Drogenexzesse, Alkoholmissbrauch, weder Moral noch Zukunftsperspektive. „Die Jugend von heute“ wird immer wieder abwertend und resignierend gesagt. Wir jungen Leute scheinen außer Kontrolle zu sein. In Wahrheit sind wir aber ziemlich spießig. Und ängstlich.
Veröffentlicht am 22. April 2014
Situation im Politik-und Gesellschaftsunterricht: Das große Thema Frauenquote wird hitzig diskutiert. Ein 15-jähriger Mitschüler hebt entschlossen seine Hand und behauptet, dass Frauen in Führungspositionen nichts zu suchen hätten. Männer dächten ja eh viel rationaler. Letzten Endes haben bei der Abstimmung 24 gegen und 2 für die Frauenquote gestimmt. Aus welchen Gründen auch immer. So einsam fühlt man sich selten. Ich spüre praktisch die Herdanziehungskraft, wenn ich mir das vor Augen führe. Es mag vielleicht übertrieben klingen, aber wenn das, die Zukunft ist bekomme ich Gänsehaut – auf, auf in die Vergangenheit!
Ein anderer Vorfall in der U-Bahn: „Es ist total widerlich mit 32 sein erstes Kind zu bekommen. Man ist doch total alt! Da braucht sich doch niemand mehr über Fehlgeburten wundern!“ Nein, das sagten nicht etwa 60-jährige CSU-Wähler, sondern zwei 14-jährige Mädchen. Die ältere Dame nebenan hat es sich vor 46 Jahren wahrscheinlich nicht so ausgemalt, als sie damals für mehr Freiheit und Unabhängigkeit der Frau kämpfte.
Ja. Nein. Ich mein‘ Jein.
Sozialwissenschaftler beschreiben meine Altersgenossen als „Generation Y“. Why wie warum. Wir sind die hedonistische Meute, die alles mit jedem bis zum letzten Punkt ausdiskutieren muss. Während sich Arbeitsgeber verzweifelt die Zähne daran ausbeißen, bin ich stolz darauf. Hinterfragen, infrage stellen und Fragen fragen, die niemand fragt. Jedoch bin ich ernüchtert, wenn man nach meiner Mitschülerin nicht einmal die Existenz Jesus anzweifeln darf und „Das Leben des Brian“ an Blasphemie grenze.
Was sich über die Jahre geändert hat, ist die weitreichende Entscheidungsfreiheit, die die junge Generation genießen oder, je nach dem wie man es auffasst, erleiden muss. Mit Freiheit kommt eine große Verantwortung daher und somit auch Angst. Angst vorm Scheitern, vorm enttäuscht werden oder Enttäuschen. Da kommt einem das ehemalige DDR-Konzept gar nicht so schlecht vor. Mit entsprechendem Abiturschnitt wurde einem die Entscheidung für das Studienfach (ab-)genommen und man hatte eine Sorge weniger. Heute darf man sich den Kopf darüber zerbrechen, was man wo wie studiert. Oder doch lieber erst ins Ausland? Nein, Zeitverschwendung! Kunsthistorik oder Philosophie studieren? Nein, dann darf man sich nach der Auffassung der Berufsberatung gleich eine Nummer bei der Arbeitsagentur ziehen. Dann doch lieber Wirtschaft und dann Unternehmensberater werden.
Freiheit vs. Sicherheit
Das Gefühl von Sicherheit liefert sich einen eisernen Kampf mit der Freiheit ab. Doch was gewinnt am Ende? Letztendlich ist es von Person zu Person unterschiedlich und jedem selbst überlassen. Egal ob Weltreise oder Heiraten mit 22. Jedoch möchte ich meine „Peers“ dazu anregen, ehrlich mit sich zu sein. Lohnt es sich wirklich einen Berufswunsch als Drehbuchautor an den Nagel zu hängen, weil es sich als Arzt besser lebt? Hiermit verordne ich jedem mit Zukunftsängsten und Leistungsdruck eine „Chill-Pill“. Angeblich nehmen wir spaßsüchtiges Pack ja gerne Pillen. Wir sollen nur aufpassen, dass daraus keine Anti-Depressiva werden.
Ralf
25. Juni 2014 at 18:23
Sollte sich irgendjemand darüber wundern? Die Ursache ist eindeutig politisch verursacht. Fast die gesamte politische Mafia scherrt sich einen Teufel um die Zukunft unserer Kinder – Bildung, deutliche Veringerung der Jugendarbeitslosigkeit, eine soziale Gestaltung der Gesellschaft, usw und sofort.
Der größte Teil der PolitikerInnen 2.0, denkt nur noch an die eigenen Interessen, an den eigenen Geldbeutel und der eigenen persönlichen Macht.