen ist hingegen Elizabeth II., seit moderne Staaten das Inzestsystem vererbter Privilegien durch rotblütige Bevorteilungsmodelle ersetzt haben. Dennoch hat es die Queen beim viertätigen Deutschlandbesuch bis Freitag wieder unablässig ins Programm des royalistischen ARZDF geschafft. Und irgendwie ist auch „True Detective“ insofern Geschichte, als sich die sagenhaft gute US-Serie um je zwei Ermittler bizarrer Morde niemals wiederholen lassen kann. Dachte man zumindest bis zur zweiten Staffel, die seit einer Woche auf verschiedenen Plattformen von Sky abrufbar ist. Mit neuem Starpersonal (Colin Farrell, Vince Vaughn, Taylor Kitsch) beweist der alte Showrunner (Nic Pizzolatto), dass sich Brillanz – diesmal am Tatort Kalifornien – doch erneuern lässt. Geschichte wiederholt sich eben doch manchmal.

Deshalb geht‘s natürlich auch im Partyfernsehen für jung (Stefan) und alt (Andy) weiter, immer weiter, ewig weiter. Borg zum Beispiel darf Samstag seine potenzielle Nachfolgerin im Ersten beobachten, wo die DSDS-Siegerin Beatrice Egli nach der „ZDF-Ostershow“ nun auch „Die Große Show der Träume“ moderieren darf, was inhaltlich exakt so schlicht sein dürfte, wie es klingt. Und Raab? Turnt parallel auf Pro7 seine Schlussbahnen bei „Schlag den Star“ und hat seine Epigonen in Form von Elton, Simon, Joko & Klaas ja auch schon eingeritten.

Sprudelnde Millionengagen des Privatfernsehens

Da darf sich ihr Lehrherr mit kaum 50 getrost aufs goldene Kissen aus stetig sprudelnden Millionengagen des Privatfernsehens setzen und vorab allenfalls auf 3sat der Frage nachsinnen: „Macht Geld glücklich?“ Reporter János Kereszti ist da nämlich skeptisch und fährt Donnerstag um 20.15 Uhr dokumentarisch durchs reiche Deutschland, um mit Menschen vom Aussteiger bis zum Lotto-Gewinner über wahren Wohlstand zu reden. Vielleicht lässt Raab sich aber auch von einem inspirieren, der Besitz eher im Geistigen als bereichernd ansieht: der Dalai Lama. Zum 80. Geburtstag am 6. Juli schenkt ihm Arte allerdings keine Blumen, sondern einen Themenabend über seine Heimat Tibet, an dem es bis elf Uhr wenig herzlich zugeht, angesichts der anhaltend brutalen Okkupation durch China.

Für etwas Entspannung sorgt da immerhin die Pro7-Serie „Empire“ um den HipHop-Mogul Luscious Lyon, der sein Reich im Stile King Lears mit viel Musik, Cross-Promotion und Schauwert ordnet, was inhaltlich oft erschreckend leer ist, aber überaus aufregend und in den USA rasend erfolgreich. Also das Gegenteil von der „Kuhflüsterin“, eine Art deutscher Gegenpol zum Weltreich des Rap. Auf dem ARD-Schmunzelplatz (Freitag, 18.50 Uhr) spielt Cordula Stratmann darin eine westfälische Tierheilerin, deren Chuzpe ihr ganzes Dorf samt des Undercover-Cops nebenan aufmischen – was gelegentlich ganz putzig ist, aber vor allem sehr, sehr betulich.

Das gilt auch für die farbige „Wiederholung der Woche“, deren biedere Nachkriegsaura allerdings auch 60 Jahre später sehenswert ist: „Der Hauptmann von Köpenick“ mit dem gewendeten Nazi-Kumpel Heinz Rühmann als Spielball deutschen Kadavergehorsams (Montag, 20.15 Uhr, Arte). Der wiederum in schwarzweiß zum Lachen animiert, wenn Charly Chaplin als „Der große Diktator“ (Dienstag, 0.15 Uhr, ZDFkultur) sein aberwitziges Schtonk durchs Jahr 1940 brüllt.

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