Noch vor wenigen Monaten stand die Hasenschaukel kurz vor ihrem Ende. Inzwischen sieht die Lage etwas anders aus. Unterstützungsangebote von vielen Seiten sowie eine äußerst erfolgreich gestartete Crowdfunding-Kampagne lassen nun wieder auf eine rosa Zukunft zu hoffen – heißt: auf rosafarbene, offene Türen, in der Silbersackstraße 17.
Für viele kleinere Hamburger Clubs liegen Erfolg und leere Kassen immer wieder bedrohlich nahe beieinander. Die Hasenschaukel gehört genau in diese Kategorie. Weit über die Stadtgrenzen ist der kleine Laden für sein ausgefuchstes Liveprogramm und die flauschig-persönliche Atmosphäre bekannt. Künstler wie Gisbert zu Knyphausen, Against me! oder Rue Royale spielten auf der Minibühne längst bevor sie regelmäßig auf viel größeren standen. Grad Anfang 2014 gewann die Hasenschaukel den Club Award als bester Live-Club. Und trotz alledem, ließen Ende des vergangenen Jahres, zehn Jahre nachdem sie die Hasenschaukel gegründet hatten, Anja Büchel und Tanju Boerue verlauten, dass sie nicht mehr könnten, dass die Hasenschaukel bald Geschichte sei.
Zuvor hatten einige Umstände dafür gesorgt, dass die sowieso nie prall gefüllten Kassen nun völlig leer waren. Anja Büchel und Tanju Boerue hatten bis dato fast alles selbst erledigt – die Hasenschaukel war seit jeher ein Herzensprojekt. Die Konzerte waren grundsätzlich kostenlos, um den Besuchern die Scheu vor unbekannten Acts zu nehmen. Das, was trotzdem am Ende eines Konzertabends im Spendenhut landete, ging an die Künstler. Als nun Büchel erkrankte und vor dem Laden dazu auch noch ein Baugerüst den Eingang versteckte, wurden die finanziellen Belastungen zu groß. Anja Büchel und Tanju Boerue verkündeten das Ende der Hasenschaukel.
Doch es kam anders. Von unzähligen Seiten boten Freunde und Künstler ihre Hilfe an. Mit diesen Bekundungen im Rücken überlegten es sich Büchel und Boerue nun doch noch einmal und starteten mit der Crowdfunding-Kampagne letzte Woche in die erste Rettungsphase, die – so der Plan – nach der bevorstehenden Schließung am 31. Mai zum Herbst den Neustart möglich machen sollte.
Schon mehr als 14.000 Euro in der Crowdfundigkasse
Am 15. Mai startete die Crowdfundingphase, bis zum 7. Juli sollten mindestens 12.000 Euro zusammenkommen, um zunächst einmal den Mietvertrag verlängern zu können. Bereits am Montag war das erste Ziel erreicht, derzeit steht die Summe bei mehr als 14.500 Euro. Ein Verlauf, wie er besser kaum hätte sein können. „Wir sind total geplättet und berührt“, erzählt Tanju dazu. „Es zeigt auf jeden Fall, dass die Leute die Hasenschaukel wollen. Also, richtig gerne wollen! Und es zeigt auch, dass sich die Szene gegenseitig helfen kann und es auch tut. Die Menschen scheinen – übrigens auch über die Stadtgrenzen hinaus – zu verstehen, dass man die Liebe zur Musik auch ohne wirtschaftliches Interesse teilen kann.“
Um die Hasenschaukel zukünftig auch auf wirklich haltbare Beine zu stellen, wird jedoch noch mehr benötigt. „Wenn wir insgesamt 30.000 Euro generieren können, sind wir auf dem richtigen, stabilen Weg.“ Dabei ist das Crowdfunding nur eine Säule, um die erhoffte Summe zusammenzubekommen. Mit einiger Verspätung sollen die Tage die „Retter“-Shirts in den Verkauf kommen, das OBS Festival sammelt für die Hasenschaukel und bis zur Schließung stehen noch ein paar Benefiz-Veranstaltungen an (Termine siehe unten).
Kleine Änderungen im Herbst
Dem aktuellen Stand nach geht es somit im Herbst sicher weiter. Die Pause im Sommer soll bis dahin genutzt werden, um einige Abläufe zu überdenken und weiterzuentwickeln. „Wir brauchen dringend jemanden, der sich federführend um das Alltagsgeschäft kümmert: Bestellungen, Logistik, Reinigung, Personalpläne und diese Dinge. Dann können wir uns selbst ums Kreative kümmern, weiterhin die Qualität des Programms gewährleisten und neue Formate und Ideen entwickeln.“ Für die Besucher soll sich dagegen nichts ändern. Zumindest fast nichts. „Wir werden vielleicht bei zwei, drei Konzerten öfter Eintritt nehmen müssen, aber das Ziel ist es ja, das zu vermeiden. Die Besucher selbst sind hoffentlich durch die ganze Problematik nun sensibilisiert und geben gerne in den Hut für die Künstler und trinken ihre Getränke dann auch sowieso bei uns. Die Hasenschaukel kann dann existieren, wenn die Gäste tatsächlich auch kommen und bei uns trinken. Das ist leider ein kleiner marktwirtschaftlicher Nebeneffekt.“
Wer bis dahin noch helfen möchte, ist hier richtig.
Oder bei einer dieser Veranstaltungen, zu denen man im besten Fall durstig kommt:
23. Mai: Thisell
27. Mai: My Darling Clementine
28. Mai: GT Moore (Heron)
30. Mai: Spaceman Spiff
Fotos: Hasenschaukel
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