Genug mit der Besinnlichkeit! Die Ruhrpott-Metalband Grave Digger machte mit ihrer „German Metal Attack III“-Tour mächtig Lärm in der Markthalle. Justus Ledig war Teil der überschaubaren Besucherschar.
Die mittlerweile fast 35 Jahre alte Ruhrpott-Metal-Institution macht sich einmal mehr mit einem frischen Album im Gepäck auf eine Winterreise durch Republik und Nachbarländer. Die neue Platte hört auf den Namen „Return of the Reaper“, sollte aber nicht den kompletten Abend bestimmen. Doch der Reihe nach.
Wenig Publikum – Viel Platz
Drei Vorbands haben sich Grave Digger für ihre Tour besorgt, die mich aber nicht von den Socken hauen. Wolfen spielen irgendwas zwischen Power und Thrash Metal, Heavatar sind in ähnlichen Gefilden zu Hause und mit den Nitrogods gibt sich eine Motörhead-mäßige Truppe die Ehre. Ein voller Saal sieht anders aus. Wer aber denkt, dass besonders wenige Fans die Support-Bands würdigen, irrt: Es bleibt den ganzen Abend sehr leer in der Markthalle, geschätzt sind vielleicht 300 bis 500 Menschen vor Ort.
Ruhrpott-Metaltruppe glänzend aufgelegt
Grave Digger als echte Profis lassen sich aber von den geringen Besucherzahlen nicht die Laune verderben. Im Gegenteil: Die Mannen um das Reibeisen Chris Boltendahl sind glänzend aufgelegt und wissen, ihre spielerische Routine mit viel Freude an der Sache zu würzen. Zwischen groovigen Songs vom neuen Album wie dem Opener „Hell Funeral“, Mitsing-Garanten wie „Ballad of a Hangman“ und stampfenden Klassikern wie „Rebellion (The Clans Are Marching)“ bleibt genügend Platz für Späße. So identifiziert der graulockige Sänger Chris Boltendahl einen ihm ähnlich sehenden Mann aus dem Publikum als seinen Doppelgänger . „Dann kann ich ja in Rente gehen und du übernimmst“, lässt Boltendahl den Fan wissen, der womöglich sein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet hat.
Was vor allem aber zählt, ist die Mucke der Totengräber – Und die zieht großartig. Wer noch vor einigen Jahren die Sorge hatte, die Männer im fortgesetzten Alter – vor allem Boltendahl mit seiner röhrenden Stimme – könnten das Niveau nicht mehr lange halten, wird spätestens heute eines Besseren belehrt. Technisch einwandfrei, mit Leidenschaft und Druck bolzen sich Grave Digger durch ihr Set. Dazu haben sich die Herren eine einfache, aber wirksame Deko ausgesucht: Mehrere Särge stehen hochkant auf der Bühne, später erscheinen darauf leuchtende Totenschädel.
In der Kürze liegt die Würze
Wermutstropfen sind allenfalls der zunächst etwas matschige Sound und wie erwähnt das dürftige Publikum, welches die Songs aber tapfer mitsingt. Außerdem erscheint das Konzert etwas kurz, zumindest erklingt der obligatorische Rausschmeißer „Heavy Metal Breakdown“ bemerkenswert früh. Entsprechend fehlen etliche Songs in der Setlist, was bei mittlerweile 16 veröffentlichten Studioalben auch kein Wunder ist. Und dass die Markthalle angesichts der „zu niedrigen“ Temperaturen mal wieder kräftig die Heizung anschraubt, damit wenigstens genug getrunken wird, ist auch kein feiner Zug.
Gelungener Metal-Abend
Dass es so leer blieb, war schade. An einem zu hohen Eintrittspreis kann es nicht gelegen haben, dieser blieb mit 24 Euro im Vorverkauf moderat. Die Vorbands seien mal geschenkt, der Hauptact wusste voll zu überzeugen. Da sich Grave Digger auf deutschen Bühnen aber nicht eben rar machen, mag sich manch einer vielleicht gedacht haben: Ich komme erst auf der nächsten Tour wieder. Schlussendlich kann man aber mit der „German Metal Attack III“ als Besucher durchaus zufrieden sein.
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