Die Bands Ensiferum, Insomnium und Omnium Gatherum feierten ein kleines Finnland-Festival im Gruenspan – Justus Ledig ließ sich in den Norden entführen.
Bei gerade fünfeinhalb Millionen Einwohnern hat Finnland, das Land der tausend Seen, eine bemerkenswerte Anzahl hochklassiger Metalbands hervorgebracht. Drei davon machten vor kurzem in Hamburg halt: die Viking-Metal-Truppe Ensiferum mit frischem Album, die Landsleute von Insomnium sowie die Jungs von Omnium Gatherum, die sich beide dem Melodic Death Metal verschrieben haben.
Der Auftakt: Party mit düsterem Inhalt
Letztgenannte machen in einem gut gefüllten Saal den Anfang für den Dreierpack. Die seit knapp 20 Jahren agierenden Omnium Gatherum mit ihrem melancholischen und doch zackigen Sound entpuppen sich schnell als Truppe mit großem Unterhaltungswert. Der musikalischen Düsternis zum Trotz scheinen die Herren mächtig Spaß zu haben, allen voran Sänger Jukka. Der grauhaarige Lockenkopf wirbelt über die Bühne, macht Faxen mit dem Rest der Band und fordert mit beinahe lehrerhaftem Blick unermüdlich die ersten Reihen im Publikum heraus. So kann man sich kaum einer der Energie von Omnium Gatherum entziehen, die Spielzeit der ersten Band vergeht wie im Fluge.
Als nächstes sind Insomnium an der Reihe. Die vielgefeierte Gruppe war vor gar nicht langer Zeit zuletzt in Hamburg, kann sich aber auf eine treue Fanschar verlassen. An diesem Abend gibt es Unterstützung durch einen Aushilfsgitarristen, der auch gleich die klaren Gesänge übernehmen muss. Er macht seine Sache überwiegend gut, sellbst wenn die Routine etwas fehlt. Im Vergleich zu ihren Vorgängern geben sich Insomnium wesentlich zurückhaltender, was sicher auch daran liegt, dass Sänger Niilo auch noch den Bass bedient und entsprechend weniger Raum für Bühnenshow hat. Dem Schwermut des melodischen Death Metals mit singenden Gitarren wird das allerdings durchaus gerecht. An Ausdrucksstärke fehlt es dem Auftritt von Insomnium keinesfalls.
Auf in den Kampf mit Ensiferum
Nun aber ist der Headliner gefragt! Ensiferum bringen mit “One Man Army” eine starke neue Platte mit ins Gruenspan und entsprechend legen die “Schwertträger” mit dessen Opener los. In Lederrüstungen gehüllt und standesgemäß kriegsbemalt bleibt man sich inhaltlich trotz aller musikalischen Erneuerungen treu: Es geht um längst vergangene Schlachten, fantastische Helden und alte Götter.
Besonders bemerkenswert an Ensiferum ist, dass sich mittlerweile kaum mehr ein klarer Frontmann ausmachen lässt. Übernahm Petri, Gitarrist und Mann für die fauchenden Vocals, früher stets diese Rolle, so tritt Bassist und zweiter Sänger Sami immer öfter an seine Seite und macht richtig Show. Etwas im Hintergrund hält sich stets Markus, letztes Gründungsmitglied und Songwriter, der ebenfalls Gitarre und Gesang beisteuert. Apropos Gesang: Mehr als einmal bringen die Finnen das Gruenspan mit ihren brachialen Chören zum Beben, dass es nur so eine Freude ist.
Instrumentchen wechsel dich!
Ensiferum können aber auch mal alle Rollen durcheinanderwirbeln, wie sie im späteren Verlauf des Abends beweisen: Netta, die am Akkordeon aushilft, übernimmt einfach mal den Gesang, während die Gitarristen Bass und Schlagzeug verdreschen und sich der Bassist wiederum am Akkordeon versuchen darf. Was gibt es zu hören? “Breaking the Law”, ein Judas-Priest-Cover. Netta trägt dabei eine Polizeimütze und Sonnebrille. Ein reiner Spaß, ließen nicht irgendwelche Testosteroncowboys im Publikum dämliche “Ausziehen!”-Sprüche auf die junge Frau los, die pfleglich überhört werden.
Das soll den Abend indes nicht weiter trüben. Mit einer guten Songauswahl halten Ensiferum Perlen für Fans aller Schaffensphasen bereit und während des Zugabenblocks gibt es zum obligatorischen “Iron” noch einmal Sing-a-long-Wettkämpfe zwischen Oberrang und Saal. Mehr als anderthalb Stunden Show sorgen für zufriedene und verschwitzte Gesichter im Gruenspan. Kiitos!
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